Zwischen der Deutschen Post und Verdi kam es auch im dritten Anlauf zu keiner Einigung im Tarifstreit. Für Verbraucher könnte das in den kommenden Wochen erneut massive Einschränkungen bedeuten.

Vergangene Woche gingen die Verhandlungen zwischen der Deutschen Post DHL Group und der Gewerkschaft Verdi in die dritte Runde. Schon vor den Gesprächen gab die Post bekannt, ein Angebot vorzulegen, man wolle „faire und zügige Gespräche“. Die Gewerkschaft wiederum hat in den Tagen zuvor mit erneuten Streiks den Druck auf den Bonner Logistiker weiter erhöht. Zu einer Einigung kamen beide Parteien nun aber doch nicht, die Tarifverhandlungen sind erneut gescheitert.

Deutsche Post: Verdi lehnt „Rekordangebot für Lohnerhöhungen“ ab

Die Deutsche Post DHL Group hat nach eigenen Angaben der Gewerkschaft ein Angebot vorgelegt, welches einen „noch nie dagewesenen Steigerungsumfang“ darstellt. Konkret heißt das: Die Beschäftigten sollen rückwirkend ab dem 1. Januar 2023 über zwei Jahre die Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro erhalten, zusätzlich sollen die Entgelte um insgesamt 340 Euro pro Monat in zwei Stufen ab Anfang 2024 angehoben werden. Der Bonner Logistiker schreibt von einem „Rekordangebot“ mit Lohnerhöhungen von bis zu 20,3 Prozent. Dieser Wert gilt allerdings nur für das Einstiegsgehalt eines Paketsortierers. Im Schnitt würden die Löhne um 11,5 Prozent steigen, Verdi fordert 15 Prozent.

„Ver.di hat eine historische Chance verspielt, die Zukunft der Deutsche Post in Deutschland zu sichern. Wir sind mit diesem Angebot an die Grenze des finanziell Machbaren gegangen“, betont Thomas Ogilvie, Konzernvorstand Personal und Arbeitsdirektor der Deutsche Post AG in einer Unternehmensmeldung. „Nach intensiven und bislang konstruktiven Verhandlungen ist es nicht nachvollziehbar, dass die Gewerkschaft die Zukunft des Brief- und Paketgeschäftes und damit auch viele Arbeitsplätze aufs Spiel setzt. Jetzt ist ver.di am Zug, diese Entwicklung noch zu stoppen.“

Verdi bereitet sich auf Urabstimmung vor

Für Verdi gehe die im Schnitt 11,5-prozentige Lohnerhöhung allerdings nicht weit genug. Die Gewerkschaft lehnte das Angebot der Post ab und erklärte die Tarifverhandlungen für gescheitert. „Das von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot ist weit von unseren Forderungen entfernt. Die Arbeitgeber waren nicht bereit, die Reallohneinbußen der Beschäftigten auszugleichen. Insbesondere die lange Laufzeit von 24 Monaten und die geringe Entgelterhöhung im Jahr 2024 erhöht das Risiko weiterer Reallohnverluste“, so die Erklärung der stellvertretenden Verdi-Vorsitzenden und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.

Als Reaktion auf die erneut gescheiterten Verhandlungen will Verdi nun eine Urabstimmung unter den Gewerkschaftsmitgliedern starten. Sollten 75 Prozent das von der Post vorgelegte Angebot ablehnen – Verdi empfiehlt eine solche Ablehnung – wird es höchstwahrscheinlich zu langen und deutschlandweiten Streiks der Postangestellten kommen. Wann die Urabstimmung durchgeführt werden soll, wurde noch nicht bekannt gegeben.

DPVKOM zeigt sich zufrieden

Anders als Verdi zeigte sich die deutlich kleinere Fachgewerkschaft DPVKOM äußert zufrieden mit dem Angebot der Deutschen Post. „Das ist das beste Angebot, das es seit Jahren bei der Post gegeben hat. Es erfüllt sämtliche unserer Forderungen“, wird die Gewerkschaftsvorsitzende Christina Dahlhaus bei der Zeit mit Verweis auf die Welt am Sonntag zitiert. Auch die DPVKOM vertritt Angestellte bei der Deutschen Post, hat aber deutlich weniger Mitglieder als Verdi.