Derzeit kommen verspätet zahlreiche Waren und Textilien aus Asien an, die aufgrund der Coronakrise zunächst nicht geliefert werden konnten. Wie sollen Modehändler damit umgehen? 

Aufgrund der Coronakrise steht die Fashion-Logistik vor neuen Herausforderungen: Erst jetzt kommen Bestellungen aus Asien an, die bereits Ende Februar getätigt wurden. Doch wegen der Lockdown-Bestimmungen und Geschäftsschließungen hierzulande konnten zuletzt kaum Waren verkauft werden – dadurch sind sowohl Container als auch Lager voll.

Typische Abläufe in der Mode-Logistik sind gestört

Die Produktions- und Lieferverzögerungen führen zusammen mit der Warenflut und dem geringen Abverkauf zu allgemein verzögerten Prozessen in der Logistikkette: Eine Analyse des IT-Anbieter Setlogs von 100 Modemarken hierzu hat ergeben, dass sich die Zeitspanne, in der die Ware vom Bestimmungshafen zum Empfänger transportiert wird, aktuell verlängert hat. Der Nachlauf innerhalb Deutschlands betrage derzeit zwölf Tage, im Vorjahr waren es noch sechs.

Auch das gängige Branchenkonzept Fast-Fashion – Kollektionen binnen weniger Wochen zu wechseln, um so durch neue Trends mehr Umsatz zu generieren – wird vielen Anbietern nun zum Verhängnis. So sei es laut Setlog-Vorstand Ralf Düster gerade deshalb „fraglich, ob Waren überhaupt noch in die Geschäfte gebracht werden.“ In Asien verspätet produzierte und nun gelieferte Produkte müssten zum Teil bis zum nächsten Jahr eingelagert werden. „Schlimmstenfalls werden Anbieter auch unverkäufliche Ware vernichten“, so logistik-heute.de zur Studie.  

Händler erwarten zusätzliche Logistikkosten 

Viele Fashion-Anbieter müssen nun zusätzliche Kosten stemmen – und das angesichts der Tatsache, dass das aktuelle Geschäft kaum die bereits entstandenen Verluste kompensieren könne. So müssen Modehändler derzeit für Zwischenlager zahlen und versuchen, dass die Lieferungen so lang wie möglich in Containern verbleiben könnten. Doch das funktioniert nicht ewig, denn die Lagergebühren in den Häfen können enorm anwachsen. Laut Lieferketten-Experte Düster würden sich die Kosten für einen 40-Fuß-Standardcontainer dann inklusive Liegegeld und Strafzahlungen auf bis zu 200 Euro pro Tag belaufen. „Gerade im Fast-Fashion-Bereich mit geringen Margen machen so hohe zusätzliche Logistikkosten betriebswirtschaftlich keinen Sinn“, meint der Experte.