Andy Jassy, der Nachfolger des früheren Amazon-Chefs Jeff Bezos, muss sich aktuell mit kritischen Fragen rund um die neue Zahlungsoption des Konzerns beschäftigen.

Bezahlen mit der Handfläche – das ist das neue große Ding, das Amazon im stationären Handel etablieren möchte. Wenn Kunden ihre Einkäufe bezahlen, indem sie einfach ihre Hand auf einen Scanner legen, können sie durch das System automatisch identifiziert werden, sodass der fällige Zahlungsbetrag einfach von ihrem Konto abgebucht werden kann.

Diese neue Zahlungsoption namens „Amazon One“, die der Konzern bereits in seinen Filialen eingeführt hat, scheint nun auch kritisches Interesse einiger Politiker erweckt zu haben. Nun hat sich eine Gruppe von Senatoren in einem Brief an den amtierenden Amazon-Chef Andy Jassy gewandt und fordert darin weiterführende Informationen rund um die neue, biometrische Zahlungsart.

Wie werden die Daten genutzt? Und welche Pläne verfolgt Amazon?

Im Allgemeinen geht es den US-Politikern darum, mehr über die Verwendungsweise der sensiblen Daten – in diesem Fall der Handabdrücke von Kunden – zu erfahren. Nach Informationen von TechCrunch fordern sie Auskunft darüber, wie Amazon seine neue Zahlungsmethode künftig ausweiten möchte, wie es mit dem Schutz der Privatsphäre der Nutzer aussieht und wie die gesammelten Daten verarbeitet würden. Zentral sei dabei auch die Frage, ob das System Amazon dabei helfen soll, die gesammelten Daten zu nutzen, um später gezielte Werbeanzeigen an die Kunden ausspielen zu können. 

„Im Gegensatz zu biometrischen Systemen wie Apples Face ID und Touch ID oder Samsung Pass, die biometrische Informationen auf dem Gerät eines Nutzers speichern, lädt Amazon One Berichten zufolge biometrische Informationen in die Cloud, was einzigartige Sicherheitsrisiken birgt“, zitiert TechCrunch die Senatoren aus dem genannten Brief. „Datensicherheit ist besonders wichtig, wenn es um unveränderliche Kundendaten wie Handabdrücke geht.“

Handscan und Gesichtserkennung als kritische Kombination 

Neben Informationen zur Verarbeitung und Nutzung der Daten fordern die Senatoren auch ganz grundlegende Einzelheiten zu Amazon One ein: So fragen sie etwa nach der Zahl der Nutzer, die sich bisher für die Bezahlung mittels Handfläche registriert haben, wie Amazon die Daten sichert und ob die Daten eventuell auch mit anderen gesammelten sensiblen Daten gekoppelt werden. Besonders kritisch wird offenbar eine Kopplung mit Daten gesehen, die Amazon mithilfe seiner Gesichtserkennungssoftware Rekognition gesammelt hat. 

Mit dieser Gesichtserkennungssoftware hatte Amazon in der Vergangenheit bereits heftige Kritik von Bürgerrechtlern, Datenschützern, eigenen Mitarbeitern und Anlegern geerntet, da der Konzern die Software der Polizei bzw. US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung gestellt hatte. Nachdem der US-Amerikaner George Floyd im Mai 2020 durch Polizeigewalt ums Leben kam, wuchs der Druck auf Amazon und das Unternehmen pausierte im Rahmen massiver Proteste die Zusammenarbeit mit der US-Polizei. Ein Fakt, der in diese Entwicklung hineingespielt haben dürfte, ist die Fehlerhaftigkeit, mit der das Programm gearbeitet hatte: So wurden beispielsweise Abgeordnete als Verdächtige identifiziert.

Amazon lockt Kunden mit Gutschrift zum Handscannen

Dass Amazon wirklich Interesse daran hat, möglichst schnell möglichst viele Kunden für die Zahlungsoption mittels Handfläche zu gewinnen, zeigt sich auch an einer Aktion des US-Riesen: In den vergangenen Wochen wurden Kunden mit einer Gutschrift in Höhe von 10 US-Dollar gelockt, ihre Handabdrücke für das Programm zur Verfügung zu stellen. Datenschützer hatten dieses Vorgehen scharf kritisiert.

Amazon hatte Amazon One bereits Ende 2020 offiziell vorgestellt und in seinen Amazon Go-Supermärkten, seinen Buchgeschäften („Amazon Books“), Amazon-Vier-Sterne-Läden sowie in einigen Whole-Foods-Geschäften eingeführt. Die Zahlungsvariante soll zahlreiche Vorteile mit sich bringen: Sie soll aus Sicht von Amazon schnell gehen, einfach und komfortabel sein und den Kunden darüber hinaus das Mitschleppen von Geld, Zahlungskarten oder das Merken von PIN-Nummern ersparen.