In Niedersachsen gibt es ein wachsendes und vor allem auch teures Problem für Transportunternehmen: Planenschlitzer. Diese schneiden auf nächtlichen Rastplätzen die Planen geparkter Lkw auf, um das Ladegut zu stehlen. Die Zahlen der Vorfälle sind im vergangenen Jahr deutlich gestiegen.

Die Art der Ladung scheint für sogenannte Planenschlitzer vorrangig nicht ausschlaggebend: Ob nun Werkzeuge oder Computer, elektronische Gerätschaften oder Kosmetik, Materialien für die Baubranche oder Bekleidung – geklaut wird anscheinend alles, was sich finden lässt. „Es gibt eigentlich kaum etwas, was nicht gestohlen wird“, kommentiert LKA-Spezialist Lorenz nach Angaben der Verkehrsrundschau.

Und das Problem solcher Diebstähle nimmt zu. Das niedersächsische Landeskriminalamt (LKA) zählte allein im vergangenen Jahr 750 Fälle. Das entspricht im Vergleich zum Jahr 2015 einem Wachstum von sieben Prozent.

BAG geht von hoher Dunkelziffer aus

Obgleich 750 Fälle im Jahr für Niedersachsen ein unschönes Resümee sind, dürfte die tatsächliche Zahl der Fälle, die auf den Taten der Planenschlitzer beruhen, effektiv sogar noch über den offiziellen Angaben liegen. Laut einer Analyse des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) begründet sich die hohe Dunkelziffer vor allem durch zwei Aspekte: Erstens in zeitlichen Problemen, die eine Meldung mit sich bringen würde. Und zweitens im fehlenden Versicherungsschutz, sodass die betroffenen Transportunternehmen erst gar keine Anzeige erstatten.

Auch ein Ausblick auf die Zukunft scheint alles in allem nicht unbedingt rosiger zu sein. Denn auf Basis der jüngsten Entwicklungen lasse sich auch für das laufende Jahr „eine weitere Zunahme der versuchten oder vollendeten Taten erwarten“, liest man auf verkehrsrundschau.de weiter.

Hoher Schaden und gut organisierte Täter

Auch zum Schaden, den die Planenschlitzer verursachen, gibt das LKA Auskunft: Für den niedersächsischen Raum liege dieser etwa im „zweistelligen Millionenbereich“. Mit Blick auf das gesamte Bundesgebiet wird der Schaden laut BAG-Studie sogar mit rund 300 Millionen Euro im Jahr beziffert.

Der Tathergang ist nach Angaben des BAG in vielen Fällen gleich: Die Täter spähen vor dem Diebstahl geeignete Lkw auf Rast- oder Parkplätzen aus. Dann fahren sie mit einem Kleinlaster – zumeist mit seitlicher Schiebetür – an den Lkw heran, schlitzen die Plane auf und erkunden die Fracht. Selbst hoch entwickelte technische Geräte, wie etwa in der Medizin übliche Endoskope kommen dabei zum Einsatz. Erscheint das potenzielle Diebesgut geeignet, wird der Schlitz erweitert die Fracht umgeladen. Der Lärmpegel auf Parkplätzen komme den Täter nach Angaben der Experten zugute.

„Die gestohlenen Waren werden häufig über den Tätern bekannte Hehlerstrukturen abgesetzt“, kommentiert LKA-Fachmann Lorenz und verweist zugleich auf die meist bandenmäßige Organisation der Täter. Park- und Rastplätze an den Autobahnen A7 sowie A2 seien für Täter besonders attraktiv. Doch ganz unabhängig vom Rastplatz – das LKA rät Lkw-Fahrern, ihre Fahrzeuge in keinem Fall unbeaufsichtigt zu lassen und stets gut beleuchtete Parkplätze anzusteuern, die idealerweise auch bewachte werden.