Sendungsmengen und Umsätze in der Paketbranche steigen, allerdings wirkt sich das auch auf die Arbeitsbedingungen aus, zeigt eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes. 

Beschäftigte von Kurier-, Post-, und Expressdiensten stellt das zunehmende Paketvolumen immer wieder vor Herausforderungen. So rechnet Hermes in den kommenden drei Wochen allein mit 35 Millionen Sendungen, die Deutsche Post erwartet über etwa vier Wochen hinweg bis zu elf Millionen Sendungen an Spitzentagen – sonst befördert sie etwa 5,2 Millionen Sendungen täglich. 

Während die Umsätze im Online-Handel sowie die Preise für die Paketdienstleistungen steigen, wird in der Paketbranche vergleichsweise wenig verdient und häufiger am Wochenende gearbeitet, so die aktuelle Erhebung des Statistischen Bundesamtes

Meister Umsatz konzentriert sich auf 26 KEP-Dienstleister

Spürbare Auswirkungen des Weihnachtsgeschäfts auf die Branche zeigen sich vor allem seit 2015 – befeuert durch Aktionstage wie Black Friday und Cyber Monday. So stiegen etwa Umsätze im Online-Einzelhandel von Oktober auf November 2019 preisbereinigt um 17,5 Prozent, von November auf Dezember noch einmal um 1,8 Prozent. Doch auch abseits des Weihnachtsgeschäfts haben die Umsätze zugenommen, zuletzt begünstigt durch die Corona-Pandemie. Von Januar bis September 2020 erzielte der Online-Einzelhandel preisbereinigt 21,2 Prozent mehr Umsatz als noch im Vorjahreszeitraum.   

Von der Entwicklung profitieren auch die KEP-Dienstleister. Insgesamt zählt das Amt rund 16.100 Branchenunternehmen, die 2018 einen Gesamtumsatz von 42,6 Milliarden Euro erwirtschafteten, 5,1 Prozent mehr als in 2017. „Die Branche wird von vielen kleinen umsatzschwachen und wenigen großen umsatzstarken Unternehmen dominiert. Allein die 26 umsatzstärksten Unternehmen erzielten im Jahr 2018 zusammen einen Jahresumsatz von rund 34 Milliarden Euro“, schreibt die Behörde weiter. Das sind 80 Prozent des Gesamtumsatzes. Diese Anteile dürften zuletzt noch gewachsen sein, aktuellere Zahlen liefert der Bericht jedoch nicht.

Immer mehr Personal und deutlich geringere Löhne

Um die steigenden Mengen zu bewältigen, wurde auch immer mehr Personal eingestellt: Von 2010 bis 2018 nahm die Zahl der Beschäftigten im KEP-Sektor um 17,3 Prozent zu (521.000 Personen). Das ist deutlich mehr, als in der deutschen Wirtschaft insgesamt: Im selben Zeitraum stieg die Beschäftigtenzahl um 9,3 Prozent.

Im Schnitt mehr verdient haben die Beschäftigten in diesem Sektor in den vergangenen zehn Jahren jedoch nicht: Der Bruttomonats­verdienst stieg mit 15,6 Prozent nur etwas mehr als halb so hoch, wie in der Gesamtwirtschaft (25,6 Prozent). Vollzeitbeschäftigte erhielten 2019 im Schnitt 2.924 Euro brutto im Monat – das seien rund 1.000 Euro weniger als der Durchschnitt aller Beschäftigten, die etwa 3.994 Euro brutto monatlich erhalten. Fachkräfte verdienten durchschnittlich 2.907 Euro, angelernte Kräfte 2.403 Euro und ungelernte im Schnitt 2.019 Euro. 

Feiertags- und Nachtarbeit ist häufiger als in anderen Branchen 

Im Branchenvergleich müssen Angestellte von Kurier-, Express- und Postdiensten auch deutlich öfter am Wochenende bzw. an Feiertagen arbeiten, 2019 betraf dies 63 Prozent. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft sind es 36 Prozent, im Segment Beherbergung, Gastronomie sowie bei Wach- und Sicherheitsdiensten jeweils etwa drei Viertel der Belegschaft. 

Auch Nachtarbeit stufte die Statistikbehörde in der KEP-Branche als verhältnismäßig häufig ein: 15 Prozent der Beschäftigten arbeiteten zumindest gelegentlich zwischen 23 und 6 Uhr morgens, unter allen Erwerbstätigen insgesamt waren es 11 Prozent.