Als Journalist geht man eigentlich davon aus, bereits über alles und jeden berichtet zu haben und durch nichts mehr geschockt werden zu können. Die neuen Vorwürfe, die sich an Amazon richten, bilden jedoch komplettes Neuland: So soll der Online-Händler seinen männlichen Mitarbeitern in manchen Geschäftsgebäuden zu wenig Toilettenräume zur Verfügung stellen, wodurch Warteschlangen nicht selten sind.

 

Männer-WC

(Bildquelle Männer-WC: Curtis Perry via Flickr, ohne Änderungen bestimmte Rechte vorbehalten)

Fast jeden Tag ist das Thema Amazon in den Schlagzeilen vertreten – egal, in welchem Bereich diese anzusiedeln sind. In letzter Zeit häuften sich Berichte über den eher kritischen Umgang mit eigenen Mitarbeitern im Aus- und Inland. Da war beispielsweise die Rede von gezielter Schikane, unzähligen Überstunden, einen immensem Arbeitsdruck und weinenden Mitarbeitern. Auch die aktuellsten News kommen aus dem Personal-Bereich und zeigen, das Amazon noch an ganz anderer Stelle Probleme zu haben scheint.

Amazon und die „Geschäfts“-Probleme

Wie GeekWire auf Basis von Dokumenten des Washington State Department of Labor & Industries berichtet, hat Amazon … nun ja … wie kann das vorsichtig und zumindest halbwegs jugendfrei formuliert werden? … Versuchen wir es einfach, metaphorisch auf den Punkt zu bringen: Amazon bietet seinen männlichen Mitarbeitern zu wenig Möglichkeiten an, ihr Geschäft zu entrichten, ihre Nase zu pudern, ihre Hände zu waschen, für kleine oder große Jungs / Königstiger bzw. Cowboys zu gehen, sich frisch zu machen, sich für einen Moment zu entschuldigen, das Stille Örtchen aufzusuchen, dem Ruf der Natur zu folgen, ihr Schicksal zu erleichtern, dort hinzugehen, wo der Kaiser zu Fuß hingeht und und und ... – kurz: Amazon hat zu wenig Toiletten für seine männlichen Mitarbeiter.

Ein Amazon-Gebäude mit dem Namen Blackfoot war dabei im letzten Jahr von männlichen Mitarbeitern förmlich überrannt worden, sodass der Online-Händler zusätzliche Toiletten bauen musste, um die offiziellen staatlichen Richtlinien zu erfüllen und den Unmut der Mitarbeiter zu beschwichtigen.

Beschwerden seit 2012 vorhanden

Nun liegt der Gedanke nahe, dass das nicht unbedingt selten vorkommt und möglicherweise gang und gäbe ist, da nicht immer korrekt eingeschätzt werden kann, wie hoch das Verhältnis von männlichen und weiblichen Mitarbeitern sein wird. Wie ein Sprecher des besagten Departments aber mitteilte, kommt dies eigentlich sonst nur in der Bauindustrie vor, wo sich Männer bekanntlich häufig in der Überzahl befinden (#Emanzipation) und Toiletten Mangelware sind.

Die Proteste kommen nicht zum ersten Mal ans Tageslicht: Bereits seit 2012 sollen sich männliche Mitarbeiter über lange Warteschlangen bei den Toiletten beschweren. Dabei wurde Amazon jedes Mal aufs Neue gezwungen, zu zählen, ob die Mindestanzahl an Toiletten pro Gang vorhanden ist.

Amazon Blackfoot: Knotenpunkt des Toiletten-Desasters?

GeekWire gibt zudem ein Beispiel über das Ausmaß von diesem Problem: So habe Amazon im November 2014 insgesamt 150 männliche Mitarbeiter auf einem Flur im Blackfoot-Gebäude gehabt, denen gerade mal vier Toiletten zur Verfügung standen. Der Online-Händler versprach, einen neuen Raum inklusive weiterer WCs zu errichten, was einem nicht genannten Mitarbeiter zufolge bis heute nicht geschehen sein soll. Dieser berichtet zudem von seiner täglichen Suche nach einer freien Toilette, die sich gezwungenermaßen meist auf mehrere Etagen ausweitet. Der Rekord liegt bei fünf (!) Etagen, bevor er endlich am Ziel angelangt war.

Amazon selbst wollte sich – wenig überraschend – nicht zu diesem Notdurft-Umstand äußern. Auch viele Mitarbeiter schwiegen eher zu diesem Thema, als sie von GeekWire darauf angesprochen wurden. Kein Wunder – wird dieses von den meisten als ein zu großer Eingriff in die Intimsphäre abgestempelt. Ein Mitarbeiter äußerte sich jedoch und meinte: „Die Menschen beschweren sich nicht. Sie gewöhnen sich einfach daran.“

Natürlich kann und muss in diesem Zusammenhang über die Ursachen nachgedacht werden. Amazon hält sich insgesamt im Prinzip an die gesetzlichen Richtlinien bei der Mindestanzahl an Toiletten. Vielmehr besteht ein grundlegendes Problem in der Aufteilung von Frauen und Männern als Mitarbeiter. Je nach Etage beträgt das Verhältnis beispielsweise 100 zu 13, 77 zu 9 oder 558 zu 105 im Jahr 2013 für ein gesamtes Gebäude. Eine höhere Anzahl an weiblichen Mitarbeitern würde diesen Umstand also durchaus beseitigen, das Toiletten-Problem beseitigen und aufgrund kürzerer Wartezeiten möglicherweise sogar ein effektiveres Arbeiten ermöglichen. Wir drücken allen männlichen Amazon-Mitarbeitern die Daumen!