Die Steuertricks großer Konzerne sind keine Neuheit und sorgen immer mal wieder für Unmut bei den Verbrauchern. Auch Amazon gehörte bisher zu jenen Unternehmen, die die Abgaben in Deutschland (und anderen europäischen Staaten) umgingen und stattdessen von der Minimal-Belastung in einer Steueroase profitierte. Doch diese Trickserei hat nun ein Ende: Seit einigen Wochen zahlt Amazon nämlich in Deutschland Steuern. Doch der große Beifallssturm aus der Öffentlichkeit bleibt aus.
(Bildquelle euro-currency: final gather via Flickr, ohne Änderungen, bestimmte Rechte vorbehalten)
Es ist eine Nachricht, die nicht nur Medien mit einiger Genugtuung aufgreifen, sondern auch bei Verbrauchern in den sozialen Medien die Runde macht: Amazon zahlt seit 01. Mai 2015 Steuern in Deutschland. Endlich! Bisher hatte das Unternehmen seine in Deutschland erwirtschafteten Gewinne am hiesigen Fiskus vorbeigeschleust und im benachbarten Großherzogtum Luxemburg verbucht.
Steuern und Amazon: Ein Blick auf die öffentliche Meinung
Obwohl solche steuerlichen Tricksereien schon immer als wenig moralisch galten, wurden und werden sie doch von zahlreiche Konzernen (wie Apple, Google und Co.) in Anspruch genommen. Dass Amazon nun in steuerpolitischen Belangen umschwenkt und auch hierzulande brav seine Steuern zahlt, wird in der Öffentlichkeit aber eher kritisch diskutiert:
Amazon zahlt ab sofort Steuern in Deutschland. Ich Opfer hab das schon die ganze Zeit gemacht!
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) 24. Mai 2015
Ach. Neue Strategie oder Augenwischerei? Wir werden sehen #Amazon #Steuern http://t.co/4lDjBNnzej
— Sabine Gillessen (@SabineGillessen) 25. Mai 2015
Wenn #Amazon jetzt Steuern in D zahlt, muss es da günstiger sein als in Luxemburg.
— Stephanie Bart (@Bart_Stephanie) 24. Mai 2015
Wer glaubt das #Amazon jetzt wirklich ganz normal seine Steuern zahlt der glaubt auch an den Weihnachtsmann.
— S.R. (@dehsur) 24. Mai 2015
Amazon begründet Steuer-Umschwung mit internen Gründen
Dies sind nur einige Reaktionen, die auf die Meldung zu vernehmen sind. Wer nun glaubt, dass die neue Amazon Steuer-Politik mit einem Anflug von Rechtschaffenheit und Moral einhergeht, sollte sich über eines im Klaren sein: Der Status quo hat sich verändert. Die fetten Jahre, in denen komplexe Firmengeflechte dabei halfen, eine komfortable Steuer-Sparpolitik zu verfolgen, könnten schneller vorbei sein, als gedacht. Zunehmend geraten die sparwütigen Konzerne und die Nutzung ausgefeilter Schlupflöcher unter Druck. Selbst die EU-Kommission prüft in einem konkreten Fall, ob das Vorgehen von Amazon in Bezug auf die Steuer-Politik überhaupt rechtens ist.
Amazon selbst begründet die neue Vorgehensweise nicht mit wachsendem Druck, sondern mit unternehmensinternen Gründen: „Wir überprüfen regelmäßig unsere Firmenstrukturen, um sicherzustellen, dass wir unsere Kunden bestmöglich bedienen können“, kommentiert ein Sprecher nach Angaben der Süddeutschen.
Auf eine Geldflut für Deutschland ist nicht zu hoffen
Wie dem auch sei. Die Neuerung – egal aus welchen Gründen veranlasst – dürfte in vielen Augen der Weg in die richtige Richtung sein. Dass durch diesen Schritt die Kassen in Deutschland ordentlich zum Klingeln gebracht werden, ist jedoch ein Wunschdenken, dem die Realität höchstwahrscheinlich entgegensteht. Denn der Konzern von Jeff Bezos macht äußerst selten Gewinne: Vielmehr wird das erwirtschaftete Geld durch massive Investitionen in den eigenen Ausbau gesteckt.
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USt.
wenn Amazon guten Willens ist Steuern zu bezahlen, dann darf sich Amazon auch wieder die Vorsteuer holen.
Also wird wohl mehr ausgegeben irgendwann, damit man sich wieder was beim Staat holen kann.
Wird schon seine Gründe haben. Eigentlich sollte Jeder Standort versteuert werden. Je nach Gewinn oder Verlust.
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