Deutschland rutscht im Logistics Performance Index ab und ist nicht länger Logistikweltmeister.

Deutschland hat seinen Weltmeistertitel verloren! Dieses Mal aber nicht in irgendeiner Sportart, sondern in der Logistik. Die Weltbank hat nach 2018 erneut den Logistics Performance Index (LPI) veröffentlicht, in dem Deutschland nun nicht mehr an der Spitze thront. In dem Index werden insgesamt 139 Länder auf verschiedene Faktoren untersucht. Gemessen werden „unter anderem die strukturellen Faktoren für den Aufbau einer zuverlässigen Lieferkette, wie etwa die Qualität von Logistikdienstleistungen, handels- und transportbezogener Infrastruktur und Grenzkontrollen”, wie die Verkehrsrundschau zur Erklärung der Untersuchung schreibt.

Während sich Deutschland nach der Veröffentlichung des letzten LPI noch Logistikweltmeister nennen durfte, büßt man im aktuellen Report nun zwei Plätze ein und landet hinter Singapur (Score: 4,3) und Finnland (Score: 4,2) gemeinsam mit Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz (Score: 4,1) nun nur noch auf dem dritten Platz.

Trotz Schwächen weiterhin in der Spitzengruppe

Den deutlichsten Rückgang gab es für Deutschland in den Bereichen Zoll, Grenzkontrollen und Pünktlichkeit. Dass Deutschland nicht mehr auf dem ersten Platz liegt, sieht die Bundesvereinigung Logistik (BVL) allerdings gelassen. „Auf die Platzierung sollten wir bei dem engen Feld nicht so viel geben – wichtig ist, dass Deutschland in der Spitzengruppe ist und die richtigen Weichen dafür stellt, dass dies so bleibt“, betont Vorstandsvorsitzender Thomas Wimmer. 

Deutschland befindet sich innerhalb der EU noch immer in einem starken Netzwerk. Wie wichtig dies ist, sieht man in Großbritannien. Während das Land 2018 noch auf dem 9. Platz lag, findet es sich nach dem Brexit nun auf dem 25. Rang wieder. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, was passiert, „wenn man sich freiwillig abschottet und den Warenverkehr komplizierter macht“, so Wimmer.

Erheblicher Nachholbedarf in der Infrastruktur

Trotz der Lichtblicke hat Deutschland noch immer erhebliche Probleme beim Thema Infrastruktur. „Wenn wir bei der Infrastruktur nicht bald die Kurve kriegen, dann wird der Titel Logistikweltmeister künftig unerreichbar werden“, mahnt Wimmer. Hier sieht der BVL-Chef besonders die Planungsbeschleunigung und Instandhaltung im Verzug. „Vielleicht ist es daher ganz gut, dass wir nicht wieder ‚Logistikweltmeister‘ rufen und uns wieder hinlegen können – wir müssen jetzt dranbleiben, um unsere Position zu halten“, so der Appell.