Der Logistiker spielt mit dem Gedanken, Kunden künftig für eine schnellere Briefzustellung einen Aufpreis bezahlen zu lassen.

Seit Sommer häufen sich die Beschwerden über die Briefzustellung hierzulande. Die Deutsche Post kommt aufgrund von hohem Krankenstand und Personalausfällen mit der Lieferung nicht hinterher, teilweise werden Regionen wochenlang nicht mit Briefen versorgt. Nun kam von Nikola Hagleitner, verantwortlich für den Bereich Post & Paket Deutschland beim Bonner Konzern, ein Vorschlag, wie man in Zukunft wieder zuverlässig und termingerecht die Zustellung durchführen könnte: Die Deutsche Post könnte für die schnellere Zustellung von Briefen künftig einen Preisaufschlag verlangen.

„Wir sollten überlegen, ob wir den Kunden die Wahl der Laufzeiten überlassen“, wird Hagleitner beim Spiegel mit Verweis auf die Frankfurter Allgemeine Zeitung zitiert. „Sie könnten dann entscheiden, ob ihnen eine besonders schnelle Zustellung einen Aufpreis wert ist oder ob die Briefe auch etwas länger unterwegs sein dürfen. Das würde uns erlauben, viel flexibler zu arbeiten.“

Vorbild dieser neuen Methode könnten die Schweiz und Österreich sein. Hier gibt es bereits die sogenannte A- und B-Post mit unterschiedlichen Laufzeiten.

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Forderung nach mehr Zeit bei der Zustellung

Bereits vor einigen Wochen hatte die Deutsche Post DHL Group den Vorschlag gebracht, die gesetzlichen Laufzeiten für Briefe in Zukunft zu verlängern. Aktuell müssen laut Postgesetz 80 Prozent der Briefe am Tag nach dem Einwurf zugestellt werden, 95 Prozent haben eine vorgeschriebene Laufzeit von zwei Tagen. Das sei nach Angaben von Postchef Frank Appel allerdings nicht mehr zeitgemäß.

Vor dem Hintergrund der sinkenden Briefmengen gepaart mit steigenden Zustellkosten, müsste es eine entsprechende Änderung im Postgesetz geben, um der Deutschen Post künftig mehr Zeit bei Zustellung von Briefen zu gewährleisten und den Konzern so finanziell zu entlasten, so Appel.

Verbraucherschützer sehen Vorschlag kritisch

Zu den Vorschlägen der Post hat sich bereits die Verbraucherzentrale NRW geäußert und gibt sich kritisch. „Bis jetzt ist es so geregelt, dass 80 Prozent aller Briefe am nächsten Tag zugestellt werden müssen, 95 Prozent bis zum zweiten Tag. Jetzt zu sagen, wir wollen von dem Anspruch runtergehen und es dafür teurer machen, ist natürlich nicht im Sinne der Verbraucher“, so Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale beim Merkur. „Das ist aus Sicht des Verbraucherschutzes ein Signal in die falsche Richtung.“

Die Bundesnetzagentur hat sich noch zu keinem konkreten Urteil zum Postvorschlag hinreißen lassen, von einer Sprecherin heißt es lediglich, dass man über eine Änderung der Laufzeiten und eine entsprechende Differenzierung der Preise diskutieren kann.