Mit einer Kampagne gegen „Werbeverzichter“ und für mehr Reklame in den Briefkästen, stößt die Österreichische Post aktuell auf heftige Kritik.

Werbebroschüren und Reklame landen besonders an den Wochenenden en masse in den Briefkästen. Um den Einwurf dieser Sendungen zu verhindern, hilft der „Bitte keine Werbung“-Sticker. Genau dagegen geht die Österreichische Post jetzt aber vor und ruft in einer Kampagne zu mehr Reklame in den Briefkästen Österreichs auf.

Die Aktion läuft unter dem Motto „Warum auf bares Geld verzichten“. In zwei Wiener Bezirken kleben Zusteller dafür aktuell auf jene Briefkästen, die einen „Keine Werbung“-Aufkleber haben, einen entsprechenden Zettel. Dieser weist darauf hin, dass keine Reklame eigentlich bedeutet „Bitte kein Geld“ und verweist auf ein entsprechendes Flugblatt. Dieses ist inzwischen auch online verfügbar und richtet sich an alle „Werbeverzichter“.

„Verzichtervernichter“ kostenlos erhältlich

„Wer 'Bitte keine Werbung' auf dem Postkasten stehen hat, verzichtet auf Angebote und Rabatte und somit auf bares Geld“, ist auf der Seite der Österreichischen Post zu lesen. Um dem zu entgehen, bietet der Konzern Sticker zum Überkleben an mit der Aufschrift „Ja zu Angeboten!“. Alternativ gibt es den kostenlosen „Verzichtervernichter“, ein Schaber, mit dem die alten „Keine Werbung“-Aufkleber einfach vom Briefkasten entfernt werden können.

Ein Blick in die sozialen Medien zeigt, dass die Aktion des Konzerns bei den betroffenen Bewohnern weniger gut ankommt. Unter anderem wird von einer „unnötige Belästigung“ gesprochen, ein anderer User will den wahren Grund hinter der Aktion leicht erkannt haben: „Weil die Post damit ein Großteil ihrer Einnahmen verdient.“

Unternehmen verteidigt umstrittene Aktion

Die Österreichische Post hat sich nun selbst in einem Facebook-Post zur Kampagne gemeldet. Darin heißt es unter anderem: „Aktuell sorgt unsere Kampagne gegen die 'Keine Werbung'-Aufkleber für Aufregung. [...] Wir sind uns bewusst, dass wir mit dieser Aktion bei einigen Kundinnen & Kunden für Unmut gesorgt haben, denn wer sich aktiv gegen physische Werbung entscheidet, möchte nicht auch noch einen Zettel von seinem Briefkasten entfernen müssen.“ Und weiter: „Die Zustellung physischer Werbung ist und bleibt aber Teil unseres Kerngeschäfts. Werbung ist legitim. Als Post ermöglichen wir jedem den Zugang zu Werbung – egal ob physisch oder digital.“

Postwurfsendung auch in Deutschland in der Kritik

Auch hierzulande hat die Deutsche Post mit der Wurfsendung „Einkauf aktuell” ein analoges Produkt, welches immer wieder in der Kritik steht. Erst im Sommer wurde bekannt, dass eine Bürgerinitiative eine Klage gegen den Bonner Logistiker wegen der Wurfsendung plant. Kritisiert werden vor allem die Massen an Müll, welche durch die eingeschweißten Prospekte jede Woche produziert werden und in vielen Fällen direkt vom Briefkasten in den Papierkorb wandern. Eine ähnliche Aktion für mehr Reklame, wie es die Österreichische Post jetzt in Angriff genommen hat, ist bei der Deutschen Post allerdings nicht in Planung. „Eine solche Kampagne wird es hierzulande nicht geben“, wird ein Unternehmenssprecher bei der Welt zitiert.