Wenn es in der Lieferkette hakt, bleiben wichtige Produkte und damit Prozesse auf der Strecke. Um die Risiken durch Verzögerungen oder Ausfälle zu reduzieren, hat mittlerweile mehr als jedes zweite Unternehmen (55 Prozent) ein ganzheitliches Risikomanagement implementiert, bei Firmen mit über 250 Beschäftigten sind es mit 71 Prozent noch mehr. Das ergab das Hermes-Barometer, eine Umfrage unter 150 Logistikverantwortlichen, die der Logistiker Hermes bereits zum 20. Mal durchgeführt hat.

2019 konnten lediglich 39 Prozent der Unternehmen ein Konzept zur automatisierten Überwachung der Prozesse im Supply-Chain-Management vorweisen. Angesichts wachsender Cyberrisiken, knappen Ressourcen sowie der aktuellen Kriege und Konflikte weltweit sei es nicht verwunderlich, dass es inzwischen 16 Prozent mehr sind. Die Befragten rechnen mit einer Verschärfung der Gefährdungslage. „Selbst eine kleine Störung im Produktzyklus kann direkte Auswirkungen auf nachgelagerte Teile der Wertschöpfungskette haben“, erläutert Moritz Gborglah, Division Manager Operations bei Hermes International.

Produktqualität steht im Fokus

Unternehmen wollen mit einem abgesicherten Lieferketten-Management vorrangig die Produktqualität nachhalten, da diese für die Wettbewerbsfähigkeit und Kundenzufriedenheit ausschlaggebend ist. Zudem möchten die Betriebe die Versorgung und die Einhaltung von Vorschriften und Standards bei Lieferanten sicherstellen, etwa aufgrund der Lieferkettengesetzgebung.

Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist dafür laut 81 Prozent der Logistikverantwortlichen, die eigenen Lieferanten zu bewerten und Kriterien wie die Qualität, Zuverlässigkeit oder die Einhaltung von Vorschriften zu überprüfen. Die Compliance-Überwachung und Risikobewertungen werden darüber hinaus eingesetzt, um frühzeitig auf potenzielle Störungen, Engpässe oder Qualitätsmängel reagieren zu können.

Absicherung: Mit Digitalisierung und Kommunikation

Allerdings hält bislang nur jede:r Zweite das eigene Risikomanagement tatsächlich für effektiv. Abhilfe schaffen sollen deshalb vor allem digitalen Lösungen. Darauf setzen bereits 76 Prozent der Firmen, bei Unternehmen mit über 250 Beschäftigten ist dieser Anteil mit 82 Prozent noch höher. „Der Einsatz von KI-gestützten Prognosemodellen oder IoT-Technologien erlaubt es, komplexe Datenmuster der Lieferkette – etwa Informationen über Lieferanten, Transportwege oder Lagerbestände – in Echtzeit zu analysieren und zu interpretieren. So fallen Anomalien, Verzögerungen oder Engpässe schneller auf“, ordnet Gborglah diese Ergebnisse ein.

Noch relevanter aber ist – mit 88 Prozent Zustimmung – der Austausch und die Zusammenarbeit mit Partnern. Denn je besser und schneller die Kommunikation erfolgt, desto eher lässt sich reagieren oder eine Lösung finden. Es geht dabei nicht nur um die Übermittlung von Informationen, sondern die Entwicklung von Strategien für weniger Risiken und mehr Agilität. „Wer die Kommunikation mit den anderen relevanten Lieferkettenakteuren intensiviert, stärkt die operative Exzellenz, ermöglicht schnelle Anpassungen an Marktveränderungen und verschafft sich langfristig einen strategischen Wettbewerbsvorteil“, resümiert Gborglah. 

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