Die taggleiche Zustellung von Paketen ist selbstverständlich komfortabel – birgt allerdings angesichts steigender Mengen enorme Herausforderungen. Kann sich das Konzept halten? 

Zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft werden wieder extreme Sendungsmengen erwartet. Der Paketverband erwartet an Spitzentagen bis zu 22 Millionen Sendungen, eine aktuelle Sendcloud-Studie rechnet mit einem viermal so hohen Paketvolumen in der diesjährigen Black Week. Um all diese Pakete schnellstmöglich zuzustellen, braucht es enorme Ressourcen, weshalb zahlreiche KEP-Dienste für diese Saison Kapazitäten und Personal aufgestockt haben. Gleichzeitig rüsten zwar viele Logistiker bereits in Sachen nachhaltiger Zustellung auf, doch noch läuft die Lieferung nicht emissionsfrei und belastet somit die Umwelt. Fahrer- und Fachkräftemängel erschweren die Situation in der Logistik zusätzlich, was höhere Kosten nach sich zieht. 

Ein beachtlicher Posten ist die letzte Meile, insbesondere, wenn Leute beispielsweise nicht zu Hause sind. Erleichterung könnte eine Konsolidierung von Lieferungen sein. Gemeinsam mit der Carnegie Mellon University hat der IT-Dienstleister Tata Consultancy Services deshalb in den USA ca. 3.000 Verbraucherinnen und Verbraucher befragt, um herauszufinden, ob die Paketzusammenlegung von diesen überhaupt akzeptiert werden würde.

Mehrheit würde zugunsten fester Liefertage auf die schnellstmögliche Zustellung verzichten

„In der Forschung haben wir eine Simulation von Zustelldaten entworfen, die reale Umgebungen widerspiegelt. Darüber hinaus haben wir spezielle Algorithmen entwickelt und eine ausgeklügelte Optimierungssoftware eingesetzt, um für jedes der drei Programme den bestmöglichen Kompromiss zwischen Zustellkosten und Lagerkosten zu finden“, erläutert  Dr. Willem-Jan Van Hoeve von der Carnegie Mellon University im zugehörigen, noch nicht veröffentlichten Whitepaper, dessen Entwurf dem Logistik Watchblog vorliegt. Bei der Studie habe man reale Einschränkungen berücksichtigt, wie z. B. die begrenzte Kapazität von Logistikzentren und Zustellfahrzeugen sowie die Größe und das Gewicht von Paketen, die jedes Fahrzeug sicher transportieren kann.
 
Es wurden verschiedene Szenarien zur Zusammenlegung der Lieferungen abgefragt, darunter die Lieferung einmal pro Woche oder auch die Lagerung von Sendungen bis zu drei Werktage vor der Auslieferung. Den meisten Zuspruch erhielt allerdings die Option, dass Pakete an zwei festgelegten Tagen in der Woche geliefert werden: Sieben von zehn der Befragten (68 Prozent) würden in diesem Fall auf eine schnellstmögliche Lieferung verzichten, wenn es sich nicht um lebensnotwendige Waren handelt. Wenn es noch Bonusprogramme mit einer Kundenkarte oder Geschenkgutscheine gäbe, steige die Bereitschaft auf 75 bzw. 81 Prozent. 

Ergebnisse seien auf andere Länder mit starkem Online-Handel übertragbar

Von Vorteil wäre bei der Zustelloption mit zwei festen Wochentagen, dass Termine besser planbar seien, sodass auch jemand zu Hause ist, wenn die Paketboten klingeln. Auch würde sich das Modell gut mit hybriden Arbeitszeitmodellen, etwa feste Büro- und Homeoffice-Tage, in Einklang bringen lassen. Bei den Logistikern gäbe es dadurch Kosten- und CO2-Einsparmöglichkeiten.

„Unsere Untersuchung konzentrierte sich zwar auf die Umsetzung der Paketkonsolidierung in den USA, aber wir glauben, dass es auch in anderen Märkten ein großes Potenzial gibt“, heißt es in dem Studienpapier. Das System könnte in Ländern mit starken E-Commerce-Märkten und hoher Bevölkerungsdichte operative und ökologische Vorteile bieten. Städtische Gebiete seien gut geeignet, da dicht besiedelte Gebiete beim derzeitigen Konzept der Zustellung auf der letzten Meile einen enormen Kostenfaktor darstellen.