Samuel Atuegbu arbeitete bereits zwei Jahre in Wunstorf und erwartete eigentlich die baldige Entfristung.

Der Vertrag eines Mitarbeiters im Amazon Verteilzentrum Wunstorf wurde nicht wie erwartet entfristet. Nun stellt der Gewerkschaftsbund Verdi den Vorwurf in den Raum, dass dem Mann gekündigt wurde, da er sich im Betriebsrat engagiert. Wie Business Insider berichtet, streitet Amazon die Vorwürfe jedoch ab und verweist auf das reguläre Auslaufen des Arbeitsvertrages.

Mitarbeiter erfüllte alle Kriterien für eine Entfristung

Das Verteilzentrum im niedersächsischen Wunstorf schaffte es im vorangegangenen Jahr, als erstes Amazon Verteilzentrum in Deutschland, die Gründung eines Betriebsrates durchzusetzen. In den Zentren, welche die Pakete für die Zustellung auf der letzten Meile sortieren, kommen besonders häufig befristete Arbeitsverträge zum Einsatz. 

Im Arbeitsrecht müssen befristete Verträge nach maximal drei Verlängerungen in zwei Jahren entfristet werden. Solange ein Sachgrund gegeben ist, kann ein Arbeitsvertrag auch länger befristet werden. Für die Entfristung können Unternehmen dabei jedoch Kriterien festlegen, anhand derer die Entscheidung festgemacht wird. 

Samuel Atuegbu sei nach zwei Jahren in Wunstorf an sich von einer baldigen Entfrtistung ausgegangen. Er war bei der Belegschaft beliebt, habe wenige Fehlzeiten, keinerlei Abmahnungen und stets positives Feedback von Vorgesetzten erhalten. Dennoch sei sein Vertrag jetzt mit dem Auslaufen beendet worden.

Verdi-Vorwurf: Amazon erschwert betriebsrätliche Arbeit

Atuegbu hatte sich nicht nur für die Gründung des Betriebsrates starkgemacht, sondern wurde später auch aktives Mitglied der Arbeitnehmervertretung. Doch wie Verdi behauptet, soll es bei der Arbeit zu Problemen mit dem Unternehmen gekommen sein. So wurde angeblich die Teilnahme an Betriebsratssitzungen nicht als Arbeitszeit anerkannt.

Auch die Beendigung des Arbeitsverhältnisses sieht Verdi in direktem Zusammenhang mit Atuegbus Engagement. Andere Mitarbeitende wurden beispielsweise trotz größerer Fehlzeiten erfolgreich entfristet. Es sei unklar, welchen Anlass zur Entlassung es abgesehen von der betriebsrätlichen Tätigkeit gegenben habe.

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Amazon weist Vorwürfe zurück

Wie ein Unternehmenssprecher gegenüber Business Insider aber erklärte, seien die Vorwürfe des Gewerkschaftsbundes haltlos: „Der Vertrag des angesprochenen Mitarbeiters läuft aus, das ist alles. Wir kommunizieren klar die Erwartung, dass befristete Verträge ein reguläres Enddatum haben und dass wir nicht vorhersagen können, ob sie verlängert oder umgewandelt werden können“, hieß es in der Erklärung.

Dass eine betriebsrätliche Tätigkeit bei der Vertragsgestaltung keine Rolle spielt, soll zudem durch der Umstand belegen, dass Amazon bereits die Verträge von fünf weiteren Betriebsratsmitgliedern entfristet habe. Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage musste sich das Unternehmen schließlich auch hierzulande von zahlreichen Mitarbeitenden trennen. Denkbar wäre also, dass Atuegbu einfach Opfer der konjunkturbedingten Kürzungen wurde. 

Auch dass es Probleme bei der Zeiterfassung von Betriebsratssitzungen gegeben habe, weist das Unternehmen von sich. Im konkreten Fall bestätigte der Sprecher, wurden dem Mitarbeiter sämtliche Arbeitsstunden entsprechend erfasst. 

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