Die Unterstützung lokaler Handelsunternehmen, umweltfreundliche Lieferungen und eine faire Vergütung für Lieferfahrer:innen – diese Werte möchte das Start-up Radkurier24 in der Handels- und Logistikbranche langfristig verankern. 2019 hat das in München aus Eigenmitteln gegründete Unternehmen dafür eine Online-Plattform gelauncht, über die sich die Lieferung durch Radkurier:innen buchen lässt – einfach und ohne App oder Registrierung, heißt es. 

Das Unternehmen verspricht stationären Geschäften die taggleiche Auslieferung in der jeweiligen Stadt – „schneller als Amazon“. Falls ein Online-Shop vorhanden ist, sei es möglich, im Check-out die Zustellvariante „taggleich mit Radkurier24“ auszuwählen. Vom Auftragseingang über Auftragsverteilung, Bezahlung, Rechnungsstellung bis hin zur rechtssicheren Lieferdokumentation für Händler:innen und deren Kundschaft läuft alles digital. 

Bereits vor drei Jahren sprachen wir mit Gründer Martin Hawel über das Geschäftsmodell. Seither wurde die Plattform erweitert und ist deutlich gewachsen. Im aktuellen Interview mit OHN verrät er, was sich verändert hat, wie Händler:innen unterstützt und abgesichert werden – und wie er außerdem dafür sorgen will, dass die Arbeitsbedingungen für die Lieferfahrer:innen fair bleiben. 

„Schnellere und flexiblere Lösung als andere bekannte Logistikanbieter“

OHN: Schneller als Amazon und noch am selben Tag liefern – wie sieht der Lösungsansatz von Radkurier24 für diese Aufgabe aus? Was ist euch dabei besonders wichtig?

Martin Hawel / Radkurier24.com

Martin Hawel: Radkurier24.com revolutioniert die innerstädtische Zustellung durch Einfachheit, faire Arbeitsbedingungen und lokale Kurier:innen, die eine schnellere und flexiblere Lösung als andere bekannte Logistikanbieter bieten. Der Schlüssel liegt also in der Technologie und Nutzung lokaler Ressourcen sowie der Optimierung der Routen. 

Wir haben uns intensiv mit effizienter Planung und Ausführung der Lieferungen beschäftigt und dies in unsere Software geschrieben. Dadurch können die Lieferzeiten deutlich verkürzt werden und eine bessere Kundenerfahrung geboten werden. Für uns sind faire Arbeitsbedingungen und Digitalisierung sehr wichtig.  

Gegründet wurde die Plattform 2019, im Jahr 2021 konntet ihr beispielsweise in Berlin schon eine ganz gute Abdeckung gewährleisten. Wie hat sich euer Start-up seither entwickelt? Wie viele Kurier:innen sind registriert, wie viele Händler:innen nutzen das Angebot, in welchen Städten seid ihr aktiv? 

Seit unserer Gründung im Jahr 2019 haben wir ein rasantes Wachstum erlebt. Insbesondere in den großen Metropolen konnten wir eine beachtliche Abdeckung erreichen. Die genaue Anzahl der registrierten Kurier:innen und Händler:innen sowie die Städte, in denen wir aktiv sind, variieren je nach Bedarf und Expansion.  

Seit Anfang 2024 haben wir, nach zweijähriger Entwicklungsarbeit, unser größtes Update ausgerollt, welches es Einzelhändlern und Onlinehändlern ermöglicht, direkt als Versandoption „taggleiche Auslieferung mit Radkurier24“ anzubieten. Diese Fahrer-App wurde seitdem alleine bei Google schon über 1.000 Mal heruntergeladen. Lediglich die Kurier:innen benötigen diese App. Die Handelsunternehmen benötigen keine App und auch keine Registrierung. 

Lieferoptionen für lokale Geschäfte und Online-Shops 

Für welche Händler:innen ist euer Angebot geeignet? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Habt ihr ausschließlich lokale Geschäfte oder auch den Online-Handel im Blick? 

Sowohl als auch. Unser Angebot richtet sich an alle, die innerstädtisch etwas ausliefern möchten – sowohl an örtliche Einzelhandelsunternehmen als auch Online-Shops, die Wert auf taggleiche, schnelle und zuverlässige Lieferungen legen.  

Die Voraussetzungen für eine technische Anbindung ist sehr einfach. Wir können uns technisch mit wenigen Klicks mit deren Online-Shop verbinden, sodass Kund:innen bei ihrer Bestellung die sofortige oder taggleiche Auslieferung mittels Radkurier:in als Versandoption auswählen können. Alternativ kann das Buchungsformular auch manuell ausgefüllt werden.  

Uns ist Einfachheit, Flexibilität und die Bereitschaft, einen erstklassigen Lieferservice anzubieten, sehr wichtig. Sowohl Privatpersonen, kleine lokale Geschäfte als auch größere Online-Händler:innen werden von unserem Service profitieren. 

Wie genau funktioniert die Absprache zwischen Handelsunternehmen und Zusteller:in? Können Absprachen und Aufträge beispielsweise kurzzeitig abgeändert oder erweitert werden? 

Ja, denn die Kommunikation zwischen Zusteller:innen und deren Kundschaft erfolgt direkt – so wie es sich für selbstständige Kurier:innen gehört. Handelsunternehmen können Aufträge erstellen und spezifische Anforderungen angeben. Der oder die Kurier:in erhält alle relevanten Auftragsinformationen aufs Handy.  

Wer verfügbar ist, wird über das Handy alarmiert und hat die Möglichkeit, diesen Auftrag sofort anzunehmen und die Lieferdetails zu bestätigen. Absprachen können flexibel angepasst oder erweitert werden, um den sich ändernden Anforderungen gerecht zu werden. Kurier:innen steht im Direktkontakt mit ihrer jeweiligen Kundschaft. Wir bieten selbstständigen Kurierdiensten und Logistikfirmen die Möglichkeit, eingehende Aufträge unter eigener Flagge auszuführen. 

Welche Mengen können Händler:innen über eure Plattform ausliefern lassen? Gibt es Gewichtsgrenzen?

Wir bieten Fahrradkurier-Lieferungen an, aber es gibt bei Radkurier24 auch klassische Roller- oder Autokurierdienste, bis hin zu Kleintransportern. Die klassischen Fahrradkurier-Lieferungen sind bis 10 Kilogramm möglich, bei Lieferanbietern mit Kleintransportern sind es bis zu 200 Kilogramm. Wir bieten auch die Möglichkeit, Lieferungen zu bündeln, um die Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken. 

Radkurier24 ist darauf ausgelegt, eine Vielzahl von Lieferbedürfnissen zu erfüllen – von kleinen Paketen bis hin zu größeren Sendungen – und Handelsunternehmen möglichst schnell mit den örtlich nächsten, freien Kurier:innen zu verbinden.

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„Wir kennen die Missstände der Lieferindustrie“

Wie finanziert ihr den Plattformbetrieb? Was müssen Unternehmen für den Kurierservice bezahlen?

Händler:innen bezahlen Kurier:innen direkt eine transparente und wettbewerbsfähige Liefergebühr. Unsere Preise sind darauf ausgerichtet, erschwinglich zu sein und gleichzeitig eine faire Vergütung für die arbeitenden Kurier:innen zu gewährleisten. Wir rechnen eine Nutzungsgebühr mit den Fahrer:innen ab.

Wer über die Plattform Lieferaufträge annimmt, dem versprecht ihr eine faire Bezahlung. Wer legt fest, in welcher Höhe die jeweilige Fahrt vergütet wird? Welcher Preis ist aus eurer Sicht angemessen? Gibt es auf eurer Plattform Vergütungsvorgaben und wer wird wie wann bezahlt? 

Die Vergütung wird von Radkurier24 in Absprache mit den Fahrer:innen festgelegt. Um sicherzustellen, dass sie wirklich auch fair und angemessen ist, ermittelt unser System zudem noch den ortsüblichen Durchschnitt und schlägt nochmal 25 Prozent drauf. Denn wir sind der Meinung, dass die Exklusivität einer taggleichen Auslieferung ihren Wert haben muss und auch sichergestellt werden muss, dass die Aufträge von den verfügbaren örtlichen Kurier:innen angenommen werden. 

Wir berücksichtigen dabei verschiedene Faktoren wie Entfernung, Dringlichkeit und Größe der Lieferung. Die Bezahlung von Kurier:innen erfolgt nach erfolgreicher Lieferung direkt über das Bankkonto des auftraggebenden Handelsunternehmens, um eine reibungslose Abwicklung zu gewährleisten. Zahlung und Rechnungsstellungen sind komplett automatisiert. Unsere Plattform nutzen sowohl einzelne selbstständige Fahrer:innen als auch Kurierunternehmen mit mehreren Beschäftigten.

Wir kennen die Missstände der Lieferindustrie und sind davon überzeugt, dass sich in Zukunft eine faire und vernünftige Bezahlung in der Kurierbranche durchsetzen wird. Auch wenn dies bedeutet, dass dann zukünftig diverse Anbieter keine Pakete mehr für 3 Euro anbieten können. Solche Preise sind unethisch und können nur auf dem Rücken von Kurier:innen ausgeführt werden.

So sind die Lieferungen abgesichert

Die Lieferung über Paketdienste hat oftmals den Vorteil, dass die Sendungen auch in Paketshops abgegeben werden können, falls Empfänger:innen nicht zu Hause sind. Wie löst ihr diese Hürde? Muss ein Fahrer im Zweifel zum Lager oder Shop zurückfahren, wenn er die Person nicht antreffen und die Bestellung nicht ausliefern kann?

Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Abgabemöglichkeiten für nicht zugestellte Sendungen zu erweitern, um Handelsunternehmen noch mehr Flexibilität zu bieten. Bei den Aufträgen handelt es sich jedoch um wirklich wichtige innerstädtische Lieferungen, die von den Bestellenden erwartet werden. Da der oder die Kurier:in mit der Empfängerschaft stets in direktem Kontakt steht, weiß er, beziehungsweise sie, immer Bescheid, wann und wo das Paket abgeben werden soll.

Bei Lieferungen geht auch immer mal etwas schief. Wie sieht es mit einer Absicherung für Transportschäden der Lieferungen aus? 

Die Absicherung für Transportschäden ist ein wichtiger Aspekt unseres Services. Wir arbeiten eng mit unserem Versicherungspartner zusammen, um sicherzustellen, dass alle Sendungen während des Transports geschützt sind. Im Falle von Transportschäden ist jeder Transport bis 1.000 Euro geschützt. Wir bieten eine sehr unbürokratische und faire Abwicklung mit unserem Versicherer, der Schunck-Group an.

Erste Wahl für schnelle, faire und zuverlässige Lieferungen

Was sind eure Wünsche und Vorhaben in nächster Zukunft?

In Zukunft streben wir weiteres, „gesundes“ Wachstum und die Expansion an, um unseren Service noch mehr Menschen zugänglich zu machen. Wir planen, unsere Präsenz in bestehenden Märkten auszubauen und in neue Regionen vorzudringen. Darüber hinaus werden wir kontinuierlich in Technologie investieren, um unseren Service noch effizienter und benutzerfreundlicher zu gestalten. 

Unsere langfristige Vision ist es, die erste Wahl für schnelle, faire und zuverlässige Lieferungen zu sein, sowohl für lokale Geschäfte als auch für Online-Händler:innen. Wir bieten unsere Softwarelösung von Radkurier24 auch whitelabeled an, mit den Produkten Kurier-Software.com oder LastMile-Software.com. Damit können andere Logistikanbieter, Marktplätze, Plattformen bis hin zu Händler:innen von unseren bisherigen Entwicklungen stark profitieren. 

Vielen Dank für das Gespräch! 

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