Amazon hat kürzlich für Aufsehen gesorgt, indem der Online-Riese die Rückgabefrist für ausgewählte Produktkategorien erheblich verkürzt hat. Anstelle der bisher üblichen 30 Tage wird nun für Produkte wie Kameras, Computer, andere Elektronikartikel, Videospiele, Videos, DVDs, Musik, Bürobedarf und kabellose Produkte eine Rückgabefrist von nur noch zwei Wochen eingeräumt. Diese Änderung betrifft auch die von Amazon selbst angebotenen Artikel. Eine Ausnahme bilden lediglich die Amazon-eigenen Geräte wie der Kindle oder das Fire Tablet.
Im Zuge dieser Neuregelung müssen Händler:innen ihre Widerrufsbelehrungen aktualisieren. Doch stellt sich die Frage: Warum ist das überhaupt so?
„Freiwillige“ Rückgabegarantie ist eine Pflicht
Schauen wir uns genauer an, was Amazon verändert hat: Der Online-Riese hat die Rückgabefrist im Rahmen seiner sogenannten freiwilligen Rückgabegarantie für bestimmte Produktkategorien verkürzt. Der Begriff „freiwillig“ bedeutet hier allerdings nicht, dass Verkäufer:innen die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, ob sie diesen zusätzlichen Service anbieten möchten oder nicht. Vielmehr hebt Amazon damit hervor, dass es sich um einen über das gesetzliche Widerrufsrecht hinausgehenden Service handelt, den Verkäufer:innen auf der Plattform nun ebenso gewähren müssen.
Belehrung notwendig
Um sicherzustellen, dass Verkäufer:innen die von Amazon vorgesehene freiwillige Rückgabegarantie anbieten, ist es notwendig, in der Widerrufsbelehrung über diese Garantie sowie ihre Bedingungen und Fristen zu informieren. Dies bedeutet, dass die Rechtstexte angepasst werden müssen, sobald Amazon Änderungen vornimmt. Wer etwas Erfahrung im Verkauf auf Amazon hat, kennt diesen Vorgang bereits aus der Weihnachtszeit, wenn die Rückgabefristen temporär verlängert und anschließend wieder auf den Standard zurückgeführt werden.
Kurz erklärt: Unterschiede zwischen Widerrufsrecht und Rücknahmegarantie
Das gesetzlich festgelegte Widerrufsrecht ermöglicht es Verbraucher:innen, die Ware nach Erhalt auf ihre Eigenschaften und Funktionsweise zu prüfen – sie dürfen diese also auspacken und testen, um eine endgültige Kaufentscheidung zu treffen.
Die freiwillige Rücknahmegarantie von Amazon bietet darüber hinaus einen zusätzlichen Service mit spezifischen Bedingungen. Anders als beim Widerrufsrecht setzt die Garantie voraus, dass die zurückgegebene Ware in dem Zustand bleibt, in dem sie empfangen wurde. Amazon betont: „Artikel müssen in dem Zustand zurückgesendet werden, in dem sie empfangen wurden. Neue Artikel müssen demnach unbenutzt, unbeschädigt und vollständig sein. Gebrauchte Artikel dürfen keine zusätzlichen Gebrauchsspuren oder Schäden aufweisen.“
Der Hauptvorteil dieser Garantie für die Kundschaft ist die erweiterte Frist für Rückgaben. Während das gesetzliche Widerrufsrecht eine Frist von zwei Wochen vorsieht, gewährt die Rücknahmegarantie bei ausgewählten Produktkategorien mehr Zeit, um über den Kauf nachzudenken. Zudem ist die Rückgabe unter der Garantie oft kostenfrei, wohingegen im Rahmen des Widerrufsrechts die Verkäufer:innen die Kosten für den Rückversand auf die Kundschaft übertragen können.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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Antwort der Redaktion
Hallo,
Amazon darf Händlern natürlich bestimmte Pflichten auferlegen. Im April 2017 informierte Amazon die Händler darüber, dass diese Rücknahmen im gleichen Umfang wie Amazon selbst anbieten müssen. Eine gesetzliche Pflicht gibt es zwar nicht; wer dem aber nicht nachkommt, riskiert eine Kontensperrung.
Mit den besten Grüßen
die Redaktion
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