Kunden vertrauen anderen Kunden. Deswegen sind Produktrezensionen und Bewertungen auch so wichtig im Online-Handel. Doch was, wenn die Bewertungen erstunken und erlogen sind? Kunden vertrauen auf die Echtheit und werden im schlimmsten Fall bitter enttäuscht. Und dann hagelt es Kritik für den Händler und das Produkt. Und wenn es sich um einen Marktplatz handelt, bekommt der dann auch noch sein Fett weg.

Bewertungen – Alles erlogen?

Entsprechend ist die Aussage von Amazon, dass „falsche, irreführende und unauthentische“ Produktbewertungen dem Ansehen der Marke schaden würden, durchaus richtig. Aber woher kommt der aktuelle Trubel um gefälschte Bewertungen? Der Grund für das Scheinwerferlicht liegt im neusten Coup von Amazon. Das Unternehmen hat nun nämlich Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Insgesamt handelt es sich um 1.114 „John Does“ (zu Deutsch: „Max Mustermann“), die gegen Bezahlung gefälschte Produktbewertungen auf der amerikanischen Amazon-Seite erstellt haben.

Wie auf faz.net zu lesen ist, wirft Amazon den Betrügern vor, falsche Rezensionen auf der Webseite Fiverr.com beworben zu haben. Rezensionen mit 5 Sterne Bewertungen seien dort schon für lächerliche 5 US-Dollar zu haben. In einigen Fällen sollen aber auch Bewertungen mit dem Attribut „Verifizierter Kauf“ angeboten worden sein.

Was auf der Plattform Fiverr angeboten worden ist, ist tatsächlich als nichts anderes, als eine absolute Frechheit zu bezeichnen. Wobei – eigentlich ist es rechtswidrig und damit viel mehr als eine Frechheit. Und doch kommt mir als Online-Shopper dieser Begriff als erstes in den Sinn. Die Betrüger schaden nämlich nicht nur Amazon, sondern auch den Händlern und den Kunden. Sie führen sie in die Irre und nutzen das Vertrauen in die ehrliche Meinung von anderen Kunden aus. Gefälschte Bewertungen führen das ganze System ad absurdum und lassen frustrierte Kunden zurück. Und es gibt im Online-Handel nichts Schlimmeres als frustrierte Kunden. Schlagwort Shitstorm und so.

Auch die Händler haben zu leiden

Aber es sind nicht nur die Kunden, die unter diesen gefälschten Bewertungen leiden. Denk doch mal jemand an die Konkurrenz! Denn tatsächlich können solche gefälschten Bewertungen auch eingesetzt werden, um die Konkurrenz schlecht dastehen zu lassen. Dass sowas vorkommt, zeigte der Fall aus dem Juni 2014. Auch damals ging es schon um Amazon. Damals wurden von Unbekannten Bewertungen manipuliert. Das Opfer – das Unternehmen Ubervita – klagte schließlich in folgenden Punkten: unlauterer Wettbewerb, Verunglimpfung von Produkten, Geschäftsschädigung, unerlaubte Einflussnahme und unlauterer Wettbewerb nach Washingtoner Gesetz.

Es ist nicht das erste Mal, dass Amazon gegen gefälschte Bewertungen vorgeht. Bereits im April dieses Jahres wurde geklagt. Ein Ergebnis ist bisher allerdings nicht bekannt. Und so wird es wahrscheinlich auch wieder in diesem Fall laufen. Klage eingereicht, Erwartungen hoch, Resultat womöglich unbekannt. Und trotzdem ist es ein Schritt in die richtige Richtung. Denn es zeigt, dass Verbrecher zur Rechenschaft gezogen werden und das Internet eben kein rechtsfreier Raum ist.

In diesem Sinne: Sehr gut Amazon! Wenn jetzt auch tatsächlich der ein oder andere Betrüger wirklich verurteilt wird, gibt es richtig was zu feiern!