In Stuttgart läuft ein Pilotprojekt zur letzten Meile: In Parkhäusern wird die Ware umgeladen und dann auf Lastenrädern zum Kunden gebracht.

 

Stuttgart steht als Automobil-Metropole seit jeher für Innovationen in Sachen Transport und Verkehr. Jetzt arbeitet die Stadt gemeinsam mit Unternehmen und dem Fraunhofer-Institut auch daran, die Bestellungen schneller und umweltschonender zum Kunden zu bringen, berichtet die Verkehrsrundschau. In dem Pilotprojekt werden Parkhäuser quasi zu Verladestationen umfunktioniert.

Auf den vor allem am Morgen leerstehenden Flächen werden die Pakete von größeren Transportern auf E-Bikes umgeladen und dann zum Besteller gebracht. Das Projekt läuft unter dem Namen „Park_up”, beteiligt sind das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) sowie der Parkhausbetreiber Apcoa, der Logistiker Velocarrier und der Parkdienstleistungsanbieter Evopark. 

Logistiker zahlen nur für den Parkplatz

Der Verkehr in der Innenstadt soll so entlastet werden. Logistik-Unternehmen klagen außerdem darüber, dass es in der Stadt kaum Flächen zum Umladen gebe oder diese zu teuer seien. „Es ist für einen Logistiker wirtschaftlich nicht darstellbar, Flächen in der Innenstadt zu mieten”, erklärt IAO-Projektleiter Bernd Bienzeisler. Bei dem Parkhaus-Pilotprojekt zahlen die Logistiker nur die Zeit für die Nutzung des Parkplatzes. Danach steht die Fläche wieder normalen Pkws zur Verfügung. Von drei verschiedenen Parkhäusern aus sollen die Lastenfahrräder zunächst allerdings nur einen Bereich im Umkreis von 800 Metern beliefern.

Wann ist das Lastenfahrrad für die letzte Meile sinnvoll?

Auch andere Experten verweisen auf die Vorteile individueller Lösungen wie zum Beispiel die Lieferung per Lastenfahrrad auf der letzten Meile. „In Mischgebieten sind die Straßen häufig sehr eng, es gibt kaum Parkmöglichkeiten, viele Einbahnstraßen, so dass dort eher eine Belieferung per Lastenfahrrad oder Sackkarre vorteilhaft erscheint“, sagt Prof. Kai-Oliver Schocke im Interview mit Onlinehaendler News. „Das Ziel muss immer sein, die Verkehre und auch die Emissionen zu reduzieren – man muss die Verkehre von der Straße bekommen.“

Apcoa-Chef Philippe Op de Beeck geht davon aus, dass das Parkhaus-Prinzip auch in anderen Städten funktionieren könnte. Auch Schocke arbeitet an einem ähnlichen Projekt und sieht großes Potenzial für die Nutzung leerstehender Areale in den Städten. „Da ist noch eine erhebliche Menge an Standfläche verfügbar“, so Schocke.