Polnischen und Tschechischen Logistik-Unternehmen könnten starke wirtschaftliche Einbußen durch den deutschen Mindestlohn drohen. Sie müssen den Stundensatz ihren Spediteuren nämlich bezahlen, sobald diese in Deutschland arbeiten.

Bei osteuropäischen Transportunternehmen sorgt der kürzlich erst eingeführte deutsche Mindestlohn offenbar für Probleme. Denn indirekt greift der Mindestlohn auch auf ihre Mitarbeiter zu, zumindest wenn sie durch die Bundesrepublik fahren. Während tschechische und polnische Unternehmen diesen Umstand kritisieren, hält die Bundesregierung bewusst am Mindestlohn fest.

Internationale Spediteure müssen deutschen Mindestlohn bezahlen

Bei Transitfahrten durch Deutschland müssen seit dem 1. Januar auch tschechische oder polnische Logistikunternehmen ihren Mitarbeitern 8,50 Euro pro Stunde bezahlen. Ein Stundenlohn der deutlich höher als der eigentlich von den Unternehmen bezahlte Stundensatz liegt. In Tschechien liegt der Mindestlohn zum Beispiel bei umgerechnet 1,72 Euro.

Das Verkehrsministerium Prag möchte Medienberichten zufolge sogar überprüfen, inwiefern das Gesetz im Einklang mit europäischem Recht sei. Vom Bundesverband des tschechischen Speditionsgewerbes hieß es, der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland sei ein „Schlag unter die Gürtellinie in einem vereinten Europa“. Der Verband internationaler Transportunternehmer in Polen (ZMPD) warnte, der Mindestlohn könne den Bankrott zahlreicher polnischer Firmen provozieren.

Verbandsvertreter aus Tschechien und Polen haben bereits mit EU-Parlamentariern gesprochen, um gegen den deutschen Mindestlohn vorzugehen. Auch der Austausch mit deutschen Bundesbehörden wird gesucht. So möchte die polnische Regierung sich mit der deutschen Regierung über das Thema verständigen. Konkret soll es Gespräche zwischen Infrastrukturministerin Maria Wasiak und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) geben.

Ausländischen Logistikunternehmen, die in Deutschland nicht den deutschen Mindestlohn bezahlen, drohen hohe Geldstrafen. Der deutsche Zoll kann die Spediteure aus Polen oder Tschechien in Deutschland auch auf die Einhaltung des Mindestlohns hin kontrollieren.