Der E-Commerce fordert Unternehmen ganzheitlich zum stetigen Umdenken und Anpassen von Organisation und Prozessen auf. Dies bedeutet, dass grundsätzlich eine erhöhte Flexibilität erforderlich ist. Diese Anforderung macht auch vor der Logistik keinen Halt.


In Zeiten von Kostensensibilisierung bei gleichzeitig erhöhten Serviceanforderungen, zeigt die Praxis, dass häufig die interne Prozesse ein gutes Potenzial bieten, um Kosten weiter zu optimieren. Somit ist es nachvollziehbar, dass speziell die manuellen und messbaren Tätigkeitsbereiche in den Unternehmensfokus rücken.

Auf die KPIs kommt es an

Der klassische Weg der Optimierung ist das Messen und Festlegen von KPIs (Key Performance Indicators), also der Kennzahlen. Sie sollen die Gewichtung zwischen der erbrachten Leistung und der benötigten Zeit darstellen. In der Kommissionierung geht es somit um Picks oder Positionen, respektive Artikel und die dafür gemessene Zeit.

Wichtig für eine richtige Bemessung ist die Berücksichtigung der Auftragszusammensetzung. Denn eine Position, kann je nach Struktur der Aufträge, eine bestimmte Anzahl von Artikeln beinhalten. In anderen Unternehmen ist die Pick und Positionsanzahl nahezu gleich.

 

Eine Ermittlung der richtigen KPIs kann sich auch an folgende Gegebenheiten orientieren:

 

  • Picks oder Positionen (Basis Kennzahl)
  • Dauer der Kommissionierung für X Anzahl an Aufträgen (Basis Kennzahl)
  • Größe/Umfang der Kommissionierläufe (Zahl der Picks oder Positionen)
  • Art der Artikel die kommissioniert werden in Bezug auf Zeitaufwand (z.B. Hängeware oder kleinteilige Artikel)
  • unterschiedlicher Einsatz der Fördermittel etc.

 

Diese Faktoren beeinflussen also, jeder für sich, die Produktivität der Kommissionerleistung und sollten somit auf ihre Effizienz geprüft werden. Wichtig ist jedoch, dass die Basis der Betrachtung gleich bzw. vergleichbar ist!

 

Die Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren

 

Empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Berücksichtigung der zuliefernden Prozesse, wie z.B. des Nachschubs.

 

Ist dieser nicht rechtzeitig erledigt, wirkt sich das kontraproduktiv in der Kommissionierung aus, da es hier zu Wartezeiten kommt und die Kennzahl negativ beeinflusst werden. Wenn es regelmäßig zu solchen Situation kommt, wäre die Bemessung zwar auf dieser Basis vergleichbar, jedoch sollten diese unter dem Gesichtspunkt der Perfomanceoptimierung unbedingt auf ein Minimum reduziert werden.

 

Einen weiteren Unterschied kann es machen, ob mit Picklisten oder MDEs/PDAs (also elektronische Hilfsmittel in der Kommissionierung statt Papiereinsatz) gearbeitet wird. Welche Antwortzeiten generieren diese Geräte? Muss der Kommissionierer regelmäßig warten und wird somit in seiner Leistung ausgebremst?

 

Wenn dem so ist, ist hier wertvolle Zeit zu gewinnen. Gegebenenfalls muss es nicht immer gleich eine Neuanschaffung der neusten Geräte sein, auch eine Prüfung der Netzwerkgeschwindigkeit oder/und ein Geräte-Test (neu/alt), also ein AB Test kann weitere wertvolle Erkenntnisse liefern.


Auch "weiche" Faktoren sind zu beachten

 

Die Zusammensetzung der Auftragsläufe beeinflusst ebenfalls die Kommissionierung und die Performance in diesem Bereich. Ist eine Batch-Optimierung (mehrere Aufträge für die Kommissionierung zusammengefasst) bisher ein gutes Standardverfahren gewesen, um Aufträge zu verdichten und die darauffolgenden Prozesse zu optimieren, stehen heute durchaus die Anforderungen die der E-Commerce mit sich bringt, dagegen.

Somit steht der Logistiker hier vor der Aufgabe, eine gute Balance zu finden zwischen der Performance und Optimierung der intralogistischen Prozesse und der Performance zum Kunden, unter der Berücksichtigung aller Kundenanforderungen.

 

Bei all diesen Annahmen und Überlegungen ist es jedoch auch ratsam neben den messbaren Faktoren auch die „weichen“ Faktoren zu berücksichtigen, die sich in den Rahmenbedingungen widerspiegeln könnten. Gibt es vielleicht intern Rotationen damit es eine gewisse Abwechslung innerhalb der einzelnen Tätigkeiten gibt?

 

Werden solche Ansätze berücksichtigt, können diese ebenfalls die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen und somit auch die Leistung in den Bereichen nachhaltig verbessern.