Im Juli waren 1.406 Firmen in Deutschland insolvent. Dieser Wert war seit zehn Jahren nicht mehr so hoch und hat auch die letzten Spitzenwerte aus dem April dieses Jahres nochmals übertroffen.

Im Vergleich zum Vormonat Juni stiegen die Insolvenzen noch einmal um ein Fünftel an. Im Vergleich zum Vorjahreswert erhöhte sich die Anzahl der Firmenpleiten um 37 Prozent. Der aktuelle Wert ist außerdem beinahe doppelt so hoch (plus 46 Prozent) wie der Juli-Durchschnitt aus den Jahren 2016 bis 2019. Das zeigt die aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), mit der monatlich und bundesweit das Insolvenzgeschehen von Personen- und Kapitalgesellschaften ermittelt wird. 

Insolvenz großer Unternehmen betrifft 10.000 Arbeitsplätze

„Der deutliche Anstieg der Insolvenzzahlen betrifft alle Branchen. Er fällt jedoch besonders deutlich im Verarbeitenden Gewerbe aus“, erläutert das IWH zu den aktuellen Zahlen. Demnach wurde bei Industrieunternehmen im Juli mit 145 Insolvenzen ein neuer Höchstwert gezählt. Dieser fällt nicht nur höher als der Rekordwert im Januar 2020 aus, sondern liegt auch deutlich über dem Monatsdurchschnitt der letzten zwölf Monate (etwa 100 Insolvenzen). Auch regional wurden neue Trends beobachtet: So gab es in Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen mehr Insolvenzen als dort üblich.

Bei den größten zehn Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Juli gemeldet wurde, sollen knapp 10.000 Arbeitsplätze betroffen sein. „Schließungen großer Arbeitgeber können zu hohen und dauerhaften Einkommens- und Lohnverlusten bei den betroffenen Beschäftigten führen“, erläutert das IWH.

Ausblick: Insolvenzzahlen bleiben hoch

In der nächsten Zeit ist die Entwicklung durchwachsen: „Wir rechnen damit, dass die Insolvenzzahlen im August leicht sinken und dann im September wieder ansteigen“, sagt Steffen Müller, der Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität sowie der dort angesiedelten Insolvenzforschung. Die Zahl der Insolvenzen dürfte weiterhin durchgehend über dem Niveau von vor der Corona-Pandemie liegen, so die Prognose.

Auslöser dafür ist die schwache Wirtschaft. So sank das Bruttoinlandsprodukt laut dem Statistischen Bundesamt im zweiten Quartal wieder um 0,1 Prozent. Viele Unternehmen klagen außerdem derzeit über fehlende Aufträge. Laut dem ifo-Institut betrifft dies aktuell vier von zehn Firmen.

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