KI ist immer gleich? Mitnichten! Wenn heutzutage von KI-Modellen gesprochen wird, dann denken die meisten Menschen wohl an ChatGPT. Der Chatbot ist ein Vorreiter der aktuellen KI-Generation. OpenAI war nicht das erste Unternehmen, das an Sprachmodellen und KI-Tools gearbeitet hat, aber mit ChatGPT ist das Thema zum ersten Mal in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Im November 2022 machte OpenAI seinen Chatbot öffentlich verfügbar und schon im Juni 2023 nutzten laut einer Umfrage zwei Drittel der deutschen Unternehmen das Tool für verschiedene Aufgaben wie Datenanalysen, Textgenerierung oder Unterstützung beim Programmieren. Auch wir bei OHN nutzen ChatGPT als praktisches Helferlein. Einigen Leser:innen dürfte zum Beispiel aufgefallen sein, dass wir Artikelbilder vermehrt mit Dall-E (quasi der Bild-Ableger von ChatGPT) erstellen.

Dass man bei diesem wichtigen Zukunftsthema nicht zuerst an Google oder Microsoft denkt, sondern an ein Unternehmen, das bis Ende 2022 noch kaum jemand kannte, ist bemerkenswert. Was dabei gern vergessen wird: OpenAI ist nicht das einzige KI-Unternehmen und ChatGPT nicht der einzige KI-Chatbot. Natürlich arbeiten auch die Big-Tech-Konzerne längst an entsprechender Technologie, Google geht spätestens seit Anfang letzten Jahres beim Thema KI in die Vollen. Laut AI Index Report der Stanford University gibt es weltweit derzeit über 150 KI-Basismodelle, die im Prinzip die technische Grundlage für Sprachmodelle wie ChatGPT bilden. Dementsprechend gibt es Dutzende Alternativen, die in der öffentlichen Wahrnehmung nur wenig Aufmerksamkeit erhalten, aber ChatGPT teils sogar einiges voraus haben können. Schauen wir uns doch einmal sechs dieser Alternativen an.

Google Gemini

Google hat in den vergangenen Monaten viel dafür getan, wieder als innovatives Unternehmen wahrgenommen zu werden und hat im letzten Jahr eine regelrechte KI-Offensive gestartet. Gemini ist dabei das ChatGPT-Pendant, das Text, Code, Audio, Bild und Video erfassen, verstehen und kombinieren soll. Grundsätzlich funktioniert Gemini dabei wie der große Konkurrent. Man kann sich mit der Google-KI ähnlich gut „unterhalten“, wie mit ChatGPT. Bildgenerierung funktioniert bislang in Deutschland noch nicht und hat generell noch einige Probleme. Google hat aber angekündigt, dass Gemini künftig von Text bis Video alles können soll. Neben der Basisversion (die früher Bard hieß), gibt es noch eine Advanced-Variante, die mit 21,99 Euro zu Buche schlägt.

LLaMA von Meta

Der nächste Big Player in der Liste ist Meta. Mit LLaMA startete der Facebook-Konzern im Februar 2023 sein eigenes generatives Sprachmodell. Eine Besonderheit von LLaMA: Der Programmcode wurde als Open Source veröffentlicht und kann über Github abgerufen werden. Die zweite Version wurde im Juli 2023 zusammen mit Microsoft vorgestellt. LLaMA ist aktuell nicht für die breite Öffentlichkeit gedacht. Bislang wird das Modell der Forschung und staatlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt, aber noch nicht den Endnutzer:innen. Das soll sich in Zukunft ändern. Wer sich mit Programmierung auskennt, kann das Modell bei Github herunterladen.

Claude

Claude stammt vom OpenAI-Rivalen Anthropic und funktioniert natürlich ebenfalls ähnlich wie ChatGPT. Das Besondere an Claude: Der KI-Chatbot soll maschinelle Sprachverarbeitung mit ethischen Standards und Sicherheit in der KI verbinden. Die KI sei mit diversen Mechanismen ausgestattet, die sicherstellen sollen, dass ethische Grenzen eingehalten und keine schädlichen Antworten ausgespielt werden. Claude gibt es in den drei Varianten Haiku, Sonnet und Opus, die sich im Funktionsumfang und in ihrer Leistungsfähigkeit unterscheiden. In der Grundversion lässt sich der Chatbot aber kostenlos nutzen. Claude soll in der Opus-Version leistungsfähiger als Gemini und GPT-4 sein, richtet sich, auch aufgrund der höheren Preise, aber vor allem an Geschäftskunden.

Perplexity

Perplexity AI ist in erster Linie eine Konversations-Suchmaschine. Man kann Prompts (also Texteingaben) wie bei anderen KI-Chatbots eingeben und Perplexity spuckt nach einem kurzen Moment eine entsprechende Antwort aus. Der Clou: Diese Antwort setzt Perplexity aus verschiedenen Internetquellen zusammen und macht dabei auch transparent, welche Quellen gefunden wurden, indem die entsprechenden Links oberhalb der Antwort eingeblendet werden.

Die Konversations-Suchmaschine setzt dabei in ihrer Grundvariante auf ein eigenes großes Sprachmodell, das auf GPT-3.5 basiert. In der Pro-Variante hat Perplexity Zugriff auf GPT-4, Claude 2 und ein experimentelles eigenes Perplexity-Modell, ist also entsprechend leistungsfähiger. Das Konzept der konversationellen Suchmaschine überzeugt nicht nur Geldgeber wie Jeff Bezos und Nvidia, sondern ist auch ein Trend, an dem Google arbeitet. Die neue Google-Suche soll mit einer ähnlichen Idee künftig gänzlich anders aussehen.

Mistral

Mistral AI wurde 2023 von Arthur Mensch, Timothée Lacroix und Guillaume Lample gegründet, die zuvor bei Meta und Google DeepMind beschäftigt waren. Schon im Dezember wurde das junge Unternehmen mit über zwei Milliarden Dollar bewertet. In Branchenkreisen gilt das französische Tool als einer der heißesten Konkurrenten von OpenAI, denn die Sprach-KI von Mistral hat in ihrer neuesten Version in Benchmarks sowohl GPT-3.5 als auch LLaMA 2 geschlagen. Endnutzer:innen werden am ehesten mit dem Chatbot Le Chat in Berührung kommen, der genauso funktioniert wie ChatGPT. Die Besonderheit bei Mistral: Der KI-Chatbot kann auch heruntergeladen und lokal genutzt werden.

Alpaca

Der Chatbot der Stanford University, der passenderweise ein Alpaka mit Sonnenbrille im Logo trägt, hat bereits eine aufregende Geschichte hinter sich. Ursprünglich wurden der Code und eine Demo des KI-Tools im vergangenen März bei Github freigegeben. Aber nur eine Woche danach zog die Universität schon wieder den Stecker. Was war passiert? Das Sprachmodell „halluzinierte“ und streute Fehlinformationen, wie damals etwa The Register berichtete. Alpaca könne „falsche Informationen erzeugen, soziale Stereotypen verbreiten und toxische Sprache produzieren“, hieß es zu den Gründen. Alpaca, das übrigens auf Metas LLaMA basiert, ist nach wie vor auf Github verfügbar.

Blick über den Tellerrand

Das sind nur sechs ausgewählte Beispiele von unzähligen KI-Sprachmodellen, -Chatbots und -Tools, die es mittlerweile gibt und die sich oft auch auf konkrete Teilbereiche konzentrieren. Das Tool Nodepad zum Beispiel gibt Ergebnisse anhand von Mindmaps aus, Jasper löst zielgerichtet bestimmte Use Cases im Arbeitsalltag, etwa im Versicherungs- oder Immobilienbereich – um nur zwei weitere Beispiele zu nennen. Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben und genau, wie man als Online-Händler nicht nur auf Amazon, sondern vielleicht auch auf Ebay und einen eigenen Online-Shop setzen sollte, sollte man Alternativen im KI-Bereich immer im Auge behalten.

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