Steigende Paketmengen führen auch zu immer mehr Verkehrsbelastung in Städten – daher denkt die Bundesregierung aktuell auch über alternative Verkehrsträger beim Paketversand nach: Drohnen.

Schon jetzt liefern Drohnen Pakete in entlegene Gebiete, doch ein Versand im größeren Stil ist für viele Logistiker bisher nicht denkbar, im Gegenteil. Die Lieferung mit den Lufttaxis ist eher Randthema. So erklärte etwa die Deutsche Post DHL Group noch im Herbst letzten Jahres, dass man Lieferdrohnen bis auf Weiteres als „ein reines Forschungsprojekt“ ansehe, von GLS wurde die Zustelloption eher als „schönes PR-Thema“ einsortiert. Und erst kürzlich äußerte sich UPS-Chef David Abney skeptisch zum alltäglichen Einsatz der unbemannten Paketflieger. 

Ein aktueller Aktionsplan aus dem Verkehrsministerium lässt hier aber nun Gegenteiliges verlauten – demnach könnten die Paketdrohnen zur echten Zustell-Alternative avancieren. Unter anderem sei damit die Hoffnung verbunden, dass in zweiter und dritter Reihe parkende Lieferwagen dank der unbemannten Luftfahrsysteme weniger würden und sich so der Verkehr in Städten reduziere.

„Abflug in die dritte Dimension“

Laut Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der gestern entsprechende Pläne vorstellte, solle ein Versand von Paketen per Drohnen bereits in drei Jahren erfolgen können. Deutschland solle sogar international zum Leitmarkt werden – Scheuer hätte von einem „Abflug in die dritte Dimension“ gesprochen, berichtet die Verkehrsrundschau mit Verweis auf die Deutsche Presseagentur zu dem Vorhaben. 

Der aktuelle Probebetrieb solle demnach sogar schnellstmöglich in eine regelmäßige Anwendung übergehen. Ein Massenverkehrsmittel seien die Drohnen jedoch erstmal nicht, heißt es weiter. 

Klärung rechtlicher Fragen steht größtenteils noch aus

Die Bundesregierung wolle auch Standards für die Sicherheit und zum Schutz von Daten und Privatsphäre festsetzen. Doch seien für einen Einsatz der Flugobjekte noch weitere Fragen, etwa in Bezug auf das Luftraummanagement und Flugerlaubnis zu klären. Drohnen hatten wiederholt den Flugverkehr massiv beeinträchtigt. 

So sei die Umsetzung der EU-weiten Drohnenverordnung bislang langsamer vorangegangen und wird in Deutschland wohl erst Anfang des nächsten Jahres eingeführt. Des Weiteren sind Systeme zur Entdeckung und Abwehr von „unkooperativen“ Drohnen, die sich unerlaubt in Flugverbotszonen bewegen, bislang nicht ausgereift. Bislang sei es nicht so einfach, Drohnen elektronisch zu identifizieren.

Akzeptanz in der Bevölkerung könnte diese Art der Zustellung aber finden. Einer Bitkom-Studie zufolge könne sich nämlich jeder Zweite hierzulande die Paketlieferung per Drohne vorstellen. Der Digitalverband begrüßte auch den Schritt der Bundesregierung: „Drohnen-Technologie ist eine Schlüsseltechnologie für die Logistik und Mobilität der Zukunft“, so Biktom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. In der derzeitigen Corona-Pandemie hat sich der Einsatz von Drohnen außerdem bewährt, wie ein Blick in die USA zeigt – so hatte UPS dort eine Seniorenresidenz auf diese Weise mit wichtigen Arzneimitteln versorgt.