Die europäischen Transportverbände haben kaum noch Hoffnung auf einen geordneten Brexit. Ihren Mitgliedern empfehlen sie deshalb, sich intensiv auf ein No-Deal-Szenario einzustellen.

Aktuell sind es noch 64 Tage – Dann soll sich Großbritannien endgültig aus der Europäischen Union verabschieden. Zu welchen Konditionen und Regelungen dies geschehen wird ist aber noch immer so unklar, wie kurz nach der verhängnisvollen Wahl im Juni 2016. Während des G7-Treffens im französischen Biarritz kam es jetzt zu Gesprächen zwischen dem britischen Premierminister Boris Johnson, dem EU-Ratspräsident Donald Tusk, Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, allerdings haben diese die europäischen Transportverbände nicht optimistischer für die Aussichten auf einen geregelten Brexit gestimmt.

„Wir arbeiten zu 100 Prozent mit einem No-Deal-Szenario und ermutigen unsere Mitglieder, sich darauf vorzubereiten“, heißt es beispielsweise laut der DVZ von Pauline Bastidon, Leiterin des Brüsseler Büros der britischen Freight Transport Association (FTA). Die Londoner Regierung solle aktuell keine anderen Signale senden.

„Wer zuerst ausweicht, hat verloren.“

Mike Sturgeon, geschäftsführender Direktor des Verbandes der Fertigfahrzeuglogistiker (ECG) vertritt die Meinung, dass „niemand bereit ist“ ernsthaft über eine mögliche Alternative zu einem ungeregelten Brexit zu verhandeln, die Mitgliedsunternehmen des Verbandes hält er allerdings für „so gut vorbereitet wie möglich“. Die Internationale Road Transport Union IRU fordert unterdessen „mehr Klarheit“ sowie eine „angemessene Übergangsfrist“. Auch bei einem No-Deal sollte diese mindestens ein Jahr betragen, so die Forderung des Verbandes.

Klare Worte für die aktuelle Situation findet auch Godfried Smit, Generalsekretär des Europäischen Verladerverbandes ESC. Für ihn sind Großbritannien und die Europäische Union „zwei Autos, die aufeinander zurasen, und wer zuerst ausweicht, hat verloren.“ Er hat kaum Hoffnung, dass ein unmittelbarer Crash noch verhindert werden kann. Besonders die Lösung zu einer geregelten Kontrolle des Güterverkehrs zwischen Irland und Nordirland wird seiner Meinung nach noch Jahre dauern.

Dominique Willems, Zoll- und Brexit-Experte beim Europäischen Speditionsverband Clecat sieht die Entwicklungen der vergangenen Wochen im Gegensatz zum Rest allerdings positiv. „Beide Seiten haben erneut klargemacht, dass ihre Priorität ein geordneter Brexit ist“, so seine Einschätzung. Dennoch rät er allen Unternehmen eindringlich, die Brexit-Vorbereitungen keinesfalls schleifen zu lassen.