Der Begriff „Prompting“ ist im Arbeitsalltag angekommen. Prompten bedeutet übersetzt etwa so viel wie „initiieren, anspornen und inspirieren“. In einer digitalen Welt, die von generativer KI vorangetrieben wird, ist gutes Prompting zu einer entscheidenden Kompetenz für effizientes Arbeiten geworden. Aber was bedeutet Prompting in der Praxis und wie formuliert man einen guten Prompt?

Um das volle Potenzial von KI-Tools auszuschöpfen, werden andere Arten von Fragen und Aufgaben benötigt. Wenn man lernt, die richtigen Fragen zu formulieren, können Tools wie Gemini zu unschätzbaren Sparringspartnern werden, die die Fantasie anregen, die Produktivität steigern und Ideen zum Leben erwecken.

Oft wird Googles KI-Tool Gemini wie eine Suchmaschine verwendet. Aber während sich Suchmaschinen gut für Fakten und Links eignen, sind KI-Tools wie Gemini eher explorativer Natur. Sie sind hervorragend dafür geeignet, um große Mengen an Informationen über Branchen, marktspezifische Daten und Erkenntnisse, Nutzerverhalten und Verbrauchergewohnheiten zusammenzufassen und in leicht verdauliche Informationen zu verwandeln. Im neuesten Gemini Pro 1.5 Modell können einzelne Dokumente von bis zu 1.500 Seiten hochgeladen werden. Das bedeutet, dass 1.5 Pro riesige Informationsmengen auf einmal verarbeiten kann – darunter eine Stunde Video, elf Stunden Audio, Codebases mit über 30.000 Zeilen Code oder über 700.000 Wörter. In unserer Forschung haben wir auch bis zu 10 Millionen Token erfolgreich getestet.

Wie man richtig promptet

Die wichtigste Grundregel für gutes Prompting lautet: Je spezifischer und detaillierter die Eingabeaufforderung, umso genauer trifft das Ergebnis die Erwartungen. Auch ein kurzer Prompt kann Hilfreiches hervorbringen – vor allem beim Brainstormen – wenn man noch keine genaue Richtung hat, die man verfolgt. Geben Sie immer den nötigen Kontext an, damit das KI-Modell die Anforderungen versteht. Seien Sie kreativ und probieren Sie verschiedene Prompts aus, um zu sehen, was am besten funktioniert.

Es gibt vier wichtige Aspekte, die beim Verfassen eines wirksamen Prompts zu beachten sind:

  • Persona: Wer sollte die KI sein (z. B. ein Experte, ein Dichter)?
  • Aufgabe: Was soll die KI tun (z. B. einen Text schreiben, eine Frage beantworten)?
  • Kontext: Welche Hintergrundinformationen braucht die KI?
  • Format: In welchem Format soll die KI die Antwort liefern (z. B. Text, Code)?

Nachfolgend meine Tipps, wie Sie Ihre Marketing-Kampagnen durch KI besser und effizienter aufsetzen können.

Sparen Sie Zeit in der Recherchephase, indem Sie wichtige Datenpunkte zusammenfassen lassen

Im hektischen Alltag mit knappen Deadlines kann es schwierig sein, Zeit zu finden, um längere White Papers, Blogs und Interviews zu lesen. Aber genau das sind wichtige Quellen, um die jeweiligen Zielgruppen kennenzulernen und neue Ideen zu testen. Gemini und andere KI-Tools sind hervorragend dafür geeignet, um große Mengen an Informationen über Branchen, marktspezifische Daten und Erkenntnisse, Nutzerverhalten und Verbrauchergewohnheiten zusammenzufassen und in leicht verdauliche Informationen zu verwandeln. Diese Phase kann als reduktive Phase bezeichnet werden – der Zeitraum, in dem es darum geht, große Datenmengen zu verdichten, um zur nächsten Phase übergehen zu können: dem expansiven Denken.

Nutzen Sie KI als Sparringspartner für die Ideenfindung

Marketingexpert*innen sind die kreative Kraft hinter fesselnden Kampagnen, Markenerlebnissen, Lead-Generierung und mehr. Eine Möglichkeit, sich mit Gemini über neue Ideen und Perspektiven für Marken auszutauschen, ist Gemini nach Metaphern zu fragen: „Nenne mir bitte zehn Metaphern dafür, warum Marke X derzeit das innovativste Produkt ist.“ Die Antwort kann helfen, auf neue Weise über Marken nachzudenken. In Verbindung mit dem Wissen, das Sie bereits über Ihre Marke haben, kann sie dazu beitragen, den Markenwert besser zu verstehen und herauszufinden, was den größten Wert für eine Marke darstellt. Wenn die ersten Ergebnisse präsentiert werden, kann die Konversation natürlich weitergeführt und gebrainstormt werden.

Unterschiedliche Persönlichkeiten können die Ergebnisse verbessern

Experimentieren Sie mit verschiedenen Personas und Ausdrücken. Versuchen Sie es mit Personas, zum Beispiel Konfuzius, eine*m Stand-up-Comedy-Künstler*in oder einem Kind. So fällt es Ihnen leichter, die Interaktion mit Ihrer KI als eine Konversation zu sehen, bei der es genauso gut darum gehen kann, Ihre eigene Denkweise zu hinterfragen, wie Antworten auf bestimmte Probleme zu finden. Bedenken Sie, dass Sie die Konversation steuern können, indem Sie entweder offene Fragen stellen, die der KI mehr Spielraum für Interpretationen und Kreativität bei der Ausführung der Aufgabe lassen, oder geschlossene Fragen, die genauere Antworten liefern.

Je mehr Sie mit Prompts experimentieren, umso besser werden Sie sie verfeinern und anpassen können. Analysieren Sie Ihre Ergebnisse, finden Sie heraus, was für Ihre Zielgruppe funktioniert, und probieren Sie immer wieder neue Dinge aus. Aber denken Sie daran, dass gute Ergebnisse nie allein durch Aufforderungen erzielt werden. Das Ergebnis ist nicht besser als der Input, den Sie liefern. Es geht um Mitgestaltung und nicht um Ersetzen – oder anders ausgedrückt: KI ist eine Einladung, besser zu werden.

Weitere Tipps finden Sie auch in unserem Gemini for Google Workspace Prompting Guide 101, der verschiedene Beispiele, auch für die Anwendung im Marketing, bereithält, sowie im Blogbeitrag „How to Prompt: Tipps für hilfreiche Ergebnisse“.


Timo Seewald, Google

Über den Autor

Timo Seewald leitet das Team der Performance Ads Spezialisten in Deutschland und hat somit seine Passion für Retail und Performance zu seiner Aufgabe bei Google gemacht. Mit 25 Jahren Erfahrung im E-Commerce und Online-Marketing ist es sein Ziel, für Händler und Marken Mehrwert entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu generieren.

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