Händlerinnen und Händler auf Amazon sind stets angehalten, sich strikt an die Richtlinien des Online-Marktplatzes zu halten, andernfalls drohen Konsequenzen, schlimmstenfalls Sperrungen, die mit viel Arbeit, Ärger und Umsatzeinbrüchen einhergehen können. In den USA kam es in den vergangenen Tagen allerdings zu einem kuriosen Vorfall, durch den Händlerinnen und Händler scharfe Konsequenzen angedroht wurden – die betroffenen Seller traf dabei aber gar keine Schuld.

Ein Sitzbezug wird zur Pflanze

Offenbar führte ein Fehler im System kürzlich dazu, dass viele Produkte plötzlich gegen Amazon-Richtlinien verstießen – weil sie fälschlicherweise der Kategorie „live plant or seed products“ (zu Deutsch: „lebende Pflanzen oder Samen“) zugeordnet wurden. 

Im SellerCentral zeigten sich Dutzende Betroffene empört und verärgert, weil diese falsche Behauptung durch das System nicht nur ein administratives Problem darstellt, sondern sogar die Geschäfte bedrohe: Sie wurden in Nachrichten ermahnt, dass die Angebote, die vermeintlich gegen die Richtlinien verstoßen, entsprechend gesperrt würden, wenn die Fehler nicht behoben werden.

„Das ist einfach lächerlich!! Heute Morgen wurden 17 meiner ASINs wegen Verstoßes gegen die Produktbeschränkungen als ,lebende Pflanzen oder Samen‘ eingestuft. Mir wurde gedroht, dass die Angebote in den nächsten Tagen entfernt würden, wenn ich nicht auf die Anfrage reagiere. Ist das euer Ernst? Ich habe in meinem Leben noch nie lebende Pflanzen oder Samen verkauft. Meine Produkte sind Wohnmobilabdeckungen, Sitzbezüge und Bootsabdeckungen. Jeder normale Mensch könnte anhand meines Angebotstitels erkennen, dass es sich nicht um Pflanzen oder Samen handelt. Ich weiß nicht, wie viele meiner ASINs in den nächsten Tagen betroffen sein werden. Unglaublich!“, schrieb ein betroffener Seller.

Händler berichten von teils Hunderten betroffenen Produkten

Unter seinem Beitrag haben sich in den vergangenen Tagen viele Dutzende Händlerinnen und Händler zu Wort gemeldet, die von demselben Problem betroffen sind. Nach aktuellem Stand (04.07.2024, 10 Uhr) gibt es mehr als 60 Reaktionen: „Du bist nicht allein, Kumpel ... uns geht es hier allen gleich“, kommentierte ein User. „Das ist einfach verrückt. Ich bleibe die ganze Nacht wach, weil jede Stunde falsche Behauptungen über neue ASINs auftauchen. Nur um einen neuen Einspruch einzulegen. Amazon verarscht mich heute Nacht“, erzählte ein anderer.

Liest man durch die zahlreichen Berichte der Händlerinnen und Händler, so waren nicht Produkte in einer bestimmten Kategorie von der falschen Zuordnung betroffen. Vielmehr war der Fehler bei Angeboten in den unterschiedlichsten Segmenten zu finden: Die Rede ist beispielsweise von Metallwaren, Schmuck, Stoffen, Autozubehör, Kleidung, Aufkleber, Geschirr, Lebensmittel etc. 

Während manche Seller außerdem berichteten, dass bei ihnen nur einige wenige Produkte betroffen seien, sprachen andere von Hunderten betroffenen ASINs. Immer wieder wurde dabei auch Kritik am Algorithmus des Marktplatzes bzw. der genutzten künstlichen Intelligenz geübt, auf die die Fehler wohl mutmaßlich zurückgeführt werden.

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Kritik auch am Händler-Support

Wie in den Berichten anklingt, gab es Händler, die jeden betroffenen Artikel einzeln bei Amazon meldeten, um die Probleme aus dem Weg zu schaffen. Andere sahen bei der Masse betroffener Produkte darin eher keine Lösung: „Ich reiche keine 77 einzelnen Einsprüche ein, weil das ein Fehler von Amazon ist. Ich habe 1 Sammeleinspruch eingereicht, in dem alle ASINs aufgelistet sind, für die sie Verstöße gemeldet haben. Sie werden wahrscheinlich Wochen brauchen, um das zu klären und zu lösen. Komm schon, Amazon, kannst das besser!“, schrieb ein Nutzer.

Das Problem wurde offenbar nicht nur aufgrund der betroffenen Artikelzahl als komplex eingestuft, sondern auch, weil es sich zunächst offenbar nicht zeitnah beheben ließ. Einige Nutzerinnen und Nutzer berichteten direkt nach dem Auftreten der fälschlichen Verstöße von einer eher schwierigen Kommunikation mit den Amazon-Teams: „Was noch frustrierender ist: Bei Amazon scheint niemand zu helfen oder sich darum zu kümmern. Das ist ein Fehler. Keine schnellen Lösungen? Billionen-Dollar-Website und es scheint, als ob niemand auf dem Kapitänssitz sitzt“, so ein weiterer Kommentar. 

Kritik gibt es dabei auch an Amazons personellen Einsparmaßnahmen, die sich mutmaßlich auf die Qualität des Händler-Supports auswirken.

Fehler sollen mittlerweile schnell behoben werden

Untätig blieb Amazon trotz der Kritik nicht: In einem Kommentar bedankte sich eine Moderatorin aus dem Team für die zahlreichen Hinweise. „Bitte beachten Sie, dass wir an diesem Problem arbeiten und Sie informieren, sobald wir weitere Informationen haben“, hieß es dabei. 

Mittlerweile scheinen die Probleme zumindest so weit im Griff zu sein, dass gemeldete Fälle zeitnah entfernt werden. Einem Händler wurde demnach auch mitgeteilt, dass die Probleme auf einen technischen Fehler zurückzuführen seien.

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com