Der Spott war groß, als Jeff Bezos Ende letzten Jahres ankündigte, dass Pakete bald mit Drohnen ausgeliefert werden sollten. Und wenn die Drohnentests von Amazon in den Schlagzeilen landen, dann auch meist nur, wenn es über Rückschläge zu berichten gibt. Aber ist Amazon das einzige Unternehmen, das Lieferdrohnen erforscht?

Die Frage kann klar mit „Nein“ beantwortet werden. Nicht nur Unternehmen beschäftigen sich mit den Möglichkeiten, welche die Paketlieferung per Drohne liefern. Drei Studenten der Katholischen Universität Leuven (Belgien) haben im Rahmen ihrer Masterprüfung im Fach Ingenieurswissenschaften die Aufgabe bekommen, eine eigene Drohne zu entwickeln: Der Ansatz, den die drei dabei verfolgt haben sieht vielversprechend aus.

Neues Drohnendesign

Die Drohne VertiKUL (aus vertikal und  KUL, Katholieke Universiteit Leuven), welche von Cyriel Notteboom, Menno Hochstenbach und Maarten Verbandt entwickelt wurde, kann bis zu ein Kilo schwere Pakete aufnehmen und bis zu 30 Kilometer weit transportieren. Neben diesen recht erstaunlichen Werten konnten die drei Studenten auch ein neues Drohnendesign vorstellen: Sie warfen das bekannte Helikopter-Design über den Haufen und modellierten die Drohne wie ein Flugzeug. Diese Designentscheidung hat durchaus ihre Berechtigung wie Cyriel Notteboom erklärt: „Die ersten Drohnen haben wir nach Helikopterentwürfen gebaut. Das bringt viel Präzision beim Steuern, ist aber nicht geeignet um schnell große Strecken zurückzulegen. Das kostet zu viel Energie. Wir haben die hohe Geschwindigkeit eines Flugzeugs mit den Start- und Landeeigenschaften eines Helikopters kombiniert.“

Was das bedeutet? Die Drohne startet senkrecht, wie ein Helikopter, kippt dann um 90° und fliegt als Flugzeug zu ihrem Bestimmungsort, bevor sie sich wieder aufrichtet und senkrecht landet.

Flug VertiKUL
© KU Leuven

Automatisierte Landung

Doch nicht nur über den Flug der Drohne haben sich die Studenten Gedanken gemacht, sondern auch um die Landung: Durch den Einsatz von GPS konnten sowohl der Landeanflug als auch die eigentliche Landung automatisiert werden, wie Maarten Verbandt erläutert: „Wir haben das Landesystem so entworfen, dass die Lieferung sich sehr genau dem Boden nähern kann. Das passiert alles automatisch auf der kreisförmigen Landeplattform. Um auch abends landen zu können, sind die Plattformen im Dunkeln mit LEDs beleuchtet.“

So vielversprechend das Projekt der Studenten auch klingen mag, so gibt es im Moment noch einige Probleme, die für einen reibungslosen Lieferablauf gelöst werden müssen. Durch die Flugzeugkonstruktion ist die Drohne entsprechend abhängig vom Wetter und gerade starker Wind bereitet beim Landen Probleme. Und neben den technischen Herausforderungen, die noch einiges an Forschung benötigen, steht auch der Drohnenlieferung in Belgien die Gesetzeslage im Weg, die den kommerziellen Drohnenflug momentan noch unmöglich macht. Das bestätigt auch Bart Theys, Betreuer der drei Studenten: „ Es müssen noch eine Menge Gesetzesvorschläge verabschiedet werden, bevor man seine Pizza auf den Gartentisch geliefert bekommt.“

Damit die Drohne auch in Aktion beobachtet werden kann, haben die Studenten ein kleines Video mit ihren Flugversuchen produziert.