Der Streik bei der Deutschen Bahn geht in die zweite Runde. Die Arbeitsaussetzungen wirken sich insbesondere auf den Güterverkehr aus. 

Seit Montagnacht, den 23. August, 2:00 Uhr, wird planmäßig der Personenverkehr bestreikt. Noch länger allerdings, nämlich seit Samstagabend, den 21. August, 19:00 Uhr, haben Mitglieder der Lokführergesellschaft GDL auch im Güterverkehr die Arbeit niedergelegt. Bis voraussichtlich Mittwoch, den 25. August, 02:00 Uhr sollen die Streiks andauern – „können allerdings je nach Einigung der Parteien auch noch verlängert oder zu einem späteren Zeitpunkt neu aufgenommen werden“, teilt DB Cargo mit

Aus diesem Grund rechnet das Unternehmen trotz Vorkehrungen mit erheblichen Einschränkungen. Man sei „mit vollen Kräften bemüht, die Auswirkungen zu minimieren“, heißt es. Beim vergangenen Bahnstreik standen insgesamt 300 Güterzüge still.

Gravierende Auswirkungen für Lieferketten

Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), prophezeit „gravierendere Auswirkungen auf die Material- und Warenströme“. Diese sind hierzulande u. a. bereits durch die Flutkatastrophe sowie global durch die coronabedingte Situation im Seehandel strapaziert. 

Insbesondere die Just-in-Time produzierenden Industriebetriebe, allen voran der Automotive-Sektor hätten unter dem fünf Tage ruhenden Schienengüterverkehr zu leiden, so BME-Vorstandsvorsitzende Gundula Ullah. Sie seien auf die kontinuierliche Belieferung mit Rohstoffen und Produktionsmaterial angewiesen. Betroffen sind besonders rohstoffabhängige Branchen wie die Stahl- und Chemieindustrie sowie der Bau- und Agrarsektor.

Mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit im Schienenverkehr und den damit verbundenen ehrgeizigen Klimaschutzzielen mahnt der BME, dass ein langanhaltender Streik einen herben Rückschlag für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft darstelle.  „Der jetzt anstehende GDL-Bahnstreik könnte das Vertrauen der Verlader und Spediteure in den Schienengüterverkehr massiv beschädigen“, erklärt BME-Leiter Sektion Logistik/SCM Carsten Knauer. Der Verband fordert deshalb beide Seiten zu einer schnellen Einigung auf.

Keine Einigung in Sicht: GDL weist Angebot für Corona-Prämie zurück

Diese ist jedoch nicht in Sicht. Die GDL hatte u. a. eine Corona-Prämie in Höhe von 600 Euro gefordert. Hier zeigte die Deutsche Bahn nun Verhandlungsbereitschaft, noch in 2021 solle eine solche gezahlt werden. „Mit einer Corona-Prämie kommen wir einem wichtigen Anliegen der Gewerkschaften entgegen. Damit kann es keinen Grund mehr geben, die Rückkehr an den Verhandlungstisch zu verweigern. Jetzt liegt es nur an der GDL“, so DB-Personalvorstand Martin Seiler

Doch die Gewerkschaft wies das Entgegenkommen der Deutschen Bahn zurück. Es handele es sich um ein „Scheinangebot“, das zu „unkonkret“ sei, wie es bei der Tagesschau heißt. Die Bahn hatte schließlich keine Angabe zur Höhe der Prämie gemacht.

Insbesondere wolle die GDL eine Erhöhung der Löhne für Lokführer um 3,2 Prozent erreichen. Diese wolle die Deutsche Bahn auch gewähren, allerdings nur: Eine Erhöhung um 1,5 Prozent sei zum 1. Januar 2022 geplant, eine weitere von 1,7 Prozent zum 1. März 2023, bei einer Laufzeit bis Ende Juni 2024. Dieser Zeitplan sorge weiterhin für Uneinigkeit.