Hinter dem Rücken einiger Amazon-Händler hat Amazon mit Unternehmen wie Asics Vertriebsbeschränkungen vereinbart. Das führt dazu, dass viele Amazon-Händler jetzt nicht mehr mit den betroffenen Produkten handeln dürfen, zumindest nicht mehr ohne die Lizenz dafür von den Markenherstellern. Für die betroffenen Amazon-Händler führt diese Entscheidung zum Teil zu großen und unerwarteten Umsatzeinbußen.

Amazon vereinbart Vertriebsbeschränkungen.

(Bildquelle latenightnonsense_amazon_logo: Adrienne Third via Flickr.com, bestimmte Rechte vorbehalten)

Viele Amazon-Händler sind in den vergangenen Wochen von Amazon enttäuscht worden. Das Unternehmen hat offenbar heimlich Vertriebsbeschränkungen mit Markenherstellern wie Asics vereinbart und quasi über Nacht vielen Amazon-Händlern den Verkauf untersagt. Wer weiter Produkte von Asics und Co. auf Amazon verkaufen möchte, muss jetzt von den Herstellern selbst lizenziert werden.

Amazon entzieht einigen Händlern Umsatzgrundlage

Aus Sicht der betroffenen Amazon-Händler ist die Entscheidung von Amazon nicht nachvollziehbar. Es ist nicht bekannt, mit wie vielen Unternehmen Amazon heimlich Vertriebsbeschränkungen vereinbart. Wir haben an anderer Stelle bereits über das Thema berichtet und zahlreiche Amazon-Händler haben uns anonym über die ihnen bekannten Vertriebsbeschränkungen informiert. Nach unserem aktuellen Kenntnisstand sind das folgende Unternehmen: Asics, Lalique, Cartier, Dr. Sebagh, Erno Laszlo, Floris London, Joop, Loris Azzaro, Annick Goutal, Costume National, Burberry, Thierry Mugler, Clarins, Hugh Parsons, Worth, Onitsuka. 

Amazon begründet die Entscheidung offiziell mit der Verbesserung des Kundenerlebnisses. Auf unsere Anfrage hin, kommentierte ein Sprecher von Amazon: „Ich bitte um Ihr Verständnis, dass wir Details unserer Geschäftsbedingungen und Konditionen nicht öffentlich diskutieren.“

Amazon hält sich also mit Informationen sehr bedeckt, Asics reagierte auf unsere Anfrage der vergangenen Woche bislang überhaupt nicht.

Für die betroffenen Amazon-Händler bedeuten die Vertriebsbeschränkungen plötzliche und schwer ersetzbare Umsatzeinbußen. Aus den E-Mails die Amazon an die Amazon-Händler geschrieben hat (die E-Mails liegen uns vor), geht hervor, dass die Amazon-Händler kein Mitspracherecht hatten und direkt vor vollendeten Tatsachen gestellt wurden.

Amazon will "bestmögliches Einkaufserlebnis" bieten

Ein Auszug aus einer E-Mail von Amazon an einen Amazon-Händler: „Wir bemühen uns stets darum, Kunden ein bestmögliches Einkaufserlebnis zu bieten. Deshalb führen wir Beschränkungen für das Einstellen von Angeboten für Produkte der Marken Asics und Onitsuka ein. Insbesondere genehmigen wir nur noch autorisierten Händlern, Angebote für Produkte dieser Marken einzustellen. Wenn Sie über eine Bestätigung des Herstellers verfügen, dass Sie ein autorisierter Händler sind, wenden Sie sich bitten an den Verkäuferservice. Sollte dies nicht der Fall sein, können Sie mit Wirkung zum 1. März 2015 Produkte der Marken Asics oder Onitsuka nicht mehr bei Amazon anbieten, und Ihre Angebote für diese Produkte werden entfernt.“

Erste Händler fordern bereits, dass der Fall von Wettbewerbsbehörden beleuchtet werde. Nicht zu Unrecht, denn das Bundeskartellamt hat sich tatsächlich im vergangenen Jahr bereits mit Asics und dem Thema Vertriebsbeschränkungen beschäftigt. Damals schätzte das Bundeskartellamt die Vorgaben von Asics an Händler als wettbewerbsbeschränkend ein. Allerdings waren die Vorgaben von Asics damals radikaler, als im aktuellen Fall. Asics hatte im vergangenen Jahr nämlich generell allen Händlern ohne Ausnahme untersagt, die Produkte auf digitalen Marktplätzen wie Amazon und Ebay zu handeln.