Inhaltsverzeichnis

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein vorübergehender Trend, der seit einigen Monaten (bzw. Jahren) durch die Branche weht und bald wieder in der Versenkung verschwindet. Vielmehr scheint sich Nachhaltigkeit tatsächlich zu einem langfristigen Credo zu entwickeln, dem sich immer mehr Unternehmen verpflichtet fühlen und das sie sogar zu einem Teil ihrer Firmenphilosophie und -identität machen. Getrieben wird diese Entwicklung hin zu grünerem Handel und größerem Umweltbewusstsein unter anderem durch ein verändertes Kaufverhalten und sich wandelnde Wünsche der Kunden.

Kein Wunder also, dass in jüngster Vergangenheit viele StartUps aus der Taufe gehoben wurden, die mit der Gesamtheit ihrer Geschäftskonzepte für eine nachhaltige Lebensweise eintreten: Ob nun der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung oder eine unnötige Müllproduktion, der Verkauf von ausschließlich umweltfreundlichen Produkten oder auch verschiedene Sharing-Dienste – Nachhaltigkeit dient vielen Firmen als wirtschaftliche Basis.

Doch auch immer mehr Unternehmen, die im Ursprung nichts mit Nachhaltigkeit am Hut hatten, haben mittlerweile Projekte gestartet oder Strategien entwickelt, um dem Zeitgeist besser zu entsprechen. Und genau nach solchen Maßnahmen haben wir uns in der Branche mal umgeschaut. Dabei ließ sich eines ganz deutlich feststellen: Unternehmen lassen sich einiges einfallen, um nachhaltiger zu agieren. Die Bandbreite ist dabei tatsächlich beachtlich.  

Klimaneutraler Versand: „Elbenwald setzt auf den heißen Scheiß in der Branche“

Der Online-Handel ist vor allem deshalb als Müllschleuder verschrien, weil durch den Versand der Produkte nicht nur gigantische Mengen an Kartonagen, Pappe, Paketband oder sonstigem Verpackungsmaterial verbraucht werden, sondern auch der Versand an sich mit einem massiven CO2-Ausstoß verbunden ist. Ein grüner Versand ist für viele Unternehmen ein erster Schritt hin zu einem nachhaltigeren Handel. 

Gezielte oekologische Maßnahmen Elbenwald Screenshot

Nicht nur Anbieter von Naturprodukten wie Waschbär, PureNature oder Lavera bieten in ihren Online-Shops einen umweltfreundlichen Versand an. Auch Händler wie etwa Tchibo oder Elbenwald setzen auf solche Logistikstrategien: „Wir wollen möglichst schnell CO2-neutral werden. Dafür gibt es mehrere Wege, zum Beispiel Ausgleichszahlungen. Das ist im Moment so was wie der heiße Scheiß im Umweltschutz, noch dazu schnell und einfach“, schreibt der Fanartikelshop Elbenwald auf seiner Website. Wo auch immer es möglich sei, will das Unternehmen nach eigenen Aussagen klimaschädliches Verhalten vermeiden. „Und wo das nicht oder noch nicht geht, Ausgleichszahlungen leisten.“

Beim klimaneutralen Versand geht es einerseits um umweltfreundliche Alternativen in der Paketzustellung, etwa mittels E-Fahrzeugen oder Lastenrädern. Allerdings ist die Möglichkeit, CO2 zu vermeiden, innerhalb der Logistik begrenzt. Und daher geht es andererseits (wie beispielsweise beim GoGreen-Versand der DHL) darum, die unvermeidlichen CO2-Emissionen, durch Zahlungen an Klimaschutzprojekte auszugleichen.

Wo eine Übernahme der Ausgleichszahlungen nicht möglich oder nicht gewollt ist, kann man sich trotzdem einbringen: Der Moderiese Zalando überlässt es beispielsweise seinen Kunden, ob sie „grün“ bestellen wollen. Beim Bestellabschluss wird ihnen die Option eingeräumt, einen Zusatzbeitrag in Höhe von 0,25 Euro zu zahlen. Mit diesem Geld werden dann in Zusammenarbeit mit der Zertifizierungsorganisation Gold Standard Projekte unterstützt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, CO2-Emissionen zu reduzieren.

Logistische Mehrwegverpackungen: Aufkleber gegen einen schmuddeligen Eindruck 

Ressourcen können auch geschont werden, wenn Produktverpackungen mehrfach zum Einsatz kommen: Manche Modeanbieter nutzen beispielsweise die Plastiktüten, in welchen sie die einzelnen Kleidungsstücke zum Versand vorbereiten, mehrfach – um bei den Kunden keinen schlechten oder „angegrabbelten“ Eindruck zu erwecken, kommen hierbei auch Hinweise und Aufkleber auf den Tüten zum Einsatz. Damit werden Kundenbeschwerden abgewiegelt und der nachhaltige Einsatz unterstrichen.

Ebenso macht es beispielsweise auch der Online-Shop von Original Unverpackt. Dort werden die Kunden über die Secondhand-Verpackung aufgeklärt: „Unsere Versandverpackungen und das Polstermaterial sind schon mal genutzt worden und werden von uns wiederverwendet. Das ist umweltfreundlicher als recyceln. Verpackungen aus dem Laden kommen in unser Lager und werden für eure Pakete verwendet. Wenn auch du sie weiterverwendest, wird sie noch nachhaltiger.“

Gezielte oekologische Maßnahmen Zalando Repack Pressefoto

Nicht nur Produktverpackungen, sondern auch direkt die Versandverpackungen können mehrfach verwendet werden. So hatte Zalando im Herbst 2019 in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen RePack ein vierwöchiges Pilotprojekt angekündigt, in dessen Rahmen Bestellungen in wiederverwendbaren Verpackungen an die Kunden geliefert werden sollten. Dieses Projekt war auf die Märkte Finnland, Norwegen, Schweden und Dänemark begrenzt. „Durch den nicht anfallenden Müll und den Wegfall der Produktion neuer Verpackungen kann sich der CO2-Ausstoß um bis zu 80 Prozent reduzieren“, schrieb der Modehändler damals in einer entsprechenden Mitteilung.

Ganz unkritisch ist der Einsatz solcher Mehrweg-Versandtaschen allerdings nicht, denn hierbei ist auch das Zutun der Kunden unablässig. Denn selbst, wenn sie alle Teile der Bestellung behalten, müssen sie sich doch um die Rücksendung des Beutels an Zalando kümmern. Ein Mehraufwand, der wahrscheinlich nicht bei allen Shoppern gut ankommen dürfte und daher gut abgewogen werden muss.

Weniger Produktverpackung: Tchibos cleveres Verpackungskonzept

Gezielte oekologische Maßnahmen Tchibo Pfanne

Eine weitere nahe liegende Nachhaltigkeitsmaßnahme von Unternehmen ist, die Menge verbrauchter Ressourcen zu minimieren – etwa durch eine Optimierung der Produktverpackungen. Der Kaffeeröster Tchibo hatte beispielsweise Anfang 2019 neue Verpackungen eingeführt. Diese wurden mithilfe von Neuromarketing entwickelt, um das Design (also Formen, Farben, Kontraste, Texte etc.) bestmöglich an die Wünsche und Bedürfnissen der Kunden anzupassen.

Allerdings ist das nicht alles: „Gleichzeitig sind wir dabei, das Verpackungsmaterial zu verringern, Plastik und Kartonage einzusparen. Die Verbindung aus beidem, ökologische Verbesserung und Funktionalität, ist uns sehr wichtig“, kommentierte Arnd Liedtke, Director Corporate Communications bei Tchibo, gegenüber OnlinehändlerNews. Tchibo habe beispielsweise versucht, die Größe der Verpackung anzupassen, wobei sich das Unternehmen unter anderem an der Frage orientiert habe, ob ein Produkt immer vollständig verpackt sein müsse oder beispielsweise eine Teilverpackung genüge.

Nachfüllpackungen: Ein schwieriges Unterfangen für den stationären Handel

Eigentlich könnten Nachfüllpackungen durchaus als Unterpunkt der Kategorie „Weniger Verpackungen“ eingestuft werden, schließlich ist es die grundlegende Idee hinter solchen Packs, Material und Ressourcen zu schonen. Das kommt einerseits der Umwelt zugute und schont im besten Fall auch die Geldbeutel der Unternehmen und Kunden.

Allerdings ist die Sache nicht ganz so einfach gelagert, wie sie auf den ersten Blick vielleicht scheint. Denn hier werden nicht einfach nur Materialien oder Verpackungsbestandteile weggelassen. Es liegt in der Natur der Sache, dass Nachfüllpacks andere Eigenschaften haben als die Originalprodukte und dies kann für Unternehmen mit Schwierigkeiten behaftet sein.

Gezielte oekologische Maßnahmen JenLean Screenshot

Die Seifenmarke Jean & Len verweist auf ihrer Website auf eben jenen Aspekt: „Nachfüllpackungen helfen, Kunststoffverbrauch und Müll zu reduzieren, da sie aus dünnerem Material hergestellt werden und ohne Sprüh-, Pump- oder sonstige große Entnahmeaufsätze auskommen“, schreibt das Unternehmen. Und jetzt das große Aber: „Auf beiden Seiten benötigen Nachfüllpacks zusätzlichen Lagerplatz und im Handel zusätzlichen Regalplatz für das inhaltlich gleiche Produkt. Insbesondere der Regalplatz im Einzelhandel ist hart umkämpft und die Entscheidung darüber, ob eine Nachfüllpackung in den Regalen landet, trifft der Händler – nicht die Kosmetikmarke.“ 

Denkt man beispielsweise an Handseife im Pumpspender, so lässt sich eine solche Flasche in der Regel deutlich besser lagern oder ansehnlicher präsentieren als reine Beutel mit Flüssigseife. Jean & Len hat im Laufe der Zeit selbst Nachfüllpackungen eingeführt, die über den hauseigenen Online-Shop bestellt werden können.

Optimiertes Verpackungsmaterial: Figuren aus Füllmaterial und die Probleme von Glas

Doch nicht nur die Menge an Verpackung, auch das Material spielt mit Blick auf die Umwelt eine entscheidende Rolle. So hatte Tchibo im Rahmen der neuen Strategie auch angekündigt, dem Polybeutel aus Plastik den Kampf anzusagen und diesen – wo es das Produkt, die Lagerung und der Transport es zulassen – etwa durch eine Banderole aus Pappe zu ersetzen.

Gezielte oekologische Maßnahmen Lush Box

Der Seifenhersteller Lush, der an sich schon auf vegane und tierleidfreie Kosmetik baut und damit moralische Standards setzt, verweist in seinen FAQs ebenfalls auf nachhaltiges Verpackungsmaterial: „Unser Füllmaterial heißt EcoFlo und besteht aus Kartoffel- und Maisstärke. Es ist zu 100 % biologisch abbaubar und kompostierbar. Du kannst es in Wasser auflösen, in der Erde verbuddeln oder wiederverwenden, je nachdem, wonach dir der Sinn steht.“ Und um den Mehrwert für die Kunden noch zu vergrößern, gibt das Unternehmen darüber hinaus Tipps für Bastelideen mit Kindern: „Tipp: Leicht angefeuchtet kleben sie aneinander und man kann wunderbar kleine Figürchen daraus bauen und dem Spieltrieb freien Lauf lassen.“

Ein weiteres Beispiel bietet Otto: Das Traditionshaus hatte Ende 2019 ein Pilotprojekt angekündigt. Durch die Zusammenarbeit mit dem spanischen StartUp Cadel Deinking testete der Versandhändler ab Januar 2020 Tüten, die aus gebrauchtem und wieder aufbereitetem Plastik bestehen. Zum Ziel setzte sich das Unternehmen, in den ersten acht Monaten 2020 insgesamt 85.000 recycelte Polybeutel für den Versand zu nutzen.

Übrigens verweist die Seifenmarke Jean & Len auch auf potenzielle Probleme, die mit scheinbar nachhaltigen Strategien einhergehen: Denn manchmal sieht ein Material auf den ersten Blick umweltfreundlicher aus als ein anderes, wobei der Schein durchaus trügen kann. So erklärt die Marke, dass Glas zwar mit Blick auf Hygiene und Nachhaltigkeit „ein gutes Material“ sei, doch da Glasflaschen deutlich schwerer sind als ihre Kunststoff-Schwestern, gibt es auch Nachteile. Beispielsweise müssen Kunden bei ihren Einkäufen schwerer tragen. Zudem habe das Gewicht „auch Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß beim Transport der Waren und auf die Transportkosten. Außerdem wird bei der Herstellung sehr viel Energie benötigt. Um die Ökobilanz glatt zu ziehen, muss das Glas also sehr lange wiederverwendet werden“. Es müssen also stets verschiedene Komponenten berücksichtigt werden.

Ressourcen aus der Region: Näher ist besser

Der Kauf regionaler Produkte wird mit Blick auf den Umweltschutz immer wieder in den Fokus gerückt. Dies gilt jedoch nicht nur bei Produkten wie Obst und Gemüse, sondern auch beim Kauf von Rohstoffen und Ressourcen im Handel. So setzt Elbenwald etwa auf Verpackungsmaterial, das auf dem deutschen Markt produziert wird: „Einiges haben wir schon geschafft. Unsere Versandverpackungen bestehen aus recyceltem Material und auch das Füllmaterial in den Paketen ist weitgehend (aber noch nicht komplett) Recyclingpapier von Speedman. Und die produzieren alles komplett in Deutschland, was auch gut für den Transport zu uns ist – sowohl was die Kosten als auch die Umwelt betrifft.“

Denn wenn Materialien zwar umweltschonend hergestellt, aber im Endeffekt um die halbe Welt transportiert werden, sieht es unterm Strich in Sachen Nachhaltigkeit (zum Beispiel mit Blick auf den CO2-Ausstoß) dann doch nicht so gut aus.

Grüner Strom für Tetrislampen und Rechner 

Vergleichsweise leicht umzusetzen ist für Unternehmen die Wahl des Stroms. Und die ist durchaus von entscheidender Bedeutung, schließlich sind Büros, Lager und sonstige Unternehmensstandorte echte Stromfresser, weiß auch der Fanartikel-Anbieter Elbenwald: „In unserer Zentrale stehen jede Menge Computer, werden Kameras und Handys geladen, gibt es Kaffee auf Knopfdruck und stylische Tetrislampen, die an der Steckdose hängen. Soll heißen: In einer Firma wird viel Strom verbraucht, in unseren Filialen sowieso. Deswegen setzen wir überall schon heute auf 100 Prozent Ökostrom von LichtBlick. Die machen das seit über 20 Jahren.“

Und damit ist Elbenwald nicht allein. Zalando will beispielsweise bis 2023 jedes Logistikzentrum mit Solarmodulen oder anderen nachhaltigen Gebäudetechnologien ausstatten, um die eigene Nachhaltigkeit noch weiter voranzutreiben. Der Hersteller von Arbeitsbekleidung Engelbert Strauss setzt ebenfalls zu 100 Prozent auf erneuerbare Quellen und hat auf den Dächern einiger seiner Geschäftsgebäude Fotovoltaikanlagen installiert. Das hessische Unternehmen legt nach eigenen Aussagen viel Wert auf den Einsatz klimafreundlicher Technologien wie etwa energiesparende LED-Leuchtmittel oder auch eine intelligente Systematik, mit der die Gebäude energieeffizient geheizt und gekühlt werden können.

Gezielte oekologische Maßnahmen EngelbertStrauss Screenshot

Bäume pflanzen und Schokolade essen

Organisationen wie Plant for the Planet haben sich zum Ziel gesetzt, mithilfe von Aufforstungs-Projekten einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten. Solche Organisationen sind wiederum auf die Hilfe von Unternehmen oder auch Spenden angewiesen. Neben einem dauerhaften Einsatz für solche Projekte bieten auch saisonale Festlichkeiten wie etwa Weihnachten die ideale Gelegenheit für Unternehmen, Gutes zu tun: So haben sich beispielsweise der Strumpfhosenspezialist Calzedonia, der Ausrüster Sport-Thieme, die Ankaufplattform wirkaufens.de oder auch die Bekleidungsmarke Marc O’Polo eingebracht.

Gezielte oekologische Maßnahmen RitterSport Screenshot

Auch die Schokoladenmarke Ritter Sport ist dabei und erklärt in diesem Rahmen: „Wir von Ritter Sport möchten die Welt mit unserer Schokolade nicht nur glücklicher, sondern auch ein kleines bisschen besser machen. Zum Beispiel als Kooperationspartner von Plant-for-the-Planet (PftP) – einer Schülerinitiative, die Felix Finkbeiner mit seinen Freunden im Jahr 2007 gestartet hat. Ihr Ziel: Um Treibhausgase zu reduzieren und Klimagerechtigkeit herzustellen, sollen bis 2020 weltweit 1.000 Milliarden Bäume gepflanzt werden.“ Als Kooperationspartner konnte der Schokohersteller ebenfalls einen Beitrag leisten und beispielsweise bis Ende 2016 in Mexiko mehr als 250.000 Bäume pflanzen.

Grüne Sortimente: Nur, wer’s findet, der kauft’s auch

Auch die Umstellung der eigenen Sortimente oder – was häufiger der Fall sein dürfte – deren Erweiterung um nachhaltige Produkte oder Marken, ist ein Schritt, den viele Unternehmen mit Blick auf mehr Umweltbewusstsein gehen. Wichtig für die Kunden ist an dieser Stelle auch immer, dass die grünen Marken und Angebote einfach und schnell im Online-Shop gefunden werden können, wenn sie denn schon vorhanden sind. Langwierige Suchen können schnell zu Kaufabbrüchen führen. Zalando hat beispielsweise vor einiger Zeit eine eigene Kategorie namens „Nachhaltige Mode“ eingeführt. 

Auch die Elektronikkette MediaMarkt versucht, energiesparende Produkte in den Fokus zu rücken: Dafür hat das Unternehmen ein kleines Siegel in seinen Shop integriert, mit dem alle geeigneten Produkte gekennzeichnet werden. „Unsere Auszeichnung ,Alles im grünen Bereich‘ basiert auf den anspruchsvollen EcoTopTen-Kriterien des unabhängigen Freiburger Ökoinstituts e. V. Dazu gehören neben den Produktparametern wie Modellname, Hersteller und Größe auch ökologische Parameter wie Strom- oder Wasserverbrauch, Kosten wie der Kaufpreis, Stromkosten oder Wasserkosten und Ergebnisse von Qualitätstests“, erklärt das Unternehmen auf seiner Website.

Gezielte oekologische Maßnahmen MediaMarkt Screenshot

Eis aus gerettetem Eis: Materialien retten und Neues schaffen 

Sind Unternehmen selbst als Produzenten bzw. Hersteller aktiv, haben sie natürlich immer auch die Möglichkeit, selbst ein eigenes und nachhaltiges Label auf den Weg zu bringen. Gerade für Modemarken ist dies natürlich nicht einfach, wie das Unternehmen Closed beschreibt: „Wir sind kein Öko-Label. (Und für ein Bekleidungsunternehmen, das viermal im Jahr eine neue Kollektion herausbringt, ist absolute Nachhaltigkeit leider auch unmöglich.) Aber wir entwickeln kontinuierlich neue Möglichkeiten, umweltschonender zu werden. Denn natürlich liegt uns unser Planet am Herzen.“ Um dieses Ziel zu erreichen, verwendet das Unternehmen für seine umweltfreundliche Denim-Linie recycelte Baumwolle und recyceltes Elasthan. Auf diese Weise könne mehr Wasser und Chemikalien eingespart werden.

Gezielte oekologische Maßnahmen Cremissimo Screenshot

Dass Materialien mehrfach verwendet werden, hört sich im Modebereich logisch an. Doch gibt es auch im Lebensmittelbereich kuriose Projekte solcher Art: So hat der Eishersteller Cremissimo eine Eissorte entwickelt, die bis zu 40 Prozent aus gerettetem Eis besteht. Dabei wird nicht verwendetes Eis eingeschmolzen und mit weiteren hochwertigen Zutaten versetzt. Das Resultat: der Schokoheld. Übrigens: Auch die Verpackung von Cremissimo Schokoheld ist zu 100 Prozent recycelbar.

Bienen: Haustiere mal anders bei Lidl und Porsche

Bei nachhaltigen Strategien geht es nicht immer nur um Transportwege oder Ressourcen. Auch das Tierwohl kann und muss dabei im Fokus stehen. Daher ist es umso erfreulicher, dass sich in den vergangenen Jahren immer mehr Unternehmen die Rettung der Bienen auf die Fahne geschrieben haben.

Gezielte oekologische Maßnahmen Lidl PI Tag der Biene obs Lidl

Der Discounter Lidl erklärte erst vor einigen Wochen, dass er nicht nur auf hauseigenen Grundstücken, sondern auch bei Lieferanten Blühflächen geschaffen habe. Insgesamt mehr als 3,5 Millionen Quadratmeter seien inzwischen entstanden, die somit das Nahrungsangebot für bestäubende Insekten erweitern und zudem die Möglichkeiten fürs Nisten verbessern. Dies sei Teil der Lidl-Nachhaltigkeitsstrategie 2030. Auch das Sortiment sei dementsprechend angepasst worden: „Damit auch Kunden ihren heimischen Garten oder Balkon für Insekten nützlich gestalten können, bietet Lidl regelmäßig bienenfreundlich produzierte Pflanzen wie beispielsweise Lavendel an, die reich an Pollen und Nektar und nach Möglichkeit frei von Wirkstoffrückständen sind. Gemeinsam mit Lieferanten und Erzeugern hat das Unternehmen vereinbart, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nachhaltig zu reduzieren.“

Als Sportwagenproduzent dürfte es für Porsche ziemlich schwierig sein, nachhaltiges Engagement in die eigene Firmenphilosophie zu integrieren. Versuchen will es das Unternehmen offenbar trotzdem. Denn wie der Automobilhersteller erst im Mai 2020 bekannt gab, wird er künftig auch als Honigproduzent aktiv sein. Dazu siedelt Porsche auf einer hauseigenen Streuobstwiese am Standort Zuffenhausen 13 Bienenvölker mit jeweils rund 50.000 Tieren an.

Dort soll Honig- und Wildbienen, Hummeln und anderen Insekten eine breite Blütenvielfalt geboten werden, wobei auch diverse Obstbäume, Hecken und Blühstreifen für ein großes Nahrungsangebot sorgen sollen. Pro Jahr will Porsche zunächst rund 1000 Gläser Honig produzieren. Dieser soll dann ab dem Sommer unter dem Namen „Turbienchen“ verkauft werden – etwa in den Mitarbeiter-Shops oder auch an der Kaffeebar im Porsche Museum.

Gezielte oekologische Maßnahmen PorscheAG

Autofreie Mitarbeiter sind gesunde Mitarbeiter

Eine weitere nachhaltige Methode für Unternehmen ist es, auch die eigenen Mitarbeiter in die Strategien zu involvieren. So, wie es etwa der Modespezialist Closed tut. Das Unternehmen, das wie bereits beschrieben auch Materialien recycelt, regt seine Angestellten dazu an, aufs Autofahren zu verzichten und mietet ihnen dazu Fahrräder. Und damit nicht genug: „Wenn bei Geschäftsreisen Bahnfahrten praktikabel sind, steigen wir nicht ins Flugzeug. Kommen Bahnfahrten nicht infrage, gleichen wir den durch die Flüge verursachten CO2-Ausstoß aus, indem wir Projekte unterstützen, mit denen Treibhausgasemissionen gesenkt werden.“ Diese Strategie ist mit Blick auf die Fahrräder nicht nur gut für die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter, sondern entspricht auch dem Gedanken einer nachhaltigen Mobilität.

Bäume statt Schnäppchenschlacht: Little Lunch stärkt grünes Bewusstsein

Es hört sich vielleicht banal an, das Stärken des allgemeinen Bewusstseins für Nachhaltigkeit schon als grüne Strategie zu bezeichnen. Doch das ist es. Jedes Unternehmen, das seine Größe und Reichweite nutzt, um ein besseres Umweltbewusstsein in den Köpfen der Menschen zu verankern, tut Gutes – und das ist eben strategisch wertvoll.

Viele Unternehmen nutzen dabei besondere Tage, wie etwa den sogenannten Earth Day, der jedes Jahr am 22. April begangen wird und in mehr als 175 Ländern darauf ausgelegt ist, die Wertschätzung für die Umwelt zu stärken und Konsumverhalten zu überdenken. In diesem Jahr hat unter anderem Zalando den Anlass genutzt, um eine gezielte Kampagne für mehr Nachhaltigkeit zu starten.

Auch Ebay ließ die Chance nicht ungenutzt und gab den Startschuss für eine komplette „Earth Week“, bei der auf einer eigenen Aktionsseite passende Angebote feilgeboten wurden.

Gezielte oekologische Maßnahmen Ebay Screenshot 

Eine Aktion, die in der Vergangenheit durchaus aus der Masse hervorstach, war der „Green Friday“, den der Suppenhersteller Little Lunch am Schnäppchen-Tag Black Friday veranstaltete. Während viele Unternehmen Kunden mit satten Rabatten lockten und ihre eigenen Umsätze nach oben kurbelten, warb das Unternehmen damit, für alle eingehenden Bestellungen Bäume zu pflanzen. „Green is the new black! Das Thema Nachhaltigkeit liegt uns hier bei Little Lunch sehr am Herzen“, schrieb Little Lunch damals. „Gemeinsam mit Plant-for-the-Planet sorgen wir dafür, dass Bäume in Campeche (Mexiko) gepflanzt werden. So möchten wir einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der weltweiten CO2-Bilanz leisten. Bäume sind das günstigste und effektivste Mittel, CO2 zu binden und so der Menschheit einen Zeitjoker zu verschaffen, um die Treibhausgas-Emissionen auf Null zu senken und die Klimakrise abzuschwächen.“

Fazit: Es gibt keine Ausreden mehr!

Die zahlreichen Beispiele aus der Welt des Handels haben gezeigt, dass es für Unternehmen eine gigantische Bandbreite an Möglichkeiten gibt, nachhaltig zu agieren. Zumal davon ausgegangen werden darf, dass es über die gezeigten Projekte hinweg noch viele weitere Möglichkeiten gibt. Viele der Strategien – wie etwa die Themen grüner Strom oder Versand – können vergleichsweise schnell und einfach umgesetzt werden. Vielleicht scheuen sich einige Firmen noch, sich umwelttechnisch zu engagieren, da sie Mehrkosten befürchten. Doch durch entsprechenden Einsatz können sie dann wiederum auch neue Zielgruppen ansprechen und Kunden locken. Denn wie bereits gesagt: Nachhaltigkeit ist kein kurzfristiger Trend, sondern für viele Kunden bereits eine Lebenseinstellung.