Mit dem Projekt Digitale Schiene Deutschland (DSD) wollte die Deutsche Bahn eigentlich den dringend notwendigen Rückstand zum Rest Europas aufholen. Konkrete Ziele des Projektes seien beispielsweise eine zentrale Cloud-Plattform oder die Integration digitaler Stellwerke. Die Bundesregierung subventioniert drei konkrete Projekte mit 4,3 Milliarden Euro. Und trotzdem: Es fehlt an Geld.

Wie Insider gegenüber der Wirtschaftswoche berichteten, gelte das Projekt DSD zum derzeitigen Zeitpunkt daher als „unterfinanziert und nicht umsetzbar“. Offenbar könnten einige der geplanten Maßnahmen deswegen jetzt komplett eingestampft werden.

Es fehlen 17 Milliarden Euro 

Im Rahmen von Digitale Schiene Deutschland waren zahlreiche konkrete Maßnahmen geplant, welche das Schienennetz ins digitale Zeitalter befördern sollten. Allein die Implementierung des European Train Control Systems (ETCS) könne laut Expert:innen eine Kapazitätserweiterung von bis 35 Prozent herbeiführen.

Bei ETCS handelt es sich um ein zentrales Zugbeeinflussungssystem. Um dieses nutzen zu können, müsste die DB jedoch zunächst sämtliche Stellwerke auf digitale Stellwerke auf ETCS-Basis umrüsten. Wie die Insider der Wirtschaftswoche nahegelegten, sollen jetzt aber deutlich leistungsschwächere, elektrische Stellwerke geplant sein. 

Zwar widerspricht die Bahn einer kompletten Einstellung der ETCS-Pläne derzeit noch, Fakt ist jedoch: Das Geld für die Umrüstung fehlt aktuell. So sollen für sämtliche zwischen 2025 und 2030 geplanten Projekte 29,2 Milliarden Euro notwendig sein. Hiervon fehlen der Bahn derzeit fast 17 Milliarden Euro.

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Instandhaltung statt Fortschritt

Finanzielle Unterstützung soll die Deutsche Bahn für die geplante Digitalisierung von der Bundesregierung erhalten. Konkret wollte diese bis 2030 eine Summe von 4,3 Milliarden Euro in den Ausbau dreier Modellprojekte stecken. Bei Erfolg der Projekte sollten die Modernisierungen auf das gesamte deutsche Schienennetz ausgeweitet werden. Ein Ausbau, welcher, Schätzungen zufolge, bis zu 28 Milliarden Euro kosten könnte.

Eine hohe Summe. Doch konfrontiert mit diesen durchaus nötigen Ausgaben auf der einen Seite und noch deutlich notwendigeren Ausgaben auf der anderen Seite, scheint die Bahn lieber auf Flicken statt Tabula Rasa zu setzen. So berichten die mit der Sache vertrauten Personen weiter, dass die Bahn die bestehenden und zugesicherten Mittel derzeit zugunsten des „Erhalts der Geschäftstätigkeit“ neu ordne. Gemeint sind damit Instandhaltungsarbeiten an hoch frequentierten Strecken, welche offenbar als dringlicher erachtet werden, als tatsächlicher Fortschritt.

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