Wie gehen die deutschen Paketdienste mit den explodierenden Energiekosten um? Wir haben bei Hermes, DHL und Co. nachgefragt.

Steigende Strom-, Gas- und Spritkosten belasten aktuell nicht nur die deutschen Privathaushalte sehr, auch viele Firmen haben massiv mit den Preissteigerungen zu kämpfen. Auch die Logistik, wo große Lagerhäuser geheizt und Fuhrparks betrieben werden müssen, stellt da keine Ausnahme dar. Wir haben bei den großen Paketdiensten Hermes, DHL, FedEx, GLS und UPS nachgefragt, wie die Konzerne mit den Preissteigerungen umgehen, welche Maßnahmen ergriffen werden und ob Kunden schon bald mit deutlich höheren Preisen für den Versand rechnen müssen.

Hermes initiiert Energiesparprogramm und „Winterschlaf“

Als Betreiber einer großen Fahrzeugflotte ist Hermes natürlich stark betroffen von den gestiegenen Treibstoffpreisen. Um vor allem die Servicepartner auf der Letzten Meile zu unterstützen, hat der Paketdienst schon frühzeitig ein entsprechendes Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, welches unter anderem einen Dieselzuschuss beinhaltet. „Parallel sind analog hierzu in den Verträgen mit unseren Auftraggebern Klauseln enthalten, die Steigerungen bei durch uns nicht beeinflussbaren Kostenpositionen (wie Maut oder Diesel) fair ausbalancieren. Hierzu können verschiedene Vehikel wie z. B. Diesel-Floater genutzt werden“, erklärt eine Pressesprecherin auf Nachfrage.

Auch mit Blick auf die Energiekosten geht der Hamburger Logistiker nicht davon aus, dass sich die Situation schnell entspannen wird. Im Gegenteil, Hermes geht von einer weiteren signifikanten Steigerung der Preise aus. Aus diesem Grund hat der Konzern ein Energiesparprogramm initiiert, mit dem bis zum Ende der Winterperiode 2022/2023 rund 20 Prozent Energie an allen Hermes Standorten eingespart werden sollen. „Dabei geht es nicht nur darum, eigene Kosten zu reduzieren. Als Unternehmen zeigt sich Hermes solidarisch und leistet seinen Beitrag, um die Gasspeicher im Land zu schonen, eine drohende Energiekrise in diesem oder dem kommenden Winter 2023/2024 abzuwenden“, betonte die Hermes-Sprecherin diesen Schritt.

Dazu gehört auch, dass Hermes drei seiner vier in Hamburg-Langenhorn betriebenen Gebäude ab dem 01. Oktober in den „Winterschlaf“ versetzen wird. Konkret heißt das, die Gebäude werden heruntergekühlt. Außerdem arbeitet der Konzern daran, die Standorte mit der höchsten Energieeffizienz auszustatten. Gearbeitet wird nach dem Prinzip des „Desksharing“, sodass die Mitarbeiter flexibel bei der Wahl ihres Arbeitsortes sind. Welche Maßnahmen Hermes in der diesjährigen Heizperiode an seinen bundesweiten Standorten ergreifen kann, daran wird derzeit noch gearbeitet. Um die Stromkosten zu senken, hat der Logistiker aber bereits seit dem 01. September an allen der ca. 60 Hermes eigenen Standorten die Leuchtreklame nachts ausgeschaltet.

Einer der wichtigsten Punkte für Kunden ist natürlich, wie Hermes die Mehrkosten abfängt und ob diese möglicherweise auf die Kunden umgeleitet werden. „Grundsätzlich versuchen wir immer, unsere Prozesse effizienter zu gestalten und so zu optimieren, dass wir Kostensteigerungen durch eine höhere Produktivität bestmöglich vermeiden. Auf diese Weise ist es uns z. B. gelungen, die Mehrkosten während der Corona-Pandemie zu kompensieren. Die aktuellen Kostensteigerungen erreichen jedoch ein Maß, bei dem dies nicht möglich sein wird“, so die Antwort des Unternehmens. Bereits zum 01. August hatte Hermes die Preise für Privatkunden angehoben, mit den Geschäftskunden würde eine eventuelle Anhebung individuell erfolgen, so dass Hermes hierzu keine pauschale Aussage treffen kann.

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„Individuelle Maßnahmen“ bei DPDHL

Auch bei der Deutschen Post DHL Group bereitet man sich nach eigenen Angaben auf verstärkte Energiesparmaßnahmen vor. „Im Gegensatz zu anderen Branchen ist unsere Abhängigkeit von der Erdgasversorgung allerdings relativ gering. So sind beispielsweise Transport und Auslieferung von Sendungen nicht von Einschränkungen der Erdgasversorgung betroffen. Bei uns wird ein großer Teil des Gasverbrauchs speziell für die Heizung in der kalten Jahreszeit verwendet“, so ein Pressesprecher auf Nachfrage des Logistik Watchblog. 

Der Konzern hat nach eigener Aussage für Gebäude mit einem hohen Erdgasverbrauch bereits individuelle Maßnahmen ermittelt sowie entsprechende Pläne erstellt. Konkrete Details zu den einzelnen Maßnahmen wollte die DPDHL allerdings nicht preisgeben.

Kostenweitergabe bei GLS

Die Energiekosten im Transport haben sich auch bei GLS nach eigenen Angaben „drastisch verteuert“. Der Paketdienst hat es sich schon lange zur Aufgabe gemacht, Strecken und Auslastungen so gut es geht zu optimieren, daran arbeitet man nun auch weiterhin intensiv. Auch die Stromkosten will der Logistiker reduzieren und beobachtet dafür tägliche Lastkurven. Unterschiedliche Maßnahmen, wie das Ausschalten des Lichts außerhalb der Betriebszeiten, hat GLS bereits ergriffen und verweist in dem Zuge auch auf die eigenen Mitarbeiter, von denen ebenfalls Ideen und Initiativen kommen.

Auf die Frage, wie der Logistiker die Mehrkosten abfängt und ob die steigenden Preise an die Kunden weitergegeben werden, gab es von einer Sprecherin des Unternehmens folgende Aussage: „Im Transport hat GLS, wie in der Logistikbranche üblich, einen sogenannten Floater für die Dieselpreisveränderungen mit seinen Kunden vereinbart. Weitere Verbrauchskosten müssen beobachtet werden, so ist z. B. AdBlue auch sehr stark angestiegen und hat nun merkliche Auswirkungen auf den Kilometerpreis. Wir geben also dort Kosten weiter, wo sie nicht durch eigene Effizienzmaßnahmen aufgefangen werden können.“

Im Zuge der Recherche zu diesem Artikel haben wir auch FedEx und UPS angefragt, beide Konzerne wollten sich allerdings nicht zu dem Thema äußern.