Schwere Abbiegeunfälle im Kreuzungsbereich könnten sich durch gezielte Umbau- und Sicherheitsmaßnahmen reduzieren. Ein entsprechendes Positionspapier hierzu haben BGL und ADFC vorgelegt.

Wenn Lkw an Kreuzungen abbiegen, übersehen sie dabei leicht andere Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer. Nach Ansicht des Allgemeinen Deutschen Fahradclubs (ADFC) und des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) müssen Kommunen reagieren und die gefährlichen Knotenpunkte entschärfen.  

30 bis 40 Verkehrstote durch Abbiegeunfälle pro Jahr

„Die Art, wie Kreuzungen in Deutschland gestaltet sind, begünstigt schwerste Unfälle“ kritisiert der ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork in einer gemeinsamen Mitteilung der Verbände.  „Wenn an der Ampel Lkw und Rad direkt nebeneinander stehen und gleichzeitig Grün bekommen, ist höchste Gefahr im Verzug. Wenn dann die Person auf dem Rad geradeaus fahren will – und der Lkw rechts abbiegt – entsteht eine tödliche Falle, die jährlich 30 bis 40 Menschen das Leben kostet“, mahnt er. Bereits in den ersten Wochen des Jahres 2020 sind sechs Radfahrerinnen und Radfahrer bei Abbiegemanövern von Lkw im Kreuzungsbereich getötet worden. 

Hauptverursacher waren zu 90 Prozent Lastwagenfahrer. Diese werden neben Opfern ebenfalls durch die schweren Unfälle traumatisiert, gleichsam auch Augenzeugen, Angehörige und Rettungskräfte, so BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt. 

Weniger Unfälle durch Abbiegeassistenten, unterschiedliche Grünphasen und räumliche Trennungen  

Im gemeinsamen Positionspapier appellieren die Verbände daher dringend an Kommunalpolitik und Transportbranche, durch folgende konkrete Maßnahmen mehr Sicherheit zu schaffen: 

  • Lkw-Abbiegeassistenten sollten Standard werden – doch bis es eine europaweite Pflicht gibt, müssten Kommunen freiwillig ihre Fuhrparks nachrüsten, private Transportunternehmen könnten Fördermittel des Bundes („Aktion Abbieggeassistent“) verwenden. Alle Verkehrsteilnehmenden müssen zudem für das Abbiegemanöver der Lkw sensibilisiert werden.

  • Lkw-, Rad- und Fußverkehr sollten räumlich getrennt sein und müssen einander gut sehen können – etwa mittels aufgepflasteter Schutzinseln oder deutlich vorgezogener Haltelinien. Baumaßnahmen wären mit Bundesmitteln für den Radverkehr aus dem Klimapaket finanzierbar. Auch Baustellenzufahrten sollten möglichst baulich vom Radverkehr getrennt werden.

  • Geradeausfahrender Radverkehr und rechts abbiegende Kfz sollten nicht gleichzeitig Grün haben, die Ampelphasen sollten getrennt und Grünphasen für die Kfz verkürzt werden.

Außerdem plädieren BGL und ADFC dafür, dass deutlich intensiver zur Bewertung unterschiedlicher Kreuzungs- und Signalisierungsarten geforscht werden müsse. Auf dieser Basis könnten so neue Design-Standards für diese Bereiche entwickelt werden. Wenn Unfälle ausgewertet werden, müsse auch die Verbesserung der Infrastruktur thematisiert werden. Laut Dirk Engelhardt könne grundsätzlich nur eine „Vision Zero“ – also keine Verkehrstoten und keine Schwerverletzten mehr – das gemeinsame Ziel aller sein.