Viele Kartons halten es aus, nicht nur ein einziges Mal für den Produktversand zum Einsatz zu kommen. Ein junges Unternehmen setzt sich deshalb für ein Kreislaufsystem ein.


Ein Produkt online bestellt – und schwups, landet der Versandkarton nach seinem einmaligem Gebrauch wieder in der Recycling-Tonne. Dabei hielte das Material noch etwas mehr aus – und könnte sicher das ein oder andere weitere Mal bei einer Zustellung zum Einsatz kommen, findet die Grüne Projektmanufaktur. 

Das 2020 gegründete StartUp aus Aachen hat es sich zum Ziel gesetzt, nachhaltige und soziale Projekte umzusetzen. Sein zweites Projekt ist „Repacket“, bei dem es sich vorrangig um das Optimierungspotenzial in der Abfallwirtschaft dreht. Das erklärte Ziel: Gut erhaltene Versandverpackungen sollen mithilfe einer kostenlosen App wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden. „Die Grüne Projektmanufaktur will zeigen, dass nachhaltiges Handeln im Alltag für jeden möglich ist und auch kleine Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit etwas bewegen“, sagt das Unternehmen zur eigenen Vision.

Kartons lassen sich bis zu dreimal wiederverwenden

Gestützt wird die Idee, den Kartonagen mindestens ein zweites Leben zu schenken, auf die Annahme, dass sich durch die Wiederwendung etwa 45 Prozent der Treibhausgase einsparen lassen – da der Großteil der Emissionen bei der Herstellung der Kartons entstehe. Bei einer dreimaligen Verwendung liege die Einsparung bereits bei ca. 60 Prozent, erklärt das StartUp und führt aus: „Ein Karton kann durchschnittlich bis zu dreimal wiederverwendet werden, ohne dass das Material seine schützenden Eigenschaften verliert. Ist der Karton optisch noch in brauchbarem Zustand, bietet er weiterhin den gleichen Schutz, wie ein neu gekaufter.“

So kommen gebrauchte Verpackungen zum Händler

Ihren Weg zurück in den Versandkreislauf sollen die benutzen Kartons mithilfe der App finden. Die Grüne Projektmanufaktur habe sich dabei bewusst für ein System entschieden, das auf Bisherigem aufbaut und von jedem E-Commerce-Unternehmen und jeder Privatperson sofort umgesetzt werden könne – anders, als etwa bei einem Pfandsystem für Kartons der Fall wäre, das erst noch etabliert werden müsse. Seit Anfang Juni 2020 kann die zugehörige Repacket-App für Android und iOS kostenlos herunterladen werden. Sie wird kostenlos angeboten, um keine zusätzlichen finanziellen Hürden beim Umweltschutz zu schaffen.

Wer Kartons anbietet, kann die Anwendung herunterladen – die sogenannten Repacker*innen müssen sich nicht registrieren oder persönliche Daten preisgeben. Handelsunternehmen können sich wiederum kostenlos anmelden, etwa auch via App oder auf der Webseite, und Name, Adresse und Kontaktinformationen sowie Öffnungszeiten angeben, damit sie Kartons erhalten können.  Die Händler können auch hinterlegen, welche Materialien sie benötigen – also beispielsweise, ob sie kleine oder große Kartons, Versandtaschen oder auch Füllmaterial haben möchten.  

Per Standortsuche kann dann nach Händlern, die im näheren Umfeld Kartons annehmen, gesucht werden. Mit einem Klick auf die entsprechenden Unternehmen werden deren Adresse und die Öffnungszeiten angezeigt. Anschließend müssen die Anbietenden ihr gebrauchtes Verpackungsmaterial vorbeibringen – „zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit“, empfiehlt das StartUp. Derzeit gebe es etwa 130 Annahmestellen, regional bestünden aber starke Unterschiede und das Angebot wird mehr oder wenige gut genutzt, erklärt Geschäftsführer Martin Beitz.

Mehr zum Thema:

Qualitätsprüfung übernimmt der Händler

Der größte Vorteil aus Kundensicht liegt wohl vornehmlich darin, einfach der Umwelt etwas Gutes zu tun. Händler wiederum könnten durch die App-Nutzung ihr Unternehmen nachhaltiger gestalten und Verantwortung für den Klimaschutz zu übernehmen. Sie profitieren idealerweise von dem kostenlosen Versandmaterial und der Sichtbarkeit ihres Geschäfts, wenn etwa mehr Menschen aus der Umgebung vorbeikommen. 

Sticker: Kartons retten, rettet Bäume
Repacket

Die Entwickler der App setzen auf das Verantwortungsbewusstsein der Anbietenden, dass es in deren Interesse ist, nur Kartons zu spenden, die eine nochmalige Verwendung auch tatsächlich zulassen. „Die Qualität der Karton stellt der Händler sicher. Wenn die Beschaffenheiten nicht den Ansprüchen des Händlers entsprechen, kann dieser die Verpackungen natürlich auch ablehnen“, so Beitz – alle Verantwortung und die letzte Entscheidung liegt also beim Händler – ebenso wie der Zeitaufwand, der mit der zusätzlichen Prüfung verbunden ist.

Verpackungsgesetz: Lizenzierungspflicht für gebrauchte Kartons bleibt beim Händler

Für Händler zu beachten ist, dass in der Regel auch gebrauchte Verpackungen lizenziert werden müssen. So schreibt das Verpackungsgesetz vor, dass Verpackungen, die bei privaten Endverbrauchern als Abfall anfallen, lizenziert werden müssen. Darunter fällt grundsätzlich auch das Versandmaterial, welches sie durch Repacket erhalten. Es ist zwar sehr wahrscheinlich, dass das Versandmaterial bereits lizenziert wurde, dennoch sind die Händler erneuter Absender sind in der Beweispflicht. „Perspektivisch hoffen wir natürlich, dass sich die Gesetzeslage dort ändern wird. Uns geht es aber hauptsächlich um die Verlängerungen des Lebenszyklus der Verpackungen“, sagt Martin Beitz. Das StartUp plant nun, Repacket in nächster Zukunft noch bekannter zu machen. Aktuell werde bereits an einigen Verbesserungen und neuen Funktionen in der App gearbeitet.

Die Idee, bereits einmal gebrauchte Verpackungen wiederzuverwenden, hat sich auch prominent das Jungunternehmen SendMePack zu eigen gemacht – und sich auf den Verkauf größerer Mengen von gebrauchten Versandmaterialien an Händler spezialisiert. 

Sie wollen immer über die neuesten Entwicklungen in der Logistik informiert sein? Mit unseren Newslettern erhalten Sie die wichtigsten Top-News und spannende Hintergründe direkt in Ihr E-Mail-Postfach – Jetzt abonnieren!