Was macht eine gute Verpackung aus? Gibt es beim Füllmaterial mehr als Luftpolsterfolie? Wir haben mit Alexander Schönegg von Combra Verpackungssysteme über die Herausforderungen gesprochen, denen sich Händlern stellen müssen, wenn sie ihre Waren ordentlich und sicher verpacken müssen.

LogistikWatchblog: Was macht eine gute Verpackung aus?

Alexander Schönegg: Essential ist natürlich die Sicherheit. Die Verpackung – ob Füllmaterial, Versand- oder Verkaufskarton – muss unterschiedlichen Belastungen und Umwelteinflüssen standhalten. Für die Lagerung und Transport sollte auch auf die Stapelbarkeit der Verpackung geachtet werden. Grundsätzlich sollte auch die Firmenphilosophie eine tragende Rolle spielen. Die Verpackung sollte darüber hinaus auch als Werbeträger fungieren.

Geringer Materialaufwand: Verwenden Sie einen ausreichend großen Umkarton, aber keinen zu großen! Bei empfindlichen und zerbrechlichen sowie bei unverpackten Waren sollten entstehende Hohlräume zwischen Umkarton und Produkt mit einem geeigneten Füll- und Polstermaterial verschlossen werden.

Geeignetes Material: Spricht sich Ihre Firma für die Umwelt aus, sollten Sie auch ein geeignetes Material verwenden.

Werbebotschaft: Vergessen Sie nicht eine geeignete Werbebotschaft anzubringen. In Form eines bedruckten Kartons oder Packbands kann die Marke nachhaltig gefestigt werden. Wenn nur sehr geringe Mengen versendet werden, kann auch auf einen Stempel zurückgegriffen werden.

Combra bietet eine Verpackungsberatung an. Wie muss man sich das vorstellen?

Die Verpackungsberatung kommt sowohl bei neuen Produktentwicklungen als auch bei bereits bestehenden Produkten zum Einsatz. Einer unserer Experten besucht den Interessenten bzw. Kunden vor Ort und macht sich ein Bild der aktuellen Situation. Darunter fallen zum Beispiel die Analyse der bereits bestehenden Verpackung, der Verpackungsprozess und die Bewertung der Anforderungen. Zusammen und unter den gegebenen Bedingungen wird eine Lösung entwickelt.

Durch die langjährige Erfahrung in diesem Gebiet können wir dabei helfen, die Verpackungsvielfalt zu minimieren, die Kosten zu reduzieren oder ganze Prozessabläufe zu verbessern.

Für Online-Shops ist besonders interessant, dass Verpackungen zur Markenkommunikation beitragen. Welche Tipps würden Sie Online-Händlern geben, damit auch diese von einer perfekten Verpackung profitieren?

Generell sollte eine Verpackung nicht nur als reine Materialausgabe betrachtet werden, sondern als Mix aus Verbrauchsmaterial und Marketing. Das Hauptaufgabenfeld einer Verpackung ist klar definiert, sie muss Schützen. Aber mit nur ein wenig mehr Aufwand und Invest kann eine Marke definiert und nachhaltig gestärkt werden.

Was bei der Gestaltung der Produktverpackung gilt, gilt auch bei der Versandverpackung. Versandverpackungen bieten ausreichend viel Platz, um seine Marke präsent anzubringen. Statt eines langweiligen, braunen Kartons kann zum Beispiel ein blauer verwendet, das Logo oder der Slogan angebracht werden. Zusätzliche Akzente können mit einem bedruckten Klebeband oder mit einem farbigen Stempel gesetzt werden. Aber auch das Innenleben spielt eine Rolle. Ein schönes, kompaktes Füll- und Polstermaterial kann den Effekt verstärken, wohingegen geschreddertes Füllmaterial viele verärgert.

Oft genug habe ich bereits gehört, dass solche Aktionen nichts bringen, aber mal ehrlich, wir alle wissen, wie ein Zalando Paket aussieht, obwohl wir noch nie eins erhalten habe. Generell sollte man an dieser Stelle nicht vergessen, dass eine Großzahl der Pakete nicht direkt beim Empfänger landet, sondern beim Nachbar. Ein weiterer Grund ist, dass viele Endverbraucher Kartonagen wiederverwenden und somit die Marke noch einmal kostenlos bei mindestens einer weiteren Person beworben wird.

Eine Schwachstelle vieler Online-Händler ist das platzsparende und umweltfreundliche Verpacken. Haben Sie auch hier ein paar Tipps für Versandhändler?

Durch verschiedene Techniken und Innovationen können heute auch Hersteller und Händler mit kleinen Lagerflächen umweltfreundlich und kostengünstig verpacken. Nehmen wir zum Beispiel mal die Verpackungschips. Sie sind günstig in der Anschaffung und reichen für eine Vielzahl an Verpackungsmöglichkeiten aus. Doch es gibt gravierende Nachteile, auch wenn dies viele nicht wahrhaben möchten.

Verpackungschips benötigen ein riesen Volumen, sowohl im Lager als auch später beim Endkunden. Auch andere Nachteile, wie zum Beispiel der Treibsandeffekt, spielen eine wichtige Rolle. Durch die Erschütterungen auf dem Transportweg rutscht das Packgut innerhalb des Umkartons umher und im schlimmsten Fall bis zum Boden. Ein weiterer Stoß könnte fatale Folgen für das Packgut haben.

Für diesen Zweck führen wir im Sortiment die ExpandOS. Der Vorteil der Papierlösung liegt darin, dass sich das Polstermaterial ineinander verhakt und somit ein umher Rutschen des Packguts ausschließt. Außerdem kann das Material vor Ort hergestellt werden.

Es gibt bereits jetzt viele weitere Verpackungslösungen, die auch ganz kleinen Händlern die Möglichkeit gibt, kostengünstig und umweltfreundlich zu verpacken. In der Praxis sieht man leider aber auch immer wieder, dass zwar umweltfreundliches Material verwendet wird, aber ein viel zu großer Umkarton verwendet wird.

In der Gesellschaft zeigt sich ein stärker werdendes Umweltbewusstsein. Was sollte dies für die Verpackung bedeuten? Könnte das zum Aufschwung von wiederverwertbaren Versandverpackungen führen?

Ein sehr interessanter Punkt. Wir haben in diesem Bereich bereits 2016 eine Umfrage durchgeführt und konnten feststellen, dass auch die Mehrheit von Endkunden bereit wäre, mehr für die Verpackung zu bezahlen, wenn diese nachweislich aus umweltfreundlichen Materialien gefertigt wurde.

Es ist aber ein sehr schwieriges Thema, mit dem wir uns heute und in Zukunft beschäftigen müssen. Ist eine wiederverwendbare Kunststoffbox umweltfreundlicher als eine Einwegverpackung aus Papier? Zwar ist Papier zu 100 Prozent recycelfähig und kann kompostiert werden, aber dafür benötigt es zum Beispiel mehr Energie bei der Herstellung.

Wir sind aber auf einen guten Weg, sowohl Verbraucher als auch Hersteller haben die Zeichen schon längst erkannt und setzen immer mehr auf wiederverwendbare und umweltfreundliche Verpackungen.

Mittlerweile werden immer mehr Produkte im Original-Karton verschickt, ohne Umverpackung. Was halten Sie von der Entwicklung?

Persönlich halte ich diese Entwicklung für gut. Warum Rohstoffe verschwenden, wenn es auch anders geht? Bei vielen Produktarten stellt das Versenden im Originalkarton auch kein Problem dar, zumindest auf dem Transportweg. Bedenken habe ich eher damit, dass jeder weiß, was im Paket steckt.

Wichtig finde ich es, dass das Ganze transparent kommuniziert wird und der Endkunde schlussendlich selbst darüber bestimmen kann ob das Produkt im oder ohne Umkarton versendet wird.

In England wird darüber nachgedacht, eine Plastik-Steuer zu erheben – das wird vor allem ein Problem, da viele Händler als Polstermaterial Luftpolsterfolie verwenden. Was für Alternativen gibt es beim Füllmaterial?

Im Verpackungsbereich sind wir bereits heute sehr gut auf ein solches Szenario eingestellt. Luftpolsterfolien und Matten können mit verschiedenen Papierlösungen ersetzt werden. Für die reine Hohlraumfüllung bietet sich Knüllpapier an. Für etwas mehr Oberflächenschutz kann ein Seiden- und Wabenpapier sorgen.

Spätestens ab 2019 tritt das neue Verpackungsgesetz (VerpackG) in Kraft und ersetzt die bis dahin geltende Verpackungsordnung. Ist die Verpackungsverordnung nicht mehr ausreichend?

Der immer weiter wachsende Versandhandel war sicherlich ein Grund für das neue Verpackungsgesetz. Eine Anpassung der bestehenden Verpackungsordnung wäre notwendig gewesen, aber aufgrund der neuen zentralen Behörde war es wohl der richtige Schritt direkt die VerpackG zu definieren. Teilweise war die VerpackV doch recht veraltet, insbesondere mit den seit 1991 nicht veränderten Recyclingquoten.

Persönlich möchte dazu raten, sich sobald als möglich sich mit diesem Thema zu beschäftigen, da es doch einige signifikante Unterschiede zu der aktuell gültigen Verpackungsverordnung gibt. Insbesondere das Inverkehrbringen von Verpackungen wird deutlich verschärft. Man muss sich bei der neu geschaffenen Behörde rechtzeitig registrieren, um am 1.1.2019 auch versenden zu dürfen.

Welche Materialien fallen eigentlich unter das Verpackungsgesetz?

Unter das neue Verpackungsgesetz fallen grundsätzlich alle Verpackungen und zwar unabhängig vom Material. Der wohl wichtigste Punkt für Online-Händler ist, dass im VerpackG genau definiert ist, dass Versandverpackungen auch als Verkaufsverpackung zählen und somit auch bei einem dualen System lizenziert werden müssen.

 


Alexander Schönegg - CombraAlexander Schönegg ist 32 Jahre alt, studierte technische Informatik und ist seit 2014 bei Combra Verpackungssysteme als SEO Manager tätig. Unter anderem kümmert er sich dort um bestehende Webprojekte und führt einen Blog über Verpackungsmittel. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit führt er zahlreiche Webseiten rund um Technik und ist außerdem an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen im Lehrauftrag unterwegs.