Hohe Ausgaben, wirtschaftlich schwierige Zeiten, eine geplante Expansion oder Umstrukturierungen – die Gründe, warum kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) Kredite aufnehmen möchten, sind verschieden und komplex. Laut einer Umfrage des Kreditanbieters Iwoca ist der Bedarf in den ersten drei Monaten des Jahres deutlich spürbar.

„Die Jahre der Dauerkrisen wirken nach, das zeigen die Ergebnisse des Iwoca KMU-Index für das erste Quartal 2024“, heißt es in der entsprechenden Meldung. „Bei über der Hälfte der Kreditexpert:innen (51 Prozent) blieb die Nachfrage konstant. Ein Drittel erhielt in den vergangenen vier Wochen mehr Kreditanfragen.“ Und wie es scheint, wird sich die Nachfrage weiter verstärken: Fast drei von vier Expertinnen und Experten (73 Prozent) gehen davon aus, dass sich die Nachfrage von Unternehmen in den kommenden sechs Monaten erhöhen wird.

Hohe Betriebskosten belasten Unternehmen

Insbesondere hohe Betriebskosten gelten aktuell als Hauptsorge der KMU. Bestätigt werde dies durch mehr als jeden vierten befragten Kreditprofi (27 Prozent). „Die Finanzierung der laufenden Ausgaben ist bei fast jeder dritten Kreditanfrage (29 Prozent) der Finanzierungsanlass“, heißt es weiter. Im Vergleich mit dem Vorjahreswert zeigt sich hier ein Anstieg um deutliche 12 Prozentpunkte. 

Auf Platz zwei der Finanzierungsgründe landet mit 24 Prozent die Wachstumsfinanzierung. Diese ist in ihrer Bedeutung im Vergleich zum ersten Quartal 2023 etwas zurückgegangen: Damals erreichte sie mit 37 Prozent noch Platz 1.

Banken scheuen Risiken – zum Leidwesen der Firmen

Ein Problem, das Unternehmen die Geschäfte und in einigen Fällen sogar das Überleben erschwert, ist die restriktive Kreditvergabe der Banken: Viele Finanzhäuser scheuen sich aktuell, Risiken einzugehen und schränken die Vergabe von Krediten ein, was wiederum spürbare Auswirkungen auf betroffene KMU habe. „Schlechtere Geschäftsphasen können nicht so gut wie früher durch Fremdfinanzierungen zeitweise überbrückt werden“, fasst Lena Hacker vom Kreditvermittler FinCompare zusammen. 

Laut Iwoca geben acht von zehn Finanzierungsprofis (78 Prozent) an, dass die Überbrückung kurzfristiger finanzieller Engpässe durch fehlende Finanzierungen erschwert werden. 

Fehlende Kredithistorie und Liquidität erschweren die Kreditvergabe

In den vergangenen vier Wochen wurde der Umfrage zufolge mehr als jeder dritte Kreditantrag (35 Prozent) abgelehnt. Im Weihnachtsquartal 2023 war der Top-Grund für eine solche Ablehnung noch ein zu geringer Cashflow der Firmen. Im ersten Quartal 2024 lag ein anderer Grund vorn: nämlich mit 20 Prozent eine schlechte oder fehlende Kredithistorie.

Ein Großteil der Maklerinnen und Makler aus dem Finanzbereich (76 Prozent) sehen bei alteingesessenen Kreditgebern eine sinkende Bereitschaft, kleine und mittelständische Unternehmen zu finanzieren. Als Reaktion auf diese Entwicklung ziehe es KMU weg von den traditionellen Kreditgebern und hin zu alternativen Finanzierern.

Hinweise zur Umfrage von Iwoca

Im Rahmen des vierteljährlich veröffentlichten KMU-Index befragt Iwoca regelmäßig Kreditexpertinnen und -experten in Deutschland, darunter neben Banken etwa auch Maklerinnen und Makler sowie Plattformen aus der Branche. 55 Akteure haben an der aktuellen Umfrage zwischen Mitte März und Anfang April 2024 teilgenommen. Diese hatten im zurückliegenden 4-Wochen-Zeitraum im Auftrag ihrer KMU-Kundschaft 1.910 Anträge auf unbesicherte Finanzierungen gestellt.

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com