Der Logistic-Trend-Index für 2017 macht Hoffnung. 92 Prozent der Fach- und Führungskräfte aus der deutschen Transport- und Logistikbranche zeigen sich offen gegenüber der Digitalisierung und wollen nicht warten, bis erprobte Lösungen vorliegen. Doch der Druck aus der Silicon-Valley-Welt wächst.

Für den Logistic-Trend-Index wurden im März 2017 insgesamt 100 Fach- und Führungskräfte aus der Transport- und Logistikbranche in Deutschland zum Stand der Dinge der Digitalisierung in der Branche befragt. Die Ergebnisse machen Hoffnung, denn zu oft wird die Transport- und Logistikbranche als zu träge und vorsichtig wahrgenommen, wenn es um das Thema Innovationen und Digitalisierung geht.

Es wird zu wenig in Forschung und Entwicklung investiert

Doch laut Index sehen knapp drei Viertel der deutschen Logistiker die eigene Branche auf künftige Marktveränderungen im internationalen Wettbewerb grundsätzlich gut vorbereitet. 92 Prozent der Befragten gaben zu dem an, das man nicht abwarten wolle, bis erprobte Lösungen für die Digitalisierung vorliegen. Die Risikobereitschaft in der Branche scheint zu steigen. Dies könnte aber an dem zunehmenden Druck aus Übersee herrschen. 54 Prozent warnen vor der akuten Gefahr, Marktanteile an Wettbewerber aus der Silicon-Valley-Welt zu verlieren. Denn auch wenn der Wille zur Veränderung da ist – finanziell wird dieser nur bedingt sichtbar. 64 Prozent der Fach- und Führungskräfte bemängeln, dass die heimischen Unternehmen zu wenig in Forschung und Entwicklung investieren.

„Die Start-up-Szene in den USA arbeitet mit Hochdruck daran, nach dem Taxigewerbe auch im klassischen Logistikgeschäft einzusteigen“, sagt Robert Schönberger, Projektgruppenleiter transport-logistic 2017 der Messe München. „Dazu zählen beispielsweise webbasierte Apps, mit denen sich Warensendungen direkt bei den Transporteuren buchen lassen - ganz ohne Umweg über eine Spedition. Wie die Umfrageergebnisse zeigen, nimmt die deutsche Logistikbranche solche disruptiven Entwicklungen ernst und will die Chancen digitaler Geschäftsmodelle für den eigenen Markterfolg nutzen.“

Risiko: fehlenden Akzeptanz bei den Kunden

So ernst die Logistiker die Entwicklungen auch nehmen, hapert es doch bei der konkreten Umsetzung. In wichtigen Einsatzfeldern tritt die digitale Transformation auf der Stelle: Nicht einmal jedes vierte Unternehmen analysiert derzeit die Möglichkeiten digitaler Technologie für die Vernetzung mit den Kunden oder verfolgt eine digitale Gesamtstrategie für alle Bereiche des Unternehmens.

Welche Bereiche werden von der Branche als wichtig betrachtet? Ganz vorn dabei ist die Datenaufbereitung in Echtzeit (67 Prozent) bzw. eine Big-Data-Auswertung, um beispielsweise die Tourenplanung zu verbessern (56 Prozent). Rund 60 Prozent geben allerdings zu bedenken, dass es bei der Einführung neuer Angebote entscheidend auf das richtige Timing ankommt. Aktuell besteht eines der wichtigsten Risiken für Digitalisierungsprojekte in der fehlenden Akzeptanz bei den Kunden. Zusammen mit hohen Investitionskosten und Kompetenzmängeln im eigenen Haus werden diese drei Themen als die größten Hindernisse für die Digitalisierung der Transport- und Logistikbranche in Deutschland genannt.