Die enorme Erhöhung der Lkw-Maut kritisiert der Speditionsverband BGL scharf und warnt vor Insolvenzen.

In einem Krisengipfel der Ampel-Koalition wurde beschlossen, die Lkw-Maut drastisch zu erhöhen. Ab dem 1. Januar 2024 wird dann ein CO₂-Aufschlag von 200 Euro für jede ausgestoßene Tonne CO₂ erhoben. Experten rechnen mit zusätzlichen Einnahmen von 20 Milliarden Euro für die nächsten fünf Jahre. Diese sollen zum großen Teil dafür verwendet werden, um das Schienennetz weiter auszubauen. In den kommenden Jahren soll der Schienengüterverkehr einen Marktanteil von 25 Prozent erreichen.

Besonders das Speditions­gewerbe hat nun mit heftiger Kritik auf diesen Beschluss reagiert. „Habeck und Co sollten sich überlegen, ob sie sich ihre Rhabarber-Schorle künftig nicht besser mit der Bahn vor die Haustür liefern lassen! Denn die beschlossene Verdoppelung der Lkw-Maut ab 2024 ist politisches Harakiri“, heißt es von Dirk Engelhardt, Vorstands­sprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) in einem Statement zum Beschluss. „Wenn diese Milliarden Mehreinnahmen dann auch noch hauptsächlich in die Schiene fließen sollen, obwohl Lkw-Fahrerinnen und Lkw-Fahrer jeden Abend verzweifelt freie Stellplätze suchen, fragt man sich, ob Teile der Koalition überhaupt verstanden haben, wer Deutschland bewegt“, so Engelhardt weiter.

Verbraucherpreise werden steigen

Die „gigantische Kosten­erhöhung über Nacht“ kann nach Einschätzung des BGL kaum ein Transportunternehmen nebenbei stemmen, die doppelten Mautkosten müssen auf die Frachtpreise umgelegt werden, was letztendlich auch die Verbraucher trifft. „Am Ende muss es leider der Verbraucher bezahlen“, wird Engelhardt mit Verweis auf den Sender Welt TV bei der Berliner Zeitung zitiert. Jährlich werden Zusatzkosten von rund fünf bis sechs Milliarden Euro auf die Branche zukommen, die Gewinnmargen im Speditionsgeschäft sind allerdings zu klein, um dies ohne Preiserhöhungen abfedern zu können.

Kleine und mittelständische Unternehmen dürfte es noch härter treffen, hier könnte die drastische Maut-Erhöhung zahlreiche Insolvenzen zur Folge haben. Auch aus diesem Grund zeigten sich die Spediteure des Verbandes sehr unglücklich und verärgert über die Entscheidung des Koalitionsausschusses.

Kaum positive Auswirkungen auf den Klimaschutz

Auch sieht der Vorstandssprecher des BGL im Beschluss der Koalition kaum positive Auswirkungen auf die Umwelt. „Ohne am Markt verfügbare Alternativen zum Diesel-Lkw und ohne Ladeinfrastruktur fehlt jedwede Lenkungswirkung zugunsten des Klimaschutzes“, so seine Einschätzung. Elektro­lastwagen sind immer noch eine große Seltenheit auf den deutschen Straßen. Zwar arbeiten Firmen wie MAN stetig daran, die eigene Flotte an elektrischen Transportern auszubauen, größtes Hindernis ist aber immer noch die kaum existente spezielle Ladeinfrastruktur hierzulande, um den Fernverkehr mit E-Lkw möglich zu machen.