Die Metro Group testet auf ihrem Firmengelände in Düsseldorf Lieferroboter. Diese sollen den Metro-Einkauf zum Kunden nach Hause bringen und schon bald ganz autonom unterwegs sein.

 Lieferroboter

Bildquelle: © Starship

Auf dem Gelände der Düsseldorfer Zentrale der Metro Group (Media Markt, Saturn, Real) sieht man derzeit nicht nur Menschen, sondern mit etwas Glück auch einen etwa kniehohen Roboter mit sechs Rädern umherfahren. Das Fahrzeug erinnert an einen Mars-Rover mit aufgesetztem Frachtfach. Bald soll es auch in Deutschland zum Straßenbild dazu gehören. Metro testet das Gerät als Alternative zu den Drohnen, mit denen etwa Amazon oder Walmart experimentieren.

Entwickelt wurde der Roboter vom estnischen Startup Starship, für das neben den USA und Großbritannien der hiesige Markt eines der Kernziele ist. „Deutschland ist ein sehr interessanter Markt für uns", so Allan Martinson von Starship gegenüber der dpa. Das liegt zwar auch an der Wirtschaftskraft in Deutschland, vor allem aber, ganz pragmatisch, an den gut ausgebauten Straßen und Gehwegen. Wer schon einmal in den USA Auto gefahren ist, der weiß, wie gut es dem deutschen Kraftfahrer eigentlich geht.

Vollautomatisch oder gesteuert?

Ziel von Starship ist es, dass ein einzelner Mensch per Steuerpult jeweils 50 bis 100 autonome Lieferroboter überwachen kann. Die Technologie entwächst allerdings gerade erst ihren Kinderschuhen. In Kalifornien absolvierte ein Prototyp erst kürzlich die erste vollautonome Fahrt, ohne gesteuert zu werden.

Der Roboter ist mit neun Kameras ausgestattet, um die Umwelt im Blick zu behalten. Der Aufseher kann dank der Kameras eingreifen, wenn sich etwa eine Gefahrensituation ergibt. Ein Konkurrenzfahrzeug, dass derzeit von der amerikanischen Pizzakette Domino’s entwickelt wird, arbeitet sogar mit Laser-Radar, ähnlich wie Googles autonomes Auto. Dank eingebautem Mikro kann der Aufseher auch direkt mit Passanten sprechen.  Ob das allerdings beruhigend oder doch eher verstörend wirkt, wird sich zeigen.

Bordsteinkanten sollen für den Roboter dank der speziellen Räder kein Problem sein. Laut Starship hat der Roboter eine Reichweite von etwa fünf Kilometern, nach jeder Runde muss er an die Ladestation. Das Frachtfach reicht für zwei bis drei Einkaufstüten mit einem Gesamtgewicht bis zu 15 Kilogramm.

Rechtliche Lage unklar

Dass man in Düsseldorf außerhalb der Metro-Zentrale noch keinen automatischen Lieferroboter hat fahren sehen, hat einen ganz einfachen Grund: Wie auch bei Amazons Drohnen ist die rechtliche Lage noch völlig unklar. In Deutschland gibt es für derartige Fahrzeuge noch überhaupt keine Regelungen, man braucht eine Ausnahmegenehmigung. In Österreich wiederum kann das Fahrzeug ohne Probleme auch in der Öffentlichkeit fahren.

Eine weitere Hürde ist aktuell noch der Preis. Für einen Roboter verlangt Starship mehrere Tausend Euro. Da überrascht es umso mehr, dass nicht nur große Ketten, sondern wohl auch viele kleinere Händler auf der Interessentenliste stehen. Der Preis soll zwar sinken, wenn mehr Fahrzeuge produziert und verkauft werden, doch bis dahin bleibt es ein teures Vergnügen, dass der Händler im Zweifel an den interessierten Kunden weiter gibt. Laufende Kosten für Netz, Strom und Service kommen hinzu. Ziel sei es, langfristig bei etwa einem Euro pro Runde anzukommen.

Zielgruppe?

Die Vorteile eines solchen Lieferroboters liegen auf der Hand. Man kann nicht nur online bestellen und sich die Ware aus dem nächsten Markt liefern lassen (Rewe liefert ja auch bereits nach Hause), man kann auch einfach zusammen mit dem Roboter nach Hause laufen, ohne die Einkaufstüten mit sich herumzuschleppen.

Sehr interessant dürfte das Konzept für alte und hilfsbedürftige Menschen sein. Diese müssten sich nicht auf die Hilfe von Angehörigen oder Freunden verlassen, sondern könnten selbstbestimmt einkaufen gehen – und das wohl auch, ohne zweifelnde Blicke zu ernten. Glaubt man Allan Martinson, dann ist der Novelty Effect eines vorbei rollenden Roboters schon jetzt eher gering: „Was uns am meisten überrascht hat, ist, dass die Leute auf der Straße die Roboter viel weniger beachten als wir dachten." Dies gilt allerdings offenbar nicht für alle Menschen: