Pünktlich zum erfahrungsgemäß größten Shopping-Tag auf Amazon, dem Prime Day kommende Woche, wollen Lagerarbeiter in den USA streiken. Es soll auf die Missstände beim Konzern aufmerksam gemacht werden.

Amazon ist es fast schon gewöhnt, dass die Arbeiter in deutschen Versandzentren zu Großereignissen streiken, um auf die Arbeitsbedingungen und Missstände in den Lagern aufmerksam zu machen. In den USA gab es noch keine Arbeitsniederlegungen an wichtigen Shopping-Tagen – bis jetzt. Wie der Amazon Watchblog schreibt, wollen Angestellte des Fulfillment Center in Shakopee, Minnesota ausgerechnet am diesjährigen Prime Day streiken. Dieser findet kommende Woche am 15./16. Juli statt und wird sich erstmals über 48 Stunden erstrecken.

Traditionsgemäß zählt der Schnäppchentag zu den erfolgreichsten Tagen für Amazon, der Online-Riese lockt mit zahlreichen Rabatten für seine Prime-Kunden und lädt zu regelrechten Shopping-Exzessen ein. Genau diesen Umstand wollen sich die Lagerarbeiter nun zunutze machen, um auf die schwierigen Arbeitsverhältnisse aufmerksam zu machen.

Erfolg wird auf den Rücken der Arbeiter ausgetragen

Rund 100 Mitarbeiter wollen am 15. Juli für insgesamt sechs Stunden ihre Arbeit niederlegen – jeweils drei Stunden in der Tag- und Nachtschicht. „Amazon wird eine Geschichte über sich erzählen, dass sie einen Kindle an einem Tag zu dir nach Hause schicken können – ist das nicht wundervoll?“, sagte William Stolz, einer der Streik-Organisatoren. „Wir wollen die Gelegenheit nutzen, um darüber zu sprechen, was es braucht, diese Arbeit zu ermöglichen, und um Druck auf Amazon ausüben, um uns zu schützen und sichere, zuverlässige Arbeitsplätze zu schaffen.“

Unterstützung erhalten die Lagerarbeiter aus der Firmenzentrale in Seattle. Weitere Mitarbeiter, darunter auch Ingenieure, wollen sich den Protesten vor Ort anschließen, um ihre Solidarität zum Ausdruck zu bringen.

Amazon: Forderungen werden bereits erfüllt

In einem Statement hat sich der Online-Händler bereits selbst zu Wort gemeldet und betont, „man biete bereits alles, was gefordert würde.“ Die Stundenlöhne der Arbeiter würden zwischen 16,25 und 20,80 US-Dollar liegen, es werde jeder eingeladen, „sich bei einer Tour durch das Fulfillment Center davon zu überzeugen“. Es ist unwahrscheinlich, dass Streiks große Auswirkungen auf die Erfüllung der Kundenbestellungen haben werden. Im Fulfillment Center in Shakopee arbeiten, wie in jedem der über 100 Zentren in den USA, wohl mehr als 1.000 Menschen. Den Streik von 100 Mitarbeitern wird der Konzern also kompensieren können.

Ob es auch hierzulande zu Arbeitsniederlegungen kommen wird, ist nicht bekannt. Fest steht aber, dass der Prime Day 2019 nicht nur die Amazon-Lagerarbeiter, sondern auch die Paketzusteller an ihre Grenzen bringen wird.