Hat sich das vergünstigte Ticket für den öffentlichen Nahverkehr tatsächlich gelohnt? Was die Umweltbilanz angeht, ist man skeptisch. 

Das Deutschlandticket wurde unter anderem eingeführt, um angesichts der hohen Preise für Energie Alternativen zum eigenen Pkw zu schaffen, mehr Leute zur Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu bewegen und so auch gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Der Erfolg des Ganzen ist zumindest in Teilen strittig.

Rund 10 Millionen Menschen nutzen das Ticket hierzulande regelmäßig. Diese Zahl bleibe stabil, steige sogar – zumindest auf reinem niedrigen Niveau – leicht an. Acht bis zehn Prozent gänzlich neue Nutzer:innen der öffentlichen Verkehrsmittel habe man durch die Ticket-Flatrate gewinnen können, ermittelte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) laut FAZ. „Wir haben Kundenzahlen wie vor Corona, binden Kunden wie nie“, so der ÖPNV-Geschäftsführer des Verbands, Alexander Möller, der das Ticket als Erfolg verbucht.

Ticket-Nutzung spart nicht so viele Emissionen, wie erwartet

„Schon heute wären fünf Prozent aller Fahrten mit dem Deutschlandticket sonst mit dem Auto unternommen worden“, führt Möller weiter aus. Ein tatsächlicher Pluspunkt für die Umwelt sei das aber offenbar nicht. So ist der Verkehrsforscher Christian Böttger von der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft der Auffassung, dass die Einsparungen von Emissionen durch das Ticket vergleichsweise gering seien. So nimmt er an, dass rund 80 Prozent aller Fahrten im ÖPNV nun mit dem Deutschlandticket erfolgen, wodurch 0,4 Millionen Tonnen Emissionen gespart werden. Von der Regierung angekündigt waren indes Emissionseinsparungen von drei bis vier Millionen Tonnen. 

Die TU München soll nach Auswertung von Handydaten festgestellt haben, dass sich Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert habe. Dies sei aber bislang auch ein eher geringer Wert. Die Untersuchung erfolgte im Monat nach der Einführung des Tickets Anfang Mai.

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Länder fordern Einigung zur Finanzierung

Ende September wurde bekannt, dass das Ticket womöglich aufgrund starker Kostensteigerungen nicht länger für 49 Euro angeboten werden könne. Wie diese Zusatzkosten getragen werden könnten und ob das Ticket daher fortbestehen wird, ist nach wie vor nicht gewiss. Das sei problematisch, meint Alexander Möller vom VDV: „Wenn wir jetzt jedes Jahr neu über den Fortbestand sprechen, weil zwischen Bund und Ländern über die Co-Finanzierung gestritten wird, schrecken wir Kunden ab.“

Die Verkehrsministerien aus Niedersachsen und Bremen fordern diesbezüglich aktuell eine zügige Einigung – man brauche Planungssicherheit und wolle das Ticket auch weiterhin zum Preis von 49 Euro anbieten können. Bremens Mobilitätssenatorin Özlem Ünsal fordert den Bund auf, die Finanzierung gerecht mitzutragen, wie Heise mit Verweis auf Angaben gegenüber der Deutschen Presseagentur meldet. Das niedersächsische Ministerium stellte klar, dass man die Mehrkosten mittragen wolle – und der Bund müsse nun als Initiator des Tickets nachziehen. 

Neben der gesicherten Finanzierung brauche es allerdings auch eine bessere Infrastruktur – etwa ein besseres ÖPNV-Angebot auf dem Land, betonte das Bündnis Allianz pro Schiene.

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