Die Kurzvideoplattform TikTok kommt derzeit aus den Schlagzeilen nicht heraus und in der Regel sind es keine guten. Im Zuge von Verbotsforderungen und laufenden EU-Verfahren hat sich der Chef des Thüringer Verfassungsschutzes nun zu Wort gemeldet. Thüringen hat die Plattform seit Jahren im Visier. Schon 2021 zeigte sich der Verfassungsschutz besorgt über rechtsextremistische Inhalte und Radikalisierungstendenzen auf TikTok. Im Interview mit dem Handelsblatt legt Verfassungsschutzchef Stephan Kramer nun nach: „TikTok funktioniert wie ein Trojaner.“

Das Videonetzwerk lese Kontakte aus dem Adressbuch aus und Eingaben auf der Tastatur mit. Zudem tracke TikTok, wie lange Videos geschaut werden und zeige auf dieser Basis weitere Inhalte, die für die jeweiligen Nutzer:innen interessant sein könnten. „Damit steuert TikTok beziehungsweise der Betreiber China, was die Konsumenten zu sehen kriegen“, so Kramer. Wenn es sich dabei um Videos mit politischen Inhalten oder gar „Verschwörungsfantasien oder ausländische Regierungsnarrative handelt, wird das ganze schnell meinungsbildend und damit höchst relevant.“

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Auf diese Weise ließen sich Desinformationen besonders gut verbreiten. Von einem Verbot, wie es derzeit in den USA im Gespräch ist, hält Kramer indes nichts, denn Verbote könne man umgehen. „Es sei denn, man will eine Zensur des Internets, wie es sonst nur bei Diktaturen üblich und mit unseren Vorstellungen und Grundrechten von einer offenen Gesellschaft kaum vereinbar ist.“ Vielmehr müsse die Aufklärung und allgemeine Medienkompetenz gestärkt werden.

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