Die Allianz warnt vor großen Problemen für die Schifffahrt. Aufgrund der Coronakrise liegen derzeit viele Schiffe auf, das birgt Risiken für die Zukunft – und für die Mitarbeiter.

Die Schifffahrtsindustrie steht vor erheblichen Problemen. Grund ist wie häufig in diesen Tagen die Coronakrise. Einschränkungen bei Lieferketten und im internationalen Transportverkehr haben der Allianz zufolge schwerwiegende Auswirkungen auf die Industrie. Die Risiken auf hoher See seien aktuell zwar stark zurückgegangen, doch die weitgehende Stilllegung vieler Schiffe sorge für neue Probleme.

Erfolge das Aufliegen von Schiffen nicht ordnungsgemäß, „können Probleme bei der Wiederinbetriebnahme auftreten. Zudem wird die Besatzung von noch aktiven Schiffen aufgrund von Reisebeschränkungen stärker beansprucht“, erklärt Volker Dierks, der bei der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) für die Schiffsversicherung in Zentral- und Osteuropa verantwortlich ist. Werden Crews nicht oder verspätet abgelöst, wirke sich dies auf die Sicherheit an Bord aus, da körperliche und geistige Erschöpfung zunehmen und menschliches Versagen – eine der Hauptursachen für Schadensfälle in der Schifffahrt – befördern.

Ausbleibende Inspektionen sind eine Gefahr

Wird ein Schiff aus dem Verkehr gezogen und liegt für einen längeren Zeitraum vor Anker, dann gilt es als „aufgelegt“. Dabei wird zwischen dem sogenannten „Warm-Lay-up“ und dem „Cold-Lay-up“ unterschieden. Bei einem Warm-Lay-up bleibt die Besatzung an Bord und das Schiff kann bei Bedarf schnell wieder fahrbereit gemacht werden. Bei einem Cold-Lay-up bleibt lediglich eine Stammbesatzung für Wartungsarbeiten vor Ort, die meisten Schiffssysteme werden aber abgeschaltet. Die Wiederinbetriebnahme ist dann nicht nur mit hohem Zeitaufwand, sondern auch mit beträchtlichen Kosten verbunden. „Bei einem längeren Cold-Lay-up kann die Wiederinbetriebnahme sogar zu einem ungeplanten Werftaufenthalt führen“, so Dierks. Daher seien umfassende Pläne und umfangreiche Risikobewertungen erforderlich.

Darüber hinaus sorgen Verzögerungen bei Wartung und Inspektion der Schiffe dafür, dass Gefahren möglicherweise unentdeckt bleiben. Unterbrochene Versorgungsketten könnten zu Engpässen bei Gebrauchsmitteln führen und auch regelmäßige Treibstoffproben würden nur mit Verzögerung untersucht. Die Folge: mögliche Maschinenschäden.

Coronakrise: Risiken für die Schiffsbesatzung

Vor allem aber ergeben sich für die Besatzung Probleme. Aufgrund der Coronapandemie und damit einhergehender Reisebeschränkungen werde der Austausch der Crews erschwert. Seit Monaten würden Crews in vielen Fällen länger als üblich an Bord bleiben. Dies begünstige körperliche und seelische Belastungen, auch weil viele ihre Familien länger als üblich nicht sehen. Arbeits- und Ruhezeiten müssten daher entsprechend angepasst werden, auch die Einstellung lokal verfügbarer Seeleute müsse man der Allianz zufolge in Betracht ziehen.