Ein neues Konzept von Amazon soll sicherstellen, dass der Konzern seine Marktmacht nicht ausnutzt und konkurrierende Lieferdienste auf dem Marktplatz benachteiligt.

Im Juli 2019 hat die EU-Kommission eine Wettbewerbsuntersuchung eingeleitet, die zu dem Schluss kam, dass auf dem Amazon-Marktplatz jenen Verkäufern, die Logistik- und Zustellungsdienste von Amazon nutzen, bessere Verkaufschancen eingeräumt werden als anderen Händlern. Das wird sich nun ändern. Amazon hat sich mit den Wettbewerbshütern auf entsprechende Maßnahmen geeinigt. 

Dazu zählt unter anderem, dass ab Juni 2023 alle Händler, die über Amazon Prime verkaufen, sich ihre Logistiker frei wählen und die Konditionen frei aushandeln können. Künftig werden daher Händler, die auf die Logistikdienstleistungen von Amazon zurückgreifen, nicht mehr bevorzugt behandelt. Alle Verkäufer müssen zu den gleichen Bedingungen zum Prime-Service zugelassen werden.

„Die Art, wie Amazon in Europa Geschäfte macht, wird sich fundamental ändern“, wird EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager bei der DVZ zitiert. „Davon werden sowohl konkurrierende Händler und Lieferdienste als auch die Verbraucher profitieren.“

Vorteile für Händler und Kunden

Hintergrund des neuen Konzepts ist die Doppelrolle, die Amazon auf dem Marktplatz einnimmt. Zum einen ist der Konzern selber Betreiber der Plattform, tritt auf dieser aber auch als Verkäufer auf. Amazon wurde ein unfaires Verhalten vorgeworfen, indem das Unternehmen die Geschäftsdaten von externen Händlern, die ebenfalls über den Amazon-Marktplatz verkaufen, genutzt hat, um das eigene Geschäft voranzutreiben.

Um diesen Vorteil künftig zu unterbinden, dürfen der Logistikabteilung von Amazon außerdem keine über den Marktplatz erlangten Daten von konkurrierenden Dienstleistern zugänglich gemacht werden. Bei Verstoß gegen die jetzt für verbindlich erklärten neuen Maßnahmen droht Amazon ein Bußgeld in Höhe von bis zu 10 Prozent des weltweiten Umsatzes. 

Die Maßnahmen sollen vor allem Kunden einen Vorteil verschaffen, indem sie künftig ein größere Auswahl angezeigt bekommen und so leichter nach den besten Angeboten suchen können.  „Die Änderungen eröffnen neue Möglichkeiten und vergrößern die Auswahl, was konkurrierenden unabhängigen Einzelhändlern und Beförderungsunternehmen sowie den Verbraucherinnen und Verbrauchern zugutekommt“, so Vestager.

Keine Kontrolle der Kommunikation zwischen Endkunde und Logistiker

Mitte des Jahres hat Amazon seinen ausgearbeiteten Maßnahmenplan an die EU-Kommission übergeben, die diesen von den Konkurrenten hat bewerten lassen. Daraufhin wurden einige Anpassungen vorgenommen und Punkte ergänzt. So darf Amazon in Zukunft die Kommunikation zwischen konkurrierenden Logistikunternehmen sowie den Endkunden nicht länger kontrollieren. 

Amazon selbst zeigt sich erleichtert über die Übereinkunft mit den Wettbewerbshütern. „Obwohl wir weiterhin mit einigen der vorläufigen Schlussfolgerungen der EU-Kommission nicht einverstanden sind, haben wir konstruktiv mit ihr zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass wir weiterhin Kunden in ganz Europa bedienen können und die 225.000 kleinen und mittleren europäischen Unternehmen unterstützen können, die über unsere Plattformen verkaufen“, betonte ein Unternehmenssprecher.

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