Die Deutsche Post will eine Reform des Postgesetzes durchbringen, die es dem Logistiker erlaubt, sich bei der Briefzustellung künftig mehr Zeit lassen zu können.

Das aktuelle Postgesetz schreibt vor, dass 80 Prozent der Briefe am Tag nach dem Einwurf zugestellt werden müssen, 95 Prozent haben eine vorgeschriebene Laufzeit von zwei Tagen. Diese Regelung sieht die Deutsche Post als nicht mehr angemessen an und fordert nun eine Änderung des Gesetzes, die es dem Bonner Logistiker erlaubt, sich bei der Briefzustellung mehr Zeit lassen zu können. „Wir müssen darüber nachdenken, ob jeder Brief am nächsten Tag zugestellt werden muss“, sagte Postchef Frank Appel bei einer Telefonkonferenz laut der Welt.

Grund sind die sinkenden Briefmengen gepaart mit den steigenden Zustellkosten, welche bei der Deutschen Post nach eigenen Angaben zu hohen Kosten führen. „Das Anspruchsniveau an unsere Dienstleistung führt zu enorm hohen Kosten“, so Appel weiter. Deswegen will sich das Unternehmen bei der zuständigen Bundesnetzagentur jetzt für eine langsamere Zustellung einsetzen. Die Forderung danach kommt für Kunden aktuell zum unmöglichsten Zeitpunkt. Durch Personalmangel und einem hohen Krankenstand hapert es bereits seit Wochen bei der Deutschen Post, manche Regionen müssen wochenlang auf ihre Briefe warten. 

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Preiserhöhungen und Zuschläge angekündigt

Erst zu Beginn des Jahres hatte die Post das Briefporto von 80 auf 85 Cent erhöht, welches nach Aussagen vom Postchef aber „bei weitem nicht ausreicht, um die Kostensteigerungen aufzufangen“. Das Unternehmen braucht nun eine Kostenentlastung. Seit Jahren sinken die Briefmengen und mit ihnen die Einnahmen und Erträge aus dem Geschäft. Wie aus den jetzt vorgestellten Geschäftszahlen hervorgeht, stagnierte der Umsatz beim Brief- und Paketversand im dritten Quartal bei 3,9 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel sogar um gut drei Prozent auf 290 Millionen Euro. „Wir können nicht so tun, als wäre die Welt wie vor 20 Jahren“, unterstrich Frank Appel seine Forderung auf die geänderten Zeitvorgaben bei der Briefzustellung.

Auch bei der Paketpreisen hat die Deutsche Post in 2022 an der Preisschraube gedreht und kündigt auch für das kommende Jahr weitere Gebührenanpassungen an. „Preiserhöhungen 2023 für Paket-Geschäftskunden werden Energie- und Peakzuschläge enthalten“, heißt es bereits jetzt vom Konzern. An Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten werden künftig also erneut die Preise angehoben.

Gesamtkonzern verzeichnet Milliardengewinn

Obwohl die Zahlen im Briefgeschäft sinken, konnte der Gesamtkonzern erneut Milliardengewinne verzeichnen. Wie die jetzt veröffentlichten Geschäftszahlen zeigen, ging der Umsatz um 20 Prozent auf 20 Milliarden Euro nach oben, der Gewinn stieg ebenfalls um 13 Prozent an und lag bei 1,2 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr wurde die Prognose deswegen noch einmal nach oben korrigiert. Die Deutsche Post DHL Group rechnet nun mit einem neuen Rekordergebnis von 8,4 Milliarden Euro.