Der Fahrermangel spitzt sich in diesem Jahr noch einmal stark zu, zeigen aktuelle Studienergebnisse. 

Seit vielen Jahren ist der Fachkräfte- und Fahrpersonalmangel in der Logistik eine enorme Herausforderung – und aus diesem Grund wird zunehmend vor den Folgen gewarnt. Um von eben diesen noch ein genaueres Bild zu erhalten, wurde bereits im Februar des vergangenen Jahres eine gemeinsame Untersuchung unter der Leitung der Professoren Wolfgang Stölzle von der Logistics Advisory Experts (Spin-off der Universität St. Gallen), Thorsten Schmidt von der Technischen Universität Dresden und Christian Kille vom Institut für Angewandte Logistik der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) ins Leben gerufen, an der sich auch 16 Unternehmen, 5 Verbände und ein Betreiber einer digitalen Matching-Plattform für Arbeitgeber und gewerbliche Fachkräfte beteiligte. Erste Einblicke in die Studie  „Begegnung von Kapazitätsengpässen in der Logistik mit Schwerpunkt Fahrpersonal“ wurden bereits im Oktober letzten Jahres veröffentlicht, nun liegt sie komplett vor.

Ein zentrales Ergebnis der Analyse ist die ermittelte Anzahl an fehlenden Lkw-Fahrerinneren und Fahrerinnen in den kommenden Jahren: So mangelte es 2022 an insgesamt 53.000 Fachkräften. In diesem Jahr werden voraussichtlich 70.000 Stellen unbesetzt bleiben. Jedes Jahr kämen wieder 20.000 hinzu. 

Mehrkosten in Milliardenhöhe

Der Personalmangel habe gravierende Folgen: „Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Fahrerkrise sind immens!“, heißt es eindrücklich in der Mitteilung zu den Ergebnissen. So habe man 32 Auswirkungen identifiziert, die im Wirtschaftsbereich der Logistik letztes Jahr zu Kostensteigerungen von 3 Prozent führten. Allein dies habe 2022 zu einer Mehrbelastung für die deutsche Wirtschaft von rund 10 Milliarden Euro, ermittelten die Studie.

Arbeitsbedingungen, das Umfeld oder auch schlicht das Image des Berufes – gleich mehrere Gründe führen zu dem personellen Defizit. Insgesamt wurden 40 verschiedene Ursachen ermittelt. 

Attraktivität des Berufs muss verbessert werden 

Und so braucht es gleich mehrere Maßnahmen, um dem Problem zu begegnen. Dazu zählen unter anderem der Ausbau von Lkw-Parkplätzen oder Initiativen, um die Attraktivität und die öffentliche Wahrnehmung des Berufs zu verbessern. Aber auch Unternehmen können – neben gezielten Programmen zur Personalgewinnung – die Mitarbeiterbindung und -betreuung noch verbessern, indem etwa Verantwortliche eingesetzt werden, die sich im Besonderen um die Belange der Fahrerinnen und Fahrer kümmern. Ein großes Potenzial, dass bereits kurzfristig helfen könne, läge in der Ausweitung digitaler Plattformen und Prozessoptimierung. „Demgegenüber ist vom autonomen Fahren auf mittelfristige Sicht potenziell wenig Entlastung zu erwarten“, heißt es.

Wer sich für den Job entschieden hat, ist – entgegen vieler Erwartungen – größtenteils der Überzeugung, sich richtig entschieden zu haben. Maßnahmen, die Weiterempfehlungen belohnen, könnten ebenso fruchten: Viele der Befragten hätten ihren Job durch Kolleginnen und Kollegen erhalten.

Die komplette Studie kann kostenlos abgerufen werden.