Der Distanzhandel entwickelte sich in den letzten Jahren gegenüber dem stationären Handel deutlich überproportional. Insbesondere das Internet war ein wesentlicher Treiber für diese Entwicklung. Wie können sich Logistiker weiterbilden?

Im Distanzhandel der Vergangenheit mittels Katalog oder Mailing, konnten die Auftragseingänge relativ exakt prognostiziert werden. Eine Ausweitung oder Straffung der Seiten, Belegungsdichte der Werbemittel, Auflagenveränderung, Vermeidung von Streuverlusten, etc. erlaubten mit speziellen Parametern und Berechnungsmethoden die Auftragseingänge nicht nur absolut, sondern auch über den zeitlichen Verlauf relativ genau vorherzusagen. Vorgeschaltete Testkataloge an spezielle Zielgruppen brachten noch mehr Sicherheit – nicht nur für die Auftragsabwicklung, sondern auch die Artikeldisposition.

Die Schwierigkeit der Prognosen: Katalog vs. Online

Bei der aktuellen rasanten Entwicklungen des eCommerce ist selbst für kürzeste Zeiträume die Kundenresonanz deutlich schwerer vorherzusagen. „Das lineare Denken und Handeln gehört mittlerweile der Vergangenheit an“, so Bernd Kratz, Co-Founder der IDIH - Institut des Interaktiven Handels GmbH und Gesellschafter der Beratungsgesellschaft EMA GmbH.

 

„Darüber hinaus erkennen wir eine deutliche Tendenz, dass reine Distanzhändler sich auch im stationären Kanal entwickeln und Stationär-Händler zunehmend online verkaufen – der klassische Multi-Channel“. Aber auch viele Produzenten bieten ihre Produkte direkt im Internet an. Auch bisher klassische Sortimente des LEH (Lebensmitteleinzelhandels) werden online vertrieben. Smartphones, Tablets machen es dem Verbraucher sehr einfach.

 

In diesem Zusammenhang gab es einen Bericht in der Zeitung „Die Welt“ vom 02.06.14 und eine spannende Prognose: „2015 gibt es mehr Mobilfunkanschlüsse als Menschen“ und – wie die Welt schreibt – sollen in 5 Jahren rund 60 Prozent der dann prognostizierten 9,2 Milliarden weltweiten Mobilfunk-Anschlüsse mit Smartphones genutzt werden. Alleine durch diese Technologieentwicklung und zunehmend einfach zu bedienende Apps wird Einkaufen im Web noch bequemer – und zwar mobil, jederzeit und von überall.

 

Die Chance aber auch das Risiko für jeden Händler im eCommerce sieht Bernd Kratz in der Situation, „dass für den Kunden im eCommerce die Entscheidung, bei welchem Händler er kauft, nur einen Mausklick entfernt liegt“.

 

Dies bedeutet, dass neben einer einwandfreien Kommunikation, Zahlungsabwicklung, etc. insbesondere der Logistik eine bedeutende Rolle zukommt. Amazon hat hier Meilensteine gesetzt: Heute bestellt, morgen garantiert geliefert - auf Wunsch auch zu vom Kunden vorgegebenen Zeitfenstern.

 

Für die Paketfabriken ergibt sich daraus, dass ein „Ansammeln“ von Aufträgen in größere Batches zur Optimierung der Kommissionierwege der Vergangenheit angehört. Der eCommerce verlangt kürzeste Auftragsdurchlaufzeiten in den Logistikzentren und damit eine flexible Real-Time-Verarbeitung.

 

„Diese Entwicklungen stellen die Logistiker in den „Paketfabriken“ zunehmend vor neue Herausforderungen“, so Kratz. Der Interaktive Handel unterliegt seinen eigenen Gesetzen und Anforderungen. Dies erfordert innovative Ansätze in der Logistik, um die Marketingentwicklungen im E-Commerce auch physisch zu realisieren. Er sieht das große Risiko, dass „dennoch kein Aus- und Weiterbildungsangebot existiert, das sich konkret auf die zukünftigen Anforderungen der Führungskräfte innerhalb der Supply Chain des interaktiven Handels ausrichtet“.

 

Der Distanzhandel kann seine Wachstumsraten nur dann halten, wenn die Wirtschaftlichkeit des Geschäftsmodells gewährleistet wird. Hierzu leistet die Logistik einen entscheidenden Beitrag.

 

Welche Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung gibt es in der Logistik?

Grob unterteilen sich hier die betriebliche Ausbildung, das duale Logistikstudium, ein Studium Logistik als auch die logistische Weiterbildung.

 

Während die ersten drei Genannten häufig den Einstieg in die Logistik zwischen der klassischen Ausbildungsmöglichkeit bis hin zu dem akademischen Niveau darstellen, setzt die Weiterbildung schon eine gewisse Praxiserfahrung und somit meist auch eine entsprechende berufliche Vorbildung voraus.

 

Die lager- und umschlagorientierte Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik, ist neben der kaufmännischen Richtung sowie der transportorientierten Ausbildungen eine mögliche Ausbildungsausrichtung. Darauf aufbauend ist es durchaus verbreitet, dass dann z.B. später die Laufbahn Logistikmeister/in (IHK) eingeschlagen wird. Diese Ausbildung (vorher unter der Bezeichnung Meister/innen für Lagerwirtschaft bekannt) bietet im Rahmen der Fortbildungsinhalte z.B. eine Vertiefung der Logistikprozesse, der betrieblichen Organisation sowie den Personal und Führungsthemen bei einer gleichzeitigen Betrachtung der grundlegenden Qualifikationen wie Recht, Betriebswirtschaft, Methodiken zur Zusammenarbeit im Betrieb sowie arbeitspädagogische Ansätze etc.

 

Weiterhin gibt es auch eine Anzahl an unterschiedlichen Fernstudien Weiterbildungsmöglichkeiten, wie z.B. an der Euro-FH, der SGD etc. die mit diversen Abschlüssen ebenfalls ein breites Spektrum innerhalb der Logistik abdecken. Dies zeigt wie vielfältig die Weiterbildungsmöglichkeiten ausfallen.

 

Gleichzeitig zeigt dies aber auch auf, dass eine fokussierte Weiterbildung, die auch die besonderen Anforderungen berücksichtigt die der Distanzhandel als Branche mitbringt, bundesweit fehlt.

 

Ausrichtung und Inhalte der Weiterbildung in Kooperation mit der Hochschule Hof

Dies Lücke möchte nun die Institut des interaktiven Handels GmbH (IDIH) schließen. Um erfahrenen Logistikern im Distanzhandel die Möglichkeit einer theoretischen und dennoch praxisnahen Weiterbildungsmöglichkeit zu geben, offeriert das Unternehmen in Kooperation mit der Hochschule Hof einen berufsbegleitenden Zertifikatslehrgang zum „Logistiker/in im Distanzhandel“. Bernd Kratz stellt aus seiner langjährigen Erfahrung im Distanzhandel fest, „dass zahlreiche Logistiker sich kontinuierlich „hochgearbeitet“ haben, dann jedoch an ihre Grenzen stoßen, die Ihnen einen weiteren Aufstieg in höhere Leitungsfunktionen versperrt.

 

Auf dieser Situation setzt die berufsbegleitende Ausbildung des IDIH auf und bietet eine fundierte und praxisorientierte Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten zur erfolgreichen Gestaltung und Steuerung von Logistikprozessen innerhalb des eCommerce / MultiChannel“.

 

Das Weiterbildungsprogramm ist für Praktiker auf Hochschulniveau konzipiert, jedoch kann als Aufnahmevoraussetzung eine fehlende Hochschulreife/Abitur auch durch mehrjährige Führungserfahrung in der Logistik kompensiert werden. Somit bietet dieses Weiterbildungsprogramm auch Praktikern ohne Abitur / Fachabitur (ohne Hochschulzugangsberechtigung) die Möglichkeit, sich im Rahmen eines berufsbegleitenden Zertifikatslehrgangs an der Hochschule Hof auf Hochschulniveau weiterzubilden.

 

Die Dozenten sind entweder Professoren mit langjähriger Praxis- und Beratungserfahrung oder hochqualifizierte Praktiker. Damit werden Praxisnähe, Umsetzungsorientierung und wissenschaftliche Fundierung gesichert.

 

Die Zielgruppe des Weiterbildungslehrgangs sind Fach- und Führungskräfte aus einem Aufgabenfeld der Logistik im Distanzhandel und der Fulfillment-Dienstleister, die zukünftig entsprechende Führungsaufgaben übernehmen sollen:

  • Erfahrene Logistiker, die sich neuen Aufgabengebieten gegenüber sehen
  • Logistiker aus anderen Branchen, die in den Versandhandel wechseln
  • Logistiker, die sich das branchenspezifische Fachwissen auf höherer Ebene erarbeiten wollen
  • Führungsnachwuchskräfte der Logistik
  • Potenzialträger im Unternehmen

 

 

 

Fortbildung in der Logistik.
© Randy Meinhard

 

Als Ziel des Weiterbildungslehrgangs „Logistik im Distanzhandel“ sieht Bernd Kratz, „die Teilnehmer zu befähigen, die Supply Chain im Distanzhandel und Multi-Channel zu planen, zu managen, zu steuern und betriebswirtschaftlich optimal zu gestalten“.