Auf einem Containerschiff, das unter anderem Fahrzeuge für die VW-Gruppe transportierte, brach vergangene Woche ein Feuer aus. Das Unglück zieht massive Schäden nach sich.

Seit Mittwoch, dem 16. Februar, brennt der Frachter „Felicity Ace“ im Atlantik: Das unter panamaischer Flagge fahrende Schiff war unterwegs von Emden nach Davisville, Rhode Island (USA), – geriet jedoch in der Nähe der Azoren in Brand. Noch ist das Feuer nicht gelöscht, der Schaden ist allerdings insbesondere aufgrund der Fracht immens, wie unter anderem das Manager-Magazin in einer Artikelserie berichtete.

„Das Schiff brennt von einem Ende zum anderen“, sagte der Hafenkapitän von Horta auf den Azoren, Joao Mendes Cabeças, kurz nach dem Unglück einem ersten Bericht des Magazins zufolge. „Ab fünf Metern über der Wasserlinie hat alles Feuer gefangen.“ Sichtbar ist die enorme Brandentwicklung des etwa 200 Meter langen Handelsschiffes auch in den auf Twitter veröffentlichten Videoaufnahmen der Besatzung der NRP Setúbal, die Ozeanpatrouille der portugiesischen Marine, die das Schiff weiterhin überwacht: 


Auch zeigt sich in den Aufnahmen, dass die Bordwand des Frachters teilweise geschmolzen ist.

Ursache des Feuers noch nicht bekannt

Die 22-köpfige Crew konnte bereits kurz nach Ausbruchs des Feuers von der portugiesischen Luftwaffe gerettet werden. Der Frachter trieb im Anschluss einige Tage führerlos im Atlantik und befindet sich nun etwa rund 170 Kilometer südlich von der zu Portugal gehörenden Inselgruppe. Drei Hochseeschlepper und ein Spezialistenteam der niederländischen Bergungsfirma Smit sind damit befasst, das Feuer unter Kontrolle und das Schiff in Sicherheit zu bringen. Die Rettungskräfte sollen im Laufe des 23. Februars eintreffen. 

Entstanden ist das Feuer offenbar im Frachtraum des Schiffes – die genaue Ursache ist bislang unklar. Problematisch ist vor allem die Fracht, die hauptsächlich aus Elektrofahrzeugen mit Lithium-Ionen-Batterien besteht. Diese hätten Feuer gefangen, was ein Löschen des Brandes erschwere – sie können nicht einfach mit Wasser gelöscht werden. Auch hat das Schiff leichte Schlagseite, befindet sich also in einer Schräglage, sodass giftige Stoffe ins Meer gespült werden könnten. Es sei Spezialausrüstung nötig, wie Hafenkapitän Cabeças weiter erklärte. Zum Löschen sollte der Frachter zunächst in einen Hafen geschleppt werden, jetzt müsse das Feuer aus Zeitgründen aber doch mittels modernster Geräte auf hoher See gelöscht werden.

Millionenschaden für die VW-Gruppe

Geladen hatte der Frachter etwa 4.000 Fahrzeuge der VW-Gruppe, darunter 1.100 Porsche, 186 Bentleys und weitere rund 2.700 VW-Fahrzeuge, Audis und Elektromodelle der ID-Familie von VW. Der Gesamtschaden der Havarie soll für VW rund 155 Millionen Dollar betragen. Insgesamt befand sich ein Warenwert von 438 Millionen Dollar auf dem Schiff, die Autos hatten einen Wert von 401 Millionen Dollar, heißt es im Manager Magazin mit Verweis auf Schätzungen der Beratungsfirma Russell Group. Unbestätigt ist bislang, ob auch für Lamborghini Modelle auf dem Schiff befördert worden seien, schreibt der Spiegel.

Versicherungen plädieren in diesem Zusammenhang nun für bessere Löschanlagen auf Frachtern. „Bei Warenwerten bis zu 500 Millionen Euro an Bord sollte bei diesen Schiffen in mehr Sicherheit investiert werden“, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) der Deutschen Presse-Agentur, wie auf Onvista zu lesen ist. Immer wieder würden auf Autofrachtern „teils verheerende Brände“ auftreten. „Bei Bränden ist Zeit der entscheidende Faktor, deshalb sollten Löschanlagen automatisch reagieren.“ Eine Möglichkeit sei es, Löschanlagen mit Hochdruck-Wassernebel zu installieren. Durch das Verfahren gelange nur wenig Wasser an Deck, schade der Ladung nicht und würde auch die Schiffsstabilität nicht beeinträchtigen.

Feuer ist erloschen, VW gibt Fahrzeuge auf

Update vom 28.02.: Nachdem am vergangenen Donnerstag fünf niederländische Bergungsexperten an Bord des Schiffs gingen, wurde festgestellt, „dass es überhaupt keine Flammen mehr gibt“ – das Feuer ist demnach inzwischen erloschen, wie die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa mit Verweis auf den Hafenkommandanten Cabeças berichtete. VW zufolge werden die verbrannten Fahrzeuge nicht mehr zu retten sein: „Wir befürchten, bei dem Schiffsbrand sind große Teile der knapp 4000 Fahrzeuge mehrerer Konzernmarken so beschädigt worden, dass sie nicht mehr ausgeliefert werden können“, sagte ein VW-Sprecher laut Handelsblatt. Marken und Händler würden Kunden bereits informieren und nach Lösungen suchen. Auf dem Frachter sollen sich auch einige teure Unikate befunden haben.  

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