Das Hickhack um Homeoffice und Büropflicht im Hause Amazon geht weiter.

Amazon will seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig wieder öfter im Büro sehen und somit das Homeoffice deutlich einschränken. Entsprechend hatte Konzernchef Andy Jassy in der vergangenen Woche die Wiedereinführung einer Büropflicht an drei Tagen in der Woche verkündet. Die neue Regelung soll ab dem 1. Mai 2023 greifen, doch den Angestellten stößt sie bitter auf.

Um Bedenken und Kritik mehr Kraft zu verleihen und einen Austausch zu fördern, haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Chat-Dienst Slack einen eigenen Kanal rund um die drohende Büropflicht eingerichtet. Dort erzählen sie ihre persönlichen Geschichten, setzen sich für Homeoffice ein und teilen ihre Bedenken und Sorgen. Nach Angaben von CNBC verzeichnete der Kanal bislang rund 16.000 angemeldete Teilnehmer. 

Um den Druck auf Jassy zu erhöhen, sei überdies eine interne Petition verfasst worden, in der der Konzernchef und Bezos-Nachfolger aufgefordert wird, die anvisierte Büropflicht auszusetzen.

Amazon hat „Rolle als bester Arbeitgeber nicht erfüllt“

Die Entscheidung, eine Rückkehr an den Arbeitsplatz zu erzwingen, nannten Teilnehmer falsch. Sie widerspreche zudem Forschungsergebnissen und Studien, die belegen, dass Remote-Arbeit die Produktivität steigern und Kosten senken kann. Auch für neue Top-Talente sei die Möglichkeit des Homeoffice ein wichtiges Kriterium.

Mit der Pflicht zur Rückkehr ins Büro „hat das Unternehmen seine Rolle als bester Arbeitgeber der Welt nicht erfüllt“, zitiert CNBC Stimmen aus dem Kanal. „Ich glaube, dass diese Entscheidung unserem Geschäft schaden wird.“

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Mitarbeiter sorgen sich um Pflege von Angehörigen und lange Arbeitswege

Welche massiven Auswirkungen die kommende Büropflicht auf die Angestellten hat, zeigt ein Blick auf Einzelschicksale: Viele Mitarbeitende zeigten sich überrascht und frustriert ob der Pläne. So berichteten einige etwa, dass sie sich nun um eine neue Kinderbetreuung oder um Pflegekräfte für kranke oder alternde Familienmitglieder kümmern müssten.

Sollte die Pflicht zurückkehren, müssten außerdem manche umziehen, da sie dank der Homeoffice-Flexibilität in der Pandemiezeit aus den Großstädten wegzogen, um in preiswertere Wohnungen abseits der Ballungsräume zu leben. Die Büropolitik ziehe also nicht nur finanzielle Probleme, sondern auch organisatorische Schwierigkeiten nach sich.

Jassy verweist auf positive Effekte der Büroarbeit

In den vergangenen Monaten gab es bei Amazon je nach Bereich verschiedene Arbeitsmodelle. Denn der Konzern hatte nach langem Hin und Her im Herbst 2021 verkündet, dass Führungskräfte selbst entscheiden können, wie viele Homeoffice-Tage ihre Teams erhalten und wie sie die Zusammenarbeit dementsprechend gestalten.

Im Zuge seiner jüngsten Verkündung der Wiedereinführung von Büroarbeit verwies Firmenchef Andy Jassy auf die vermeintlich vielen Vorteile, die eine Arbeit vor Ort seiner Meinung nach mit sich bringt. So können kleine Fragen oder Probleme beispielsweise schnell auf dem Weg zum Mittagessen oder im Aufzug geklärt werden. Außerdem werde der Teamzusammenhalt gestärkt.

„Teams sind tendenziell besser miteinander verbunden, wenn sie sich häufiger persönlich sehen. Jemandem von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, ihm in die Augen zu schauen und zu sehen, dass er vollständig in das eingetaucht ist, was Sie besprechen, hat etwas, das die Menschen zusammenschweißt. Teams neigen dazu, Wege zu finden, um harte und komplexe Kompromisse schneller durchzuarbeiten, wenn sie zusammenkommen und sie in einem Raum arbeiten“, so Jassy in seiner Ankündigung.

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