Ein erster Schritt in Richtung flexibler Paketzustellung: Smart und DHL starten ab September gemeinsam das Projekt „ready top Drop“ in ausgewählten deutschen Metropolen. Kunden, die über ein Smart-Fahrzeug der neuesten Generation verfügen, können sich dann ihre Online-Bestellungen von der DHL in den Kofferraum zustellen lassen.

Smart mit DHL Paketen im Kofferraum

© Händlerbund

Die DHL und der Automobilhersteller Smart hatten zur großen Pressekonferenz nach Böblingen eingeladen. Es galt etwas Innovatives und Zukunftsweisendes vorzustellen, die Chefin von Smart selbst, Dr. Annette Winkler war angereist, um das gemeinsame Projekt mit der DHL vorzustellen. Ab September werden Smart und die DHL in einer Betaphase in mehreren deutschen Metropolen die Zustellung von Paketen in den Kofferraum der Kunden testen. Einen inoffiziellen und geheimen Test hat es bereits in Stuttgart gegeben.

Annette Winkler, Chefin von Smart, war nach eigenen Angaben unter den 30 Leuten, die „ready to drop“, so der Name des neuen Projektes, bereits im Geheimen testen konnten. „So viel habe ich noch nie online eingekauft“, sagte Winkler mit einem Schmunzeln zum Test. Basierend auf dem Carsharing-Dienst von Smart, Car2Go, möchte Smart das Netzwerk von 14.000 Smarts in Deutschland nutzen, um Pakete in den Kofferraum zuzustellen.

Innovativ und wegweisend, aber noch mit vielen Fragezeichen

Dafür wurden zwei Apps entwickelt, eine für den Zusteller und eine für den Endkunden der DHL. So innovativ die Idee auch klingen mag, im Moment ist sie sehr eingeschränkt. Das heißt, dass in der Betaphase im September den Service nur Smart-Kunden mit einem entsprechend ausgestatteten Smart nutzen können werden. Und bestellt werden darf auch nur in Online-Shops, welche die DHL freischaltet. Bei der Präsentation des Projektes wurde Amazon als Beispiel gezeigt, weshalb Amazon wohl zu den unterstützten Online-Shops gehören wird. Hinzu kommt, dass das Fahrzeug im Radius des Wohnortes der Kunden stehen muss. Von der Flexibilität, welche das Projekt damit eigentlich anstrebt, bleibt deshalb nicht viel übrig. Doch Smart und DHL betonten, dass man daran arbeite, die genannten Punkte im Laufe der Zeit flexibler zu gestalten.

Wer allerdings über einen Smart mit einer sogenannten „Connectivity Box“ verfügt, der kann den Dienst nutzen. Die Box sorgt dafür, dass sowohl Smart als auch der Postbote der DHL den Standort des Fahrzeuges orten können. Die Box ist etwas größer als ein Geldbeutel und befindet sich kaum sichtbar vorne unter der Windschutzscheibe im Fahrzeug. Sie ist bislang nur für Smart-Fahrzeuge gedacht. Hat der Kunde bei der DHL die Kofferraumzustellung als Versandoption gewählt, ortet der Paketbote mit seiner App den Standort des Fahrzeugs. Um den Kofferraum des Fahrzeugs zu öffnen, bekommt der Postbote eine einmalige TAN-Nummer, welche der Online-Kunde bei der Online-Bestellung im Online-Shop generiert hat. In weniger als drei Sekunden kann er dann vor Ort den Kofferraum öffnen und das Paket reinlegen.

Auch Retouren können in den Kofferraum

Mit der App zum Projekt „ready to drop“ kann der Kunde die Bestellung nachverfolgen und soll sehen können, wann das Paket in seinem Auto, bzw. in dem Kofferraum angekommen ist. Klappt die Zustellung in den Kofferraum nach zwei Versuchen nicht, bekommt der DHL-Kunde wie gewohnt die Bestellung nach Hause geliefert. Zudem möchte die DHL im Pilotprojekt die Zustellung über Nacht testen. „Das ist gut für die Umwelt, denn nachts kommen wir besser durch“, sagte der anwesende Jürgen Gerdes hierzu. Gerdes ist bei der DHL für den Bereich E-Commerce zuständig. 

Gerade für Online-Kunden ist es wichtig zu wissen, dass Smart und DHL auch Retouren mit „ready to drop“ annehmen. Der Kunde kann dann seine Retoure einfach in den eigenen Smart legen und der Paketbote nimmt diese dann mit. Zu den Preisen die Zustellung in den Kofferraum haben beide Unternehmen noch nichts bekannt gegeben.

So innovativ das Projekt anmutet, bietet es theoretisch viel Zukunftspotenzial, es gibt aber noch Fragen, die geklärt werden müssen. Ganz einfache Fragen zum Beispiel, wie die Sicherheit der Pakete. Denn wer haftet, wenn ein Dieb nachts die gelben Pakete im Smart leuchten sieht und das Auto beschädigt?