Die Frage nach dem eigenen Schufa-Score ist eine ziemlich komplexe Sache. Denn als Gegenfrage könnte man hier zunächst fragen „Welcher Score denn konkret?“. Tatsächlich hat die Schufa über 50 verschiedene dieser Skalen, welche die eigene Bonität widerspiegeln sollen. 

Das soll sich jetzt ändern, wie die Auskunftei bei einem Pressegespräch am Donnerstag gegenüber Heise erklärte. So soll es endlich einen zentralen Score für alle geben, welcher auch tatsächlich aussagekräftig ist – etwas, das man über den bisher hin und wieder herangezogenen „Basisscore“ nicht sagen kann. Hierfür wird unter anderem die wissenschaftliche Herangehensweise ans Scoring überarbeitet.

Statistisch wichtig, im Endeffekt aber unbefriedigend

So wichtig der Schufa-Score doch in vielen Fällen für die Finanzmittelbeschaffung ist, so undurchsichtig galt bisher auch seine genaue Zusammensetzung. Das möchte die Auskunftei ändern und reagiert damit auf Kritik aus Politik und von Verbraucher:innenseite. Das neue Scoring-Modell trägt den Namen Next Generation Scoring (NGS) und soll noch Ende dieses Jahres an den Start gehen.

So wurden bisher für den einfachen Banken-Score mindestens sechs verschiedene Faktoren berücksichtigt. Wie Andre Muhle, Abteilungsleiter für Entscheidungsstrategien bei der Schufa anmerkt, sei zwar jeder dieser Faktoren „statistisch wichtig“, führe aber im Zusammenspiel zu einem zu komplexen und unbefriedigendem Ergebnis. 

Mehr zum Thema:

Monotone Risikoverläufe sollen es vereinfachen

Dieses Zusammenspiel soll nun vereinfacht werden, indem auf sogenannte monotone Risikoverläufe gesetzt wird. In einem Beispiel erklärt Muhle diese wie folgt: Hatte eine Person wenige Bankverträge, galt das Risiko als eher hoch, bei vier bis fünf Verträgen reduzierte sich das Risiko, bei mehr als sechs Verträgen galt jedoch wieder ein erhöhter Risikofaktor. Diese Korrelation lässt sich in der Menge der verfügbaren Daten begründen – da für den Gesamtscore aber auch weitere Faktoren hinzugezogen wurden, war das Ergebnis für Verbraucher:innen teils schwer nachvollziehbar. 

Im neuen Ansatz sollen die zusätzlichen Faktoren minimiert werden. Möchte eine Person einen Kredit beantragen, wird vorrangig auf die wirklich relevanten Einflussfaktoren geschaut. Personen, die im Vorjahr keinen Kredit aufnahmen, gelten als geringes Risiko. Wurden dagegen Kredite aufgenommen, ergäben sich je nach Anzahl „monoton steigende Risiken“.

Zusätzlich dazu werden die einzelnen Scores für verschiedene Branchen und Geschäftsmodelle vereinheitlicht. Aus den über 50 unterschiedlichen Modellen soll so ein einzelner zentraler Score für alle werden. Einige wenige Ausnahmen sollen aber für ganz individuelle Modelle erhalten bleiben.

KI würde den Score nur noch komplizierter machen

Das Ergebnis, der NGS, wird aktuell noch durch externe wissenschaftliche Stellen weiter auf den Prüfstand gestellt. Schufa-Vorständin Tanja Birkholz geht davon aus, dass es dann zwei bis drei Jahre dauern wird, bis der neue Standard sich bei Banken etabliert. Die Vereinheitlichung soll vor allem dem schlechten Image der Schufa helfen. Schließlich gilt diese weithin als undurchsichtig und übermäßig kompliziert.

Ein Zug, auf welchen die Schufa angesichts der mannigfaltigen Kritik nicht aufspringen will, ist der Hype um künstliche Intelligenz. Ein zusätzlicher Einsatz dieser würde die ohnehin schon komplexen Prozesse laut Birkholz nur noch schwerer erklärbar machen.